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Fulani-Nomaden an einer Wasseranlage (Aufnahme vom 14.3.2022) Fulani-Nomaden an einer Wasseranlage (Aufnahme vom 14.3.2022)  (AFP or licensors)

Nigeria: Überfälle der Fulani nicht nur religiös motiviert

Im Mai gab es bei Überfällen von Fulani auf nigerianische Dörfer Dutzende Opfer; darunter auch Christen. Die Übergriffe, die hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt eines religiösen Konflikts (muslimische Fulani-Hirten gegen christliche Bauern) gesehen werden, haben laut dem vatikanischen Fides-Dienst viele weitere Gründe.

Fides berichtet, dass bei einem Überfall auf ein Dorf im zentralnigerianischen Bundesstaat Benue im vergangenen Monat laut lokalen Presseberichten auch ein Katechet und seine Frau getötet wurden. Demnach hatte eine Bande von bewaffneten Fulani-Nomaden am 8. Mai die katholische Gemeinde St. Peter in dem Dorf Hirnyam im Bezirk Guma überfallen; dabei wurden die beiden Christen sowie ein Dutzend weiterer Menschen getötet. In den folgenden zwei Wochen griffen Fulani-Nomaden Dutzende weiterer Dörfer in der Region an.

Politik schürt Konflikte um sich zu profilieren

Eine religiöse Komponente des Konflikts sei nicht zu leugnen, heißt es bei Fides. Es gebe jedoch viele politische und wirtschaftliche Faktoren, die den Konflikt schüren und die nicht außer Acht gelassen werden sollten: In Nigeria unterstützten nicht wenige Politiker den ethnisch-religiösen Konflikte zwischen verschiedenen Gruppen, um sich selbst als die Einzigen darzustellen, die ihre Wählerschaft (die oft einer bestimmten Bevölkerungsgruppe angehört) verteidigen können. 

Soziale Medien würden für Hasskampagnen genutzt, die Angst vor dem Anderen schüren und die Konflikte zwischen den Gemeinschaften weiter anheize. Dass die nigerianische Regierung nicht in der Lage sei, Sicherheit zu gewährleisten, habe die Bildung bewaffneter Milizen entlang ethnisch-religiöser Linien gefördert, die auf eigene Faust versuchen, die Interessen der verschiedenen Gemeinschaften zu schützen.

Schusswaffen aus Libyen

Auch die kriminelle Dimension des Phänomens darf laut Fides nicht übersehen werden: Bei ihren Überfällen plündern die Fulani-Nomaden die Dörfer. Durch den Krieg gegen das Gaddafi-Regime in Libyen im Jahr 2011 seien „riesige Mengen an Schusswaffen aus den ausgelöschten Arsenalen des ehemaligen Regimes" auf den illegalen Markt gelangt, der sich von der Sahelzone bis nach Nigeria erstreckt. „Dies hat dazu geführt, dass illegale nigerianische Gruppen leichten Zugang zu Kriegswaffen haben, was ihre Gefährlichkeit erhöht", erläutert der Fidesdienst.

Kampf um Ressourcen

Eine weitere wichtige Ursache des Konflikts: Umweltfaktoren wie die fortschreitende Wüstenbildung in der Sahelzone haben den Kampf um Ressourcen (Wasser und Land) im Rahmen des uralten Konflikts zwischen Viehzüchtern (wie den Fulani) und sesshaften Bauern verschärft.

Hintergrund

Die Fulani sind ein Nomadenvolk, das in verschiedenen Teilen Nigerias und in der gesamten Sahelzone lebt. Sie sind überwiegend muslimisch und setzen sich aus Hunderten von Clans unterschiedlichster Abstammung zusammen, von denen die meisten keine Extremisten sind. Es gibt jedoch einige bewaffnete Fulani, die der radikalen islamistischen Ideologie anhängen, die in der Region insbesondere von Gruppen verbreitet wird, die sich selbst als „Al-Qaida“ oder „Islamischer Staat“ bezeichnen.

(fides - sst)

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08. Juni 2023, 11:44