Kasper: „Benedikt hinterlässt bleibende Spuren“
Das sagte Kasper am Samstagabend gegenüber Radio Vatikan. Der schwäbische Theologe, Rahner-Schüler und Autor, ein früherer Bischof von Rottenburg-Stuttgart, war von 1999 bis 2010 Ökumene-Verantwortlicher des Vatikan.
„Ich war natürlich betroffen von der Todesmeldung; ich kenne den Theologen, den Kardinal und den Papst Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. seit 60 Jahren, und unsere Wege haben sich immer wieder gekreuzt. Natürlich haben wir gelegentlich auch theologische Debatten geführt; wie es sich für richtige Theologie gehört; aber wir haben uns nie entfremdet oder gar verfeindet. Es war immer eine vertrauensvolle Beziehung zwischen uns. Ich schätze natürlich seine Theologie, die international wirkmächtig ist.Er war ein bedeutender Theologe.
Also, man sagt heute: Er war kein Hirte. Meine Antwort darauf: Er hat geführt, indem er Orientierung gegeben hat. Das Problem der Wahrheit stand bei ihm im Vordergrund des Interesses, und da hat er schon Orientierungsmarken gesetzt.
Ich denke, sein Amtsverzicht vor etwa zehn Jahren hat auch bleibende Spuren in der Kirchen- und Papstgeschichte hinterlassen. Das hat auch etwas – nicht von seiner Schwäche, sondern von seiner Größe gezeigt, dass er loslassen kann, wenn er merkt, meine Kräfte reichen nicht mehr aus.
Jetzt, in den letzten Jahren, war das Verhältnis zwischen Papst Franziskus und Benedikt erstaunlich gut. Das ist gar nicht richtig, wenn berichtet wird, dass sie unterschiedliche Orientierung im Theologischen haben. Das sind unterschiedliche Persönlichkeiten, das ist keine Frage – aber sie haben guten Kontakt miteinander gehabt, und Papst Franziskus hat die Theologie von Benedikt immer sehr geschätzt, wie ich ebenfalls.
Ich habe jetzt noch vor zwanzig Tagen einen Brief vom emeritierten Papst Benedikt erhalten, worin er sehr freundlich auf die Zusendung eines Buches von mir reagiert hat. Es hat mich sehr gefreut, den Brief jetzt in diesen Tagen noch einmal zu lesen; das zeigt, dass da eine tiefe Übereinstimmung zwischen uns gegeben war… Auch während seines Pontifikats war ich ja Mitarbeiter von ihm: Das war immer eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit…
Ich bin betroffen von seinem Tod; auf der anderen Seite hat er ja gewartet auf seinen Tod, der w o l l t e ja sterben. Das ist ja auch verständlich bei einem Menschen von 95 Jahren, und das ist ihm letztlich in Erfüllung gegangen. Jetzt sind sehr viele Menschen da, die mich anrufen und die sehr betroffen sind von seinem Tod. Das zeigt, dass er über seine Zeit als Papst hinaus noch sehr viele Menschen hatte, die an ihm hingen und die sich an ihm orientiert haben.“
(vatican news – sk)
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