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Am Vortag zur Vereidigung bei der Schweizergarde Am Vortag zur Vereidigung bei der Schweizergarde  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Neuer Schweizergardist: „Wir hatten eine krasse Einführung erhalten“

Er ist im April 23 Jahre geworden und an diesem Montag ist er einer der 34 Schweizer, die bei der Feier im Vatikan bei der Vereidigung der Garde dabei sein werden. Jan Wetter stammt aus dem Toggenburg im Ostschweizer Kanton St. Gallen und wir haben ihn gefragt, weshalb er beschlossen hat, der Leibwache des Papstes beizutreten.

Valerie Nusser und Mario Galgano – Vatikanstadt

Er spiele gerne Tennis, gehe sehr gerne joggen. Und hat sogar auch schon einen Lauf in der Ewigen Stadt mitgemacht. Die Erfahrung und der Alltag bei der Schweizergarde sind für Jan Wetter sehr abwechslungsreich. „Ich bin sehr sportlich unterwegs“, sagt er gegenüber Radio Vatikan. Am Abend gehe er gerne raus, „etwas essen, mit Freunden, in einer Bar, einem Club“.

Zum Nachhören - was der neue Gardist sagt

Was ihn motiviert habe, nach Rom zu kommen, aus der Schweiz, in den kleinsten Staat der Welt, erläutert er folgendermaßen:

„Das hat eine längere Geschichte. Und zwar war ich langjähriger Ministrant bei uns in der Schweiz. Und im Jahr 2015 gab es bei uns in der Pfarrei die Möglichkeit, dass wir am internationalen Ministrantentreffen in Rom teilnehmen dürfen. Und da habe ich mir gesagt: Ja, auf jeden Fall, und unsere Pfarrei hat das angeboten. Dann bin ich nach Rom gegangen. Und dann hatten wir auch eine krasse Einführung erhalten von einem Gardisten. Und das hat mich alles so fasziniert.“

Vesper-Gottesdienst im Campo Santo Teutonico am Vortag der Vereidigung
Vesper-Gottesdienst im Campo Santo Teutonico am Vortag der Vereidigung

Der erste Gardist in der Familie

Und da wusste er, das möchte er auch mal machen. Es ist bei etlichen Gardisten so, dass es eine Familientradition ist, dass der Vater oder Großvater schon Gardist war. Bei Jan Wetter war das nicht so:

„Ich bin der erste in der Familie, der in der Garde ist, also seit Generationen. Ich kenne niemanden, der in meiner Familie Gardist war, obwohl meine Vorfahren katholisch waren.“

Die Familie im Toggenburg sei „sicher stolz“ auf ihn, fügt er an. Sie wollten „ja nur das Beste“ für ihn. „Und wenn ich entscheide, dass ich das möchte, dann respektieren sie das“, so Wetter weiter. „Aber meine Mutter war schon bei meiner Abreise ein bisschen traurig, weil ich vorher noch zu Hause gewohnt habe, und meine Mutter hat mich bekocht, für mich gesorgt. Und dann muss sie ihren Sohn einfach so gehen lassen. Sie hatte schon Mühe, aber irgendwann wird man erwachsen, und das ist ja normal.“

Schweizergarde
Schweizergarde

Seit März bereitet er sich auf den großen Tag vor...

Jan Wetter hat noch zwei jüngere Brüder. Seit März bereitet er sich auf den großen Tag vor, die Vereidigung am 6. Mai im Vatikan. Er hat im September die Rekrutenschule abgeschlossen: das ist die obligatorische Militärpflicht für alle Schweizer Bürger. Und da musste er auch die militärischen Übungen absolvieren; danach dann das "Schultern" lernen, also den richtigen Umgang mit der Hellebarde.

Mit dem Garde-Kaplan, dem Schweizer Benediktinerpater Kolumban, gab es dann Theoriekure, um „auch seelisch bereit“ zu sein. Bereits vor der Vereidigung ist man schon im Dienst, wie Jan Wetter weiter erläutert: „Seit November und bis jetzt leiste ich tagtäglich Dienst.“

Die meiste Zeit stand bei ihm Schildwache oder Palastwache auf dem Programm. „Man fängt auf der Schildwache an, bei der man eine Stunde oder zwei Stunden einfach still stehen bleibt“, erklärt er. Da ist gerade für jene, die noch keine Italienischkenntnisse haben von Vorteil. „Man kann am Anfang noch nicht so gut Italienisch, und dort ist man einfach still und muss noch nicht so viel kommunizieren, und später geht man dann in den Palast“, sagt Wetter. Mit „Palast“ ist vor allem der „Apostolische Palast“ gemeint, wo der Papst Staatsgäste empfängt und sonntags das Mittagsgebet hält.

Kommandant Christoph Graf richtet einige Worte an die Schweizergardisten
Kommandant Christoph Graf richtet einige Worte an die Schweizergardisten

Das Highlight zu Ostern...

Zu den Dienstaufgaben gehören auch etliche Prüfungen, insbesondere Kompetenz- und Sprachprüfungen. „Man geht dann in den Apostolischen Palast und dann - nach ungefähr einem Jahr Dienst -, nach Sant'Anna, an die Eingangstore. Dort, wo man wirklich mit Touristen zu tun hat. Am Schluss ist man dann Postenchef, und ich bin jetzt auf Palast-Stufe“, so Jan Wetter.

Ein Highlight in den letzten Monaten hat er an Ostern erlebt:

„Ich dachte, vielleicht kann ich auf dem Petersplatz sein, bei der Papstmesse, aber das war dann nicht so. Ich durfte in den Apostolischen Palast gehen und sah überhaupt nichts von der Ostermesse. Dann dachte ich mir: Ja gut, ich mache das jetzt einfach, aber schön wäre es schon gewesen... Und dann hieß es auf einmal: der Papst kommt jetzt in den Apostolischen Palast, um den Urbi-et-orbi-Segen zu spenden. Ich musste einen Zugang zum Saal öffnen und konnte ihn dort begrüßen, ihm die Hand schütteln und ihm ´Frohe Ostern´ wünschen.“

Treu und redlich

Das Motto der Schweizer Garde lautet, treu und redlich zu dienen. Das heißt, dass man auch sein Leben hingibt für den Papst. „Wenn der Papst wirklich in Lebensgefahr gerät, oder auch schon vorher, dann heißt das für mich, dass ich meine persönlichen Wünsche zurückstellen muss. Dass ich - wie jetzt an Ostern - nicht sage: Nein, ich möchte jetzt auf den Platz gehen, ich möchte die Ostermesse verfolgen, sondern demütig bleibe und sage: Nein, ich mache jetzt meinen Dienst im Apostolischen Palast, auch wenn dieser nicht so spannend wäre wie auf dem Petersplatz“, erklärt Jan Wetter.

(vatican news)

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06. Mai 2024, 09:56