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Erzbischof Ugorji bei einer Tagung Erzbischof Ugorji bei einer Tagung 

Nigeria: „Korruption außer Kontrolle“

Scharfe Kritik an einer überbordenden Korruption in Nigeria hat der Vorsitzende der dortigen Bischofskonferenz geäußert.

Das Leben der meisten Menschen aller Altersstufen im bevölkerungsreichsten Land Afrikas sei von Korruption durchdrungen, diese sei ein „besorgniserregendes Laster“ und „außer Kontrolle geraten“. Das sagte Erzbischof Lucius Iwejuru Ugorji laut dem vatikanischen Informationsdienst Fides am Montag bei einer Predigt.

Korruption sei „zersetzend, verunreinigend, entwürdigend und ansteckend“, so der Bischof von Owerri. Sie zeige sich in einer langen Reihe von Missständen, welche von Vetternwirtschaft, Bestechung und Veruntreuung über Amtsmissbrauch, Plünderung von öffentlichem Eigentum bis hin zu Sektierertum, Identitätsdiebstahl und einer weiteren Reihe von Betrügereien reichten. Auch Falschdarstellung, Fälschung von Unterlagen, Änderung von Geburtsdaten, Betrug und Manipulation seien oft damit verbunden.

Blick auf Lagos
Blick auf Lagos

„Zersetzend, verunreinigend, entwürdigend und ansteckend“

Einige der von Bischof Ugorji aufgezählten Missstände in Nigeria sind laut dem Bericht von Fides gut dokumentiert. So ergab eine im Jahr 2020 vom Gouverneur des Bundesstaates Borno durchgeführte Überprüfung von Grundschullehrern und lokalen Regierungsangestellten, dass allein in diesem Bundesstaat bis zu 22.556 „Geisterarbeiter“ auf der Gehaltsliste der Regierung standen, davon 14.762 auf der Ebene der Kommunalverwaltungen, während 7.794 angeblich an öffentlichen Grundschulen beschäftigt waren, ohne Lehrer zu sein.

Allein dieser Betrug kostet die Regierung des Bundesstaates 420 Millionen Dollar - pro Monat. Darüber hinaus kassieren nigerianische Politiker und Regierungsbeamte nicht nur die Renten verstorbener Arbeiter, sondern registrieren häufig auch Migranten als Wähler, die im Gegenzug für ihre Stimme auf die Gehaltsliste der Regierung gesetzt werden.

Kathedrale von Lagos
Kathedrale von Lagos

Gekaufte Prüfungen

Eine weitere in Nigeria weit verbreitete Geißel, vor allem in den letzten zwei Jahrzehnten, sind die „gekauften Prüfungen“, insbesondere in der Sekundarstufe II, mit zunehmenden Fällen von Prüfungsbetrug durch Schüler, Lehrer und Eltern. In jeder Prüfungssitzung gebe es neue und ausgeklügelte Methoden des Betrugs.

Nur selten haben aufgedeckte Missstände auch Konsequenzen. Am 8. Januar suspendierte der nigerianische Präsident den Minister für humanitäre Angelegenheiten und Armutsbekämpfung, Betta Edu. Grund war der Verdacht auf Veruntreuung von Geldern von einem Bankkonto für die Finanztransaktionen des Ministeriums im Rahmen des Sozialhilfeprogramms.

(kap – sk)

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16. Januar 2024, 11:12