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Erzbischof Vincenzo Paglia Erzbischof Vincenzo Paglia  (ANSA)

Paglia: Verantwortliche Nähe praktizieren

Am 76. Jahrestag der Ermordung Mahatma Ghandis, der sich für ein Miteinander aller Religionen einsetzte, hat Erzbischof Vincenzo Paglia in Neu-Delhi zu Frieden, Geschwisterlichkeit und Toleranz aufgerufen. Der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben äußerte sich im Rahmen seines Indien-Besuchs auch zum Thema Palliativmedizin und Künstliche Intelligenz.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

„Die Fürsorge für die Schwachen und Kranken ist ein wesentliches Bedürfnis unserer Menschheit, und die Palliativmedizin bietet hier eine konkrete und gültige Antwort. Wenn nämlich der Moment gekommen ist, in dem man nicht mehr heilen kann, steht die Sorge um den Menschen im Vordergrund“, bekräftigte Erzbischof Vincenzo Paglia. Der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben sprach bei einem Treffen für Priester und Seminaristen am Morgen des 30. Januar (Delhi-Zeit) im „Vidyajyoti College of Theology“.

In seiner Rede zum Thema „Ethik und pastorale Herausforderungen am Ende des Lebens“ betonte Paglia, dass Euthanasie in Indien zwar nun stärker diskutiert werde, dort aber auch die Palliativmedizin am weitesten entwickelt sei. Besonders würdigte er in diesem Zusammenhang die Arbeit des indischen Arztes Dr. Rajagopal, der „Pallium India“ begründet hat.

In Indien hätten weniger als ein Prozent der Bedürftigen Zugang zu Opioid-Medikamenten. Und obwohl sich diese Situation dank der Bemühungen Dr. Rajagopals verbessert habe, gebe es noch viel zu tun, um ein wirksames Recht auf Behandlung zu gewährleisten und Medikamente allen zugänglich zu machen, so Paglia. 

Krankheit darf nicht Ausschluss aus der Gesellschaft bedeuten

Es gehe darum, Menschen, die keine Hoffnung auf Heilung haben, liebevoll zu begleiten und „die verantwortliche Nähe zu praktizieren, zu der wir alle als Menschen berufen sind,“ führte Paglia aus. Die katholische Kirche, die sich für den Schutz des Lebens in all seinen Formen einsetze, werde „in Zusammenarbeit mit humanitären und medizinischen Vereinigungen Initiativen ergreifen, um die Palliativmedizin zu fördern und dafür zu sorgen, dass die Schwächsten und Verletzlichsten bis zu ihrem Lebensende in den Genuss von Gesundheitsleistungen kommen.“ An oberster Stelle müsse die Fürsorge stehen, die „jeglicher Vorstellung von Krankheit als Ausschluss aus der Gemeinschaft entgegensteht.“

Um Ethik im Bereich Gesundheit und Pflege ging es auch in dem Vortrag, den Erzbischof Paglia am selben Tag in der „Sacred Heart Cathedral“ in Neu-Delhi hielt. Dabei stellte der italienische Kirchenmann ein Dokument vor, das eine Ethik der Künstlichen Intelligenz anmahnt und am 28. Oktober 2020 von der Päpstlichen Akademie für das Leben, Microsoft, IBM, der FAO und der italienischen Regierung unterzeichnet worden war.

KI kann menschliche Intelligenz nicht ersetzen...

Paglia betonte die „unglaublichen Vorteile“, die die „Entwicklung der KI im Bereich der Diagnose, wie auch bei Landwirtschaft und im Informationssektor“, mit sich bringe, mahnte aber auch eine Kontrolle der Auswirkungen dieser Technologien an, „da die Prozesse, die sie ins Spiel bringen, die menschliche Intelligenz simulieren und nicht ersetzen können.“ Die Daten, „die wir selbst ins Netz stellen,“ müssten „bewusst genutzt werden, um eine wirksame Kontrolle über ihre Verwendung zu haben,“ schloß Paglia seinen Vortrag in Neu Delhi.

(pav-skr)

 

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30. Januar 2024, 13:23