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Touristen besteigen 2019 den Uluru, den heiligen Berg der Aborigines Touristen besteigen 2019 den Uluru, den heiligen Berg der Aborigines  (AFP or licensors)

Australien: Bischöfe wollen stärker auf „First People“ zugehen

Australiens Bischöfe versprechen ein „neues Engagement“ der Kirche gegenüber den Aborigines und den „First Nations“. Das steht in einer Erklärung zur sozialen Gerechtigkeit, die sie an diesem Donnerstag veröffentlicht haben.

Seit den 1940er Jahren veröffentlichen die Bischöfe jedes Jahr ein Statement zum „Sonntag der sozialen Gerechtigkeit“, der dieses Jahr auf den 27. August fällt. Diesmal heißt das Motto „Hören, Lernen, Lieben: Neu auf die Aborigines zugehen“. Sie wurde in Western Sydney von Bischof Vincent Long, dem Vorsitzenden der bischöflichen Kommission für soziale Gerechtigkeit, Mission und Dienst, vorgestellt.

„Die Kirche in Australien wird erst dann ganz die Kirche sein, die Jesus von ihr erwartet, wenn Sie, die Aborigines, Ihren Beitrag zum Leben der Kirche geleistet haben und wenn dieser Beitrag von anderen mit Freude aufgenommen wurde.“ Das war ein Zitat aus einer Ansprache von Johannes Paul II. in Australien 1986; Long stieg damit in seine Ansprache ein. „Mehrere Jahrzehnte sind vergangen, und die Frage, ob die Australier und insbesondere die australischen Katholiken ‚mit Freude ihren Beitrag annehmen‘, ist für uns immer noch aktuell.“

In der Kathedrale von Sydney
In der Kathedrale von Sydney

Vor dem Referendum

In der ganzen Gesellschaft Australiens findet derzeit ein Umdenken statt, was den Umgang mit den Ureinwohnern betrifft, den „Aborigines und Torres Strait Insulanern“. Die neue sozialistische Regierung will die Verfassung ändern; die Ureinwohner sollen ein eigenes Gremium erhalten, um die Regierung und das Parlament in ihren Angelegenheiten zu beraten. Darüber findet noch dieses Jahr eine Volksabstimmung statt. Bürgerrechte haben Australiens Ureinwohner erst seit Ende der sechziger Jahre; noch heute ist ihr Leben weithin von Diskriminierung und sozialem Elend bestimmt.

„Unsere Erklärung unterscheidet sich deutlich von den früheren“, so der Bischof. „Ein Großteil der Vorbereitungszeit wurde damit verbracht, Aborigines und Torres Strait-Insulanern in den großen Städten und regionalen Gebieten zuzuhören. Von Canberra bis zu den Kimberleys, von Sydney bis Wadeye, von Melbourne bis Cherbourg… Durch dieses Zuhören erfuhren wir viel über die Erfahrungen und Gefühle der Völker der First Nations sowie über ihre Hoffnungen und Träume für die Zukunft.“

„Wir hören, was Gott uns über Gerechtigkeit sagt“

Erstes Ziel des Bischofs-Statements: Die Katholiken in „Down Under“ sollen begreifen, dass den Ureinwohnern gegenüber sozialer Handlungsbedarf besteht. „Wir hören, was Gott uns über Gerechtigkeit sagt, indem wir bei unseren Schwestern und Brüdern an den Rändern der Gesellschaft sind. Indem wir uns auf den Straßen und im Busch, wo sie sind, für sie die Hände schmutzig machen… Es ist schwer, von jungen Menschen zu hören, die sich das Leben nehmen, von so vielen Menschen, die im Gefängnis landen, von Kindern, die immer noch ihren Eltern und Großeltern weggenommen werden, und von dem anhaltenden Rassismus. Für diese Menschen muss es noch viel schwieriger sein, uns von ihren schmerzhaften Erfahrungen zu berichten. Wir sind denjenigen, die uns ihre Schmerzensgeschichten mitgeteilt haben, sehr dankbar.“

Zwar gebe es „nicht nur Dunkelheit, sondern auch Licht“ – doch die Kirche müsse „anerkennen, dass sie für viel Leid verantwortlich ist, mit dem Ureinwohner zu kämpfen hatten“.

Australiens Kirche will stärker auf Ureinwohner hören - ein Bericht von Radio Vatikan

Bitte um Vergebung

„Wir Bischöfe haben mehr als einmal um Entschuldigung gebeten. Und ich bitte heute erneut um Vergebung für all das Leid, das wir mitverursacht haben. Aber Entschuldigung ist nicht genug. Darum geht es im Kern dieser Erklärung. Wie auch immer das Ergebnis des diesjährigen Referendums ausfallen wird, wir bitten die Kirche in Australien, in diesem Bereich mit gutem Beispiel voranzugehen. Unsere Haltung und unser Handeln gegenüber den First Nations müssen auf Gerechtigkeit, Liebe und Demut beruhen. Wir müssen ihnen mit großem Respekt zuhören und von ihnen lernen, was getan werden muss, um ihre Situation zu verbessern. Wir müssen sie Tag für Tag begleiten und mit ihnen zusammenarbeiten, um einen Wandel zum Besseren herbeizuführen - für ihr Volk und für uns alle.“

Schon vor zehntausenden von Jahren, lange vor der Ankunft der ersten weißen Siedler im 18. Jahrhundert, lebten Aborigines in Australien. In der Verfassung, die aus dem Jahr 1901 stammt, werden sie mit keinem Wort erwähnt; in der Regel versuchte die weiße Bevölkerung, Ureinwohner zwangsweise zu assimilieren und ihrer ursprünglichen Kultur zu entfremden. Dafür bat 2008 erstmals ein australischer Regierungschef um Entschuldigung.

(vatican news – sk)
 

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17. August 2023, 11:02