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Junge Koreaner feiern am Sonntag in Lissabon die Vergabe des WJT an Seoul Junge Koreaner feiern am Sonntag in Lissabon die Vergabe des WJT an Seoul 

WJT: Eine Einladung nach Seoul

Der Papst machte es spannend: Erst ganz am Schluss seiner Messfeier beim Weltjugendtag in Lissabon gab er am Sonntag bekannt, dass der WJT 2027 in Südkorea, genauer gesagt in der Hauptstadt Seoul, stattfinden wird.

Für den Erzbischof von Seoul ist das eine große Freude. Peter Chung Soon-taek war nämlich jetzt auch in Lissabon dabei und fand das Großereignis sehr bewegend.

„Der Weltjugendtag ist eine großartige Sache für uns alle, denn auch wenn Kultur und Sprache der Teilnehmenden sich unterscheiden, können wir doch fühlen, dass wir alle das eine Volk Gottes sind, dass wir eins sind. In Lissabon konnte man also die Einheit in Christus spüren. Und die, die dann nach Korea reisen, werden dort die koreanische Kultur kennenlernen; die hat einen anderen Geschmack. Aber sie werden gleichwohl die Einheit in Christus spüren. Damit wird das, glaube ich, eine großartige Gelegenheit und eine Zeit der Gnade.“

Chung
Chung

„Die koreanische Kultur schmeckt anders“

Es ist erst das zweite Mal, dass Asien das Großereignis ausrichtet; 1995 hatte der 10. Weltjugendtag mit Johannes Paul II. in der Hauptstadt der Philippinen, Manila, stattgefunden. Papst Franziskus hat ein Jahr nach seiner Wahl, 2014, in Seoul an einem katholischen asiatischen Jugendtreffen teilgenommen; vielleicht hat ihn das dazu inspiriert, jetzt den WJT dorthin zu bringen.

Einheit für Korea

Hat Erzbischof Chung schon genauere Pläne, wie das mit dem südkoreanischen WJT 2027 laufen soll? „Darauf lässt sich im Moment noch kaum antworten“, sagt er und lacht. „Darüber müssen wir noch diskutieren und auch beten. Meine Hoffnung besteht darin, dass wir diese Einheit, von der gerade eben die Rede war, auf irgendeine Weise auch in Korea herstellen können.“

Der Erzbischof meint das vor allem spirituell – aber es schwingt schon mit, dass Korea in zwei Teile gespalten ist und dass der Begriff „Einheit“ angesichts der Demarkationslinie zum kommunistischen Norden in Südkorea einen besonderen Resonanzboden hat.

Unser Interview mit Erzbischof Chung in Lissabon
Unser Interview mit Erzbischof Chung in Lissabon

Beeindruckt von den Freiwilligen

Dabei ist es nicht so, als hätte Chung nicht aus Lissabon schon die eine oder andere Anregung mitgenommen, wie man den WJT in Seoul auf die Beine stellen könnte. „Bei diesem WJT in Lissabon ist mir aufgefallen, wie viele Freiwillige es gab, wie hart sie arbeiteten und wie sehr sie bei der Sache waren. So etwas würde auch beim WJT in Korea sehr helfen. Wir hätten darum auch in Korea gerne freiwillige Helfer; das müssen nicht unbedingt nur Jugendliche sein. Jeder Koreaner wird dazu eingeladen, als Freiwilliger mitzumachen, um den WJT zum Erfolg zu führen.“

Der Katholizismus in Korea ist sehr speziell. Der Norden ist offiziell atheistisch und hat keine diplomatischen Beziehungen zum Vatikan; man spricht von nur wenigen tausend Katholiken in Kims abgeschottetem Reich. Im Süden wuchs die Kirche im 17. und 18. Jahrhundert zunächst ganz ohne das Zutun von Priestern, der Glaube wurde in den Familien weitergegeben. Mittlerweile sind etwa elf Prozent der Südkoreaner katholisch, und die Kirche ist sehr angesehen – wegen ihrer Schulen und Sozialarbeit, aber auch wegen der Rolle, die sie bei der Demokratisierung Südkoreas gespielt hat.

Eine Messfeier in der Kathedrale von Seoul
Eine Messfeier in der Kathedrale von Seoul
Der nächste internationale Weltjugendtag geht an Südkorea: Ein Interview von Radio Vatikan mit dem Erzbischof von Seoul

Neuer Schwung für die Jugendarbeit

Wir fragen den Erzbischof von Seoul auch, welche Früchte er sich vom WJT in vier Jahren erwartet. „Vielleicht ist das eine gute Gelegenheit, unserer Jugendarbeit neuen Schwung zu geben; die hatte nämlich wegen der Corona-Pandemie in den letzten Jahren einen sehr schweren Stand. Vielleicht können wir nicht nur Teilnehmende am WJT, sondern junge Leute in Korea allgemein neu ansprechen und sie dabei begleiten, junge Führungskräfte in der Kirche und in der Gesellschaft zu werden.“

„Eine Chance für die ganze Region“

Für Chung gehört der Weltjugendtag 2027 nicht nur den Koreanern. „Dass der WJT in Korea stattfindet, darüber freuen sich nicht nur die Koreaner, sondern alle Asiaten! Die Kirche in Korea wird diese Chance darum mit der ganzen Region teilen; darüber werden wir mit anderen Ländern sprechen, und wir werden sie einladen.“ Dass der Erzbischof immer wieder von „Korea“ und nicht von „Südkorea“ spricht, ist übrigens kein Zufall: Aus kirchlicher Sicht gibt es nur ein Korea. Teile von Chungs Hauptstadt-Erzbistum liegen auf der anderen Seite der Grenze, im Norden.

Der Südkoreaner lädt jetzt schon junge Leute aus aller Welt dazu ein, in vier Jahren in Seoul dabei zu sein. „Ihr seid willkommen, ihr seid eingeladen! Kommt und erlebt das mit, lasst uns zusammenarbeiten! Bereiten wir uns gemeinsam auf diesen Weltjugendtag vor.“

(vatican news – sk)
 

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08. August 2023, 11:14