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Ein Moment der Arbeiten in Bratislava Ein Moment der Arbeiten in Bratislava 

Bratislava: Katholische Sozialtage gehen zu Ende

Mit einem Gottesdienst im Martinsdom, dem der Präsident der EU-Bischofskommission COMECE Kardinal Jean-Claude Hollerich vorsteht, gehen am Sonntag die 3. Europäischen Katholischen Sozialtage in Bratislava zu Ende. Rund 150 kirchliche Delegierte sowie Politiker und Wissenschaftler aus ganz Europa waren von 17. bis 20. März in der slowakischen Metropole zusammengekommen, um soziale Herausforderungen in Europa und Wege zur Erneuerung zu diskutieren.

Aus Österreich nahmen u.a. der Präsident der Katholischen Aktion Österreichs (KAÖ), Ferdinand Kaineder, Markus Schlagnitweit als Direktor der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe) und Caritas-Präsident Michael Landau teil.

KA-Präsident Kaineder betonte im Gespräch mit „Kathpress“ am Sonntag den vollen Einsatz der Kirche für Flüchtlinge, aber auch in der sozial-ökologischen Frage, der bei den Sozialtagen besonders spürbar gewesen sei. Die Expertinnen und Experten hätten in ihren Vorträgen ein sehr aktuelles Bild der Herausforderungen gezeichnet. „Da wird wirklich professionell und ungeschminkt hingeschaut und analysiert, gerade auch von den kirchlichen Fachstellen.“

„Das Bewusstsein, dass die soziale Frage drängt, ist gewachsen“

„Das Bewusstsein, dass die soziale Frage drängt, ist gewachsen“, zeigte sich Kaineder überzeugt, wenn auch sichtbar geworden sei, dass in Europa recht unterschiedliche Zugänge und kirchliche Kulturen vorhanden sind. Das habe letztlich auch damit zu tun, wie Kirche in der jeweiligen Gesellschaft „verortet“ ist, so der Präsident der KA.

Persönlich nehme er mit, dass das sozial-ökologisch-spirituelle Welt- und Menschenbild des Papstes in Laudato si mehrfach „als besonderer Weg in die Zukunft in die Mitte gestellt“ wurde. Das sei bestärkend, diesen Weg weiterzugehen. Es komme jetzt darauf an, dass die Teilnehmenden die sozial-ökologische Herausforderung ganz konkret im Alltag annehmen. „Die Welt stellt Fragen und hat Notsituationen, die Kirche in seiner Vielfalt sollte federführend bei der Beantwortung dabei sein, auf den verschiedenen Ebenen“, so Kaineder.

Die Arbeiten bei den katholischen Sozialtagen in Bratislava
Die Arbeiten bei den katholischen Sozialtagen in Bratislava

Weitere Teilnehmende waren u.a. Europaparlaments-Vizepräsident Othmar Karas (EVP) und die kroatischen EU-Kommissarin Dubravka Suica, sowie der Sekretär des Päpstlichen Kulturrats, Bischof Paul Tighe, aber auch die österreichische Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb. Impulse kamen auch vom slowakischen Arbeits- und Sozialminister Milan Krajniak, dem Präsidenten der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Vincenzo Paglia, dem deutschen Theologen und Unternehmensberater Ulrich Hemel oder Caritas-Europa-Generalsekretärin Maria Nyman.

„Ich hätte nie gedacht, dass wir solche Szenen, die an die großen Kriege des vergangenen Jahrhunderts erinnern, noch einmal erleben würden“

Klimakrise, Digitalisierung, demografischer Wandel

Das lange vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs festgelegte eigentliche Generalthema der Sozialtage lautete „Europa nach der Pandemie: ein Neuanfang“. Im Kontext der Soziallehre der Katholischen Kirche sollten Herausforderungen in Bereichen wie Familie und demografischer Wandel, Digitalisierung und technologische Veränderungen sowie die sozial-ökologische Transformation beleuchtet werden.

Nicht nur bei der Bewältigung der Folgen des entsetzlichen Krieges in der Ukraine, auch bei anderen Krisen und Herausforderungen gelte es gemeinsam Verantwortung zu übernehmen, betonte Kardinal Hollerich am Freitag zum Auftakt. Gebe es etwa beim Umgang mit dem Klimawandel keine Solidarität und nehme man die Notwendigkeit sozial-ökologische Transformation nicht ernst, schaffe man schon jetzt die Grundlage für neue, künftige Kriege, warnte der Präsident der EU-Bischofskommission.

Die Wiener Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb ließ in ihrem Vortrag am Samstag keinen Zweifel daran, dass die Erderwärmung dramatisch fortschreitet und in Folge im Verlust der Biodiversität ein noch größeres Problem auf die Menschheit zukommt. „Wir bewegen uns in gefährlichen Gegenden im biologischen und sozialen System. Menschliche Sicherheit und ökologische Grenzen sind zwei Seiten einer Sache“, betonte sie.

„Wir bewegen uns in gefährlichen Gegenden im biologischen und sozialen System“

Es brauche eine konsequente Reduktion von Emissionen, bis 2030 auf die Hälfte und bis 2050 auf null. „Ein dramatischer Änderungsbedarf ist uns aufgegeben.“ Die Lösungen lägen in der Veränderung des Systems der Übernutzung. Nicht, „was ist möglich?“, sondern „was ist notwendig?“, werde die Zukunftsfrage. Die Religionen und Kirchen sollten gerade jetzt ihre „intrinsischen Werte an die Menschen adressieren, weil die extrinsischen Werte nicht in die Zukunft tragen werden“, zeigte sich Kromp-Kolb überzeugt.

Die ersten Europäischen Katholischen Sozialtage hatten 2009 im polnischen Danzig stattgefunden. Auf das Treffen unter dem Leitwort „Solidarität - eine Herausforderung für Europa“ folgte 2014 ein weiteres Treffen in der spanischen Hauptstadt Madrid zum Generalthema „Der christliche Glaube und die Zukunft Europas“.

(Offizielle Website: Europäische Katholische Sozialtage https://www.catholicsocialdays.eu)

(kap - cs)

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20. März 2022, 12:00