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Nach dem Wirbelsturm Nach dem Wirbelsturm  (ANSA)

Mexiko: Der Tag, an dem Acapulco unterging

Seit dem 25. Oktober ist Acapulco, die eigentlich so malerische Stadt am Pazifik, im Ausnahmezustand: Ein Wirbelsturm hat an diesem Tag völlig unerwartet die Millionenstadt im Süden Mexikos unter Wasser gesetzt. Mindestens 48 Menschen starben, Dutzende werden immer noch vermisst.

Luana Foti und Stefan v. Kempis – Vatikanstadt

Achtzig Prozent der Hotel-Infrastruktur und deutlich über neunzig Prozent der Geschäfte wurden vom Hurrican „Otis“ beschädigt. Und auch jetzt noch ist es schwierig, den Erzbischof von Acapulco, Leopoldo González González, telefonisch zu erreichen, denn immer noch liegt die Stadt am Boden, ist die Kommunikation noch sehr schwierig.

„Unsere Region ist ein Gebiet, das häufig von Wirbelstürmen heimgesucht wird“, sagt uns González, „aber dieser Wirbelsturm zeichnete sich durch besonders große Zerstörungskraft aus. Der Wind war unglaublich stark! Er hat die Menschen sehr hart getroffen, und in dieser Zeit der Not hilft die Erzdiözese, die Grundbedürfnisse dort zu decken, wo andere Hilfen nicht hinkommen.“

Blechdächer weggehoben

Mit der Kategorie fünf hat „Otis“ die höchste Kategorie auf der Saffir-Simpson-Skala überhaupt erreicht – und nichts verschont, auch nicht die Pfarrkirchen und Kapellen in den Stadtvierteln und Slums. „Alle 36 Pfarreien in der Stadt Acapulco und vier in der Gemeinde Coyuca de Benítez wurden in Mitleidenschaft gezogen; in vielen wurden die Blechdächer weggehoben, in einigen riss er Wände ein, zerbrach Glas, zerschmetterte Türen, riss Bilder herunter.“

Stark beschädigt wurden unter anderem das Priesterseminar, ein Kapuzinerinnen-Kloster und das Haus der „Missionarinnen vom Göttlichen Erlöser“. Die betroffenen Pfarreien suchen immer noch nach einem sicheren Ort, an dem sie die Eucharistie feiern und pastorale Aktivitäten durchführen können. Besonders vordringlich: der Einsatz für die Überlebenden.

Obdachlose Überlebende, Müll auf den Straßen

„Einige Überlebende sind obdachlos geworden, ohne Arbeit und ohne etwas zu essen. Darüber hinaus liegt viel Müll auf den Straßen, was sie der Gefahr von Darm- und Atemwegserkrankungen sowie Dengue-Fieber aussetzt. Angesichts dieser Notsituation hilft die Erzdiözese, die Grundbedürfnisse zu decken. Es gibt mindestens 26 Gemeinschaftsküchen in den Pfarreien von Acapulco und mindestens drei in der Gemeinde Coyuca. Neben der Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser wurden mindestens zwei Notunterkünfte in Pfarreien in Acapulco und eine in Coyuca eingerichtet. Ich bin den anderen mexikanischen Bistümern sehr dankbar, die den betroffenen Pfarreien freundlicherweise mit Schutzmaßnahmen, Freiwilligenarbeit und wirtschaftlicher Hilfe unter die Arme greifen.“

Erzbischof González berichtet, die Stimmung vieler Menschen sei jetzt gebrochen, traurig und hoffnungslos. „Otis“ sei ein schwerer Schlag für die Familien, die nach dem langen Stress der Covid-19-Katastrophe nur mühsam einen Weg zurück in die Normalität gefunden hätten.

„Der Glaube kann den Menschen die Energie geben, die sie zum Überleben und zum Wiederaufbau benötigen“

„Jetzt müssen wir uns fragen, wie wir die Menschen, die Familien, die Gemeinschaften mit dem Humankapital, das wir haben, wieder aufbauen können. Eine der Antworten darauf liegt vielleicht im Glauben: Vielen Menschen gibt er in diesem Moment Halt… Der Glaube kann den Menschen die Energie geben, die sie zum Überleben und zum Wiederaufbau benötigen.“

Am Meer liegen schon wieder die Touristen
Am Meer liegen schon wieder die Touristen

Acapulco ist eine Küstenstadt in Guerrero, einem der ärmsten Bundesstaaten Mexikos. Dank ihres Hafens und ihrer Bucht, die als eine der schönsten des Landes gilt, waren der Tourismus und die Fischerei die wichtigsten Wirtschaftszweige der Stadt. Die Präsenz des Hafens hat jedoch die Ausbreitung des organisierten Verbrechens begünstigt, und in den letzten Jahren hat die Kriminalität auf den Straßen der Stadt stark zugenommen.

Nach dem verheerenden Wirbelsturm in Acapulco: Radio-Vatikan-Interview mit Erzbischof Gonzalez

Und jetzt kommen die Plünderer

Jetzt, nach dem Hurrikan, sind die Bürger mit einem weiteren kriminellen Phänomen konfrontiert: der Plünderung von Geschäften und Häusern, die zerstört wurden. Damit darf man sich nicht abfinden, fordert der Erzbischof.

„Man kann mit der festen Hoffnung leben, dass wir nicht dazu verdammt sind, inmitten des organisierten Verbrechens und jeder anderen Form von Gewalt zu leben! Das Gegenmittel gegen Kriminalität, organisiertes Verbrechen und Gewalt liegt im Evangelium; das Evangelium kann die Gesellschaft verändern. Zunächst, indem es die Herzen der Einzelnen und der Familien besänftigt… Es entfernt aus dem Herzen alles Bittere, das aus einer Erfahrung von sehr starkem Schmerz, Leid oder Ungerechtigkeit herrührt. So kann sich ein Betroffener nach der erlittenen Gewalt erheben und am Aufbau des Friedens teilnehmen! Und darum müssen wir das Evangelium im richtigen Moment verkünden…“

(vatican news)

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14. November 2023, 14:19