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Bei den Debatten der Sprachgruppen an diesem Donnerstag Bei den Debatten der Sprachgruppen an diesem Donnerstag  (ANSA)

Briefing zur Synode: „Migration ist eine Herausforderung“

Wie lassen sich Strukturen und Entscheidungsprozesse in der Kirche in synodalem Sinn weiterentwickeln? Über diese Frage haben an diesem Donnerstagmorgen die 13 Sprachgruppen der derzeit laufenden Weltbischofssynode diskutiert. Auch das Thema Migration kam zur Sprache - am Abend betet die Synode mit Papst Franziskus für Migranten.

Hinter verschlossenen Türen beschäftigten die Synodalen sich mit Fragen von Autorität und Verantwortung in der Kirche. Das teilte der vatikanische Kommunikations-Verantwortliche Paolo Ruffini am Donnerstagnachmittag vor Journalisten mit. Alle Teilnehmenden der Synode kämen ausführlich zu Wort, teils auch mehrfach. Das sei ein Unterschied zu früheren Synoden.

„Hierarchische Strukturen haben nichts zu befürchten“

„Harmonie und guter Wille“ prägten den „tiefgehenden Austausch“ der Teilnehmenden an der Synode, sagte Kardinal Michael Czerny beim Briefing. Der kanadische Jesuit ist Präfekt des päpstlichen Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen. „Die hierarchischen Strukturen der Kirche haben von einem Prozess, der von Zuhören gekennzeichnet ist, nichts zu befürchten. So etwas kann die Strukturen der Kirche unmöglich beschädigen; vielmehr wird ihre Funktionsweise sich womöglich verbessern.“

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Kardinal Czerny
Kardinal Czerny
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„Es ist wirklich ein gemeinsames Vorangehen“

Der maronitische Priester Khalil Alwan aus dem Libanon, Generalsekretär des Rates ostkirchlicher Patriarchen, würdigte das Geschehen in der Aula: „Ich habe schon an vier Bischofssynoden teilgenommen, aber ich kann Ihnen versichern, dass die jetzige Synode wirklich anders ist – in der Methode und im Inhalt. Es ist wirklich ein gemeinsames Vorangehen. Das gibt uns Grund zur Hoffnung auf eine Kirche mit einer glücklichen Zukunft!“

Erzbischof Anton Dabula Mpako von Pretoria, Vizepräsident der südafrikanischen Bischofskonferenz, würdigte die Gesprächsatmosphäre in den Sprachgruppen der Synode. „Das Zuhören, der gegenseitige Respekt: Das ist etwas, was ich mit nach Hause nehmen werde.“ Allerdings gebe es auch in der Kirche seiner Heimat schon viele Züge eines solchen wertschätzenden Stils. Zwischen Synodalität und der hierarchischen Struktur der Kirche sah er - auf die Frage eines Journalisten eingehend - keinen Widerspruch; beides gehöre zusammen.

Der texanische Bischof Flores
Der texanische Bischof Flores

„Migration ist eine herausfordernde Erfahrung“

Herausforderung Migration

Bischof Daniel Ernest Flores von Brownsville (der größten Diözese der USA!), ein „Latino“ und einer der „delegierten Präsidenten“ dieser Weltbischofssynode, berichtete auf der Pressekonferenz, dass er aus seiner Ortskirche vor allem das Thema Migration und Flucht auf der Weltbischofssynode einbringe. „Migration ist eine herausfordernde Erfahrung. Meine Diözese hat nicht viele materielle Ressourcen, aber die Menschen sind großherzig. Viele bemühen sich – vom Taxifahrer zum Restaurant-Besitzer –, die Menschen, die bei uns in Texas über die Grenze kommen, aufzunehmen und mit Menschlichkeit zu behandeln.“

Die Wut der Libanesen auf die Festung Europa

Ähnlich äußerte sich auch Pater Khalil Alwan, der Moderator der Synodalversammlung im Nahen Osten war. Kein Land der Welt habe, auf die Einwohnerzahl heruntergerechnet, so viele Flüchtlinge (in der Regel aus Syrien) aufgenommen wie der Libanon. „Wir sind kein Transitland mehr, sondern wir sind dazu gezwungen, ein Asylland zu werden.“ Das führe bei vielen Libanesen zu „Wut“, vor allem auf das sich abschottende Europa. Die Teilnehmenden an der Synode und Papst Franziskus werden am Donnerstagabend auf dem Petersplatz eine Gebetsandacht für Flüchtlinge und Migranten halten.

Die Sprachgruppen beraten
Die Sprachgruppen beraten

„Wir wollen einfach nur Christus dienen“

Natürlich fehlte auch bei dieser Vatikan-Pressekonferenz nicht die mittlerweile obligatorische Frage nach dem kirchlichen Umgang mit LGBTQ-Personen. „Es geht hier auch um die christliche Anthropologie“, sagte der südafrikanische Erzbischof Mpako dazu: „Wir haben es hier mit einer sehr langjährigen Tradition zu tun. Wir suchen aber Wege, damit auch LGBTQ-Menschen sich zuhause fühlen können in der Kirche.“ Und Bischof Flores aus Texas fügte hinzu: „Wir wollen einfach nur Christus dienen; wir fragen die Menschen gar nicht, woher sie kommen oder welche sexuelle Orientierung sie haben“. Auf die Frage eines Journalisten, ob die Synode eine Art Verschwörung sei, bei der das Ergebnis in Wirklichkeit schon im voraus feststehe, erklärte Flores, er erlebe das genaue Gegenteil. „Das hat nichts mit der Realität zu tun“, sagte Erzbischof Mpako zu der Vermutung des Journalisten.

(vatican news-sk)
 

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19. Oktober 2023, 15:31