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Kardinal Kasper: „Küngs Fragen bleiben aktuell“

„Der Tod von Hans Küng hat mich sehr bewegt.“ Das sagte der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper an diesem Mittwoch in einem Interview mit Radio Vatikan. „Ich kannte ihn ja seit etwa sechzig Jahren. Wir hatten viel miteinander zu tun, er hat mich auch gefördert…“

„Wir sind dann unterschiedliche Wege gegangen – das ist ja offenkundig“, so der emeritierte Präsident des päpstlichen Einheitsrates. „Aber in den letzten dreißig Jahren hatten wir doch ein respektvolles, problemloses Verhältnis zueinander. Insofern ist mir das natürlich sehr nachgegangen… Ich habe ihn heute morgen bei der Zelebration der Messe natürlich sehr einbezogen.“

Der Schweizer Theologe Küng, dem 1979 die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen wurde, ist am Dienstag im Alter von 93 Jahren gestorben. Kasper war in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts mehrere Jahre lang Küngs Assistent an der Uni Tübingen.

„Es war ihm auch ein Anliegen, einigermaßen in Frieden mit der Kirche zu sterben“

„Ich wusste, dass er im Tiefsten seines Herzens katholisch war“, sagt der Kardinal heute. „Nie war es für ihn eine Option, aus der Kirche auszutreten! Da hätte er seine Identität aufgegeben – das konnte er nicht… Es war ihm auch ein Anliegen, einigermaßen in Frieden mit der Kirche zu sterben, und das ist ja wohl auch gelungen.“

Zum Nachhören: Interview mit Kardinal Walter Kasper zum Tod des Theologen Hans Küng

Dass Papst Franziskus Küng letztes Jahr (auf Kaspers Vermittlung hin) seinen Segen geschickt habe, „hat, glaube ich, auch im Umfeld von Küng zur Beruhigung geführt“. „Das war de facto eine gewisse Rehabilitation – nicht im juristischen Sinn, denn wenn jemand im Sterben liegt, macht eine juristische Rehabilitation keinen Sinn, sondern auf der pastoral-menschlichen Ebene.“

Kardinal Kasper
Kardinal Kasper

Den Küng-Prozess jetzt nicht wieder aufrühren

Der Prozess, der vor gut vierzig Jahren zum Entzug der kirchlichen Lehrerlaubnis Küngs führte, sollte nach Ansicht von Kardinal Kasper jetzt lieber nicht wieder aufgerollt werden.

„Ach Gott, das sollte man jetzt den Historikern überlassen! Es ist ein Stück der Zeitgeschichte, der Nach-Konzils-Geschichte. Jetzt den Prozess selber juristisch aufzurühren, bringt nicht viel… Der Prozess damals hat ja zehn Jahre gedauert! Das jetzt alles aufzuwühlen, bringt nicht viel und macht nur Schwierigkeiten.“

„Ein Schweizer Dickkopf...“

Die Fragen, die Küng etwa in seinem Buch „Unfehlbar“ aufgeworfen habe, seien allerdings weiter aktuell: „Da sind ja noch Fragen zum Ersten Vatikanischen Konzil! Es fragt sich nur, ob man das so beantworten kann, wie er es wollte – das war mir auch zu wenig…“ Auch zum Verhältnis Papst-Episkopat, zur Ökumene oder zur synodalen Struktur der Kirche habe der Verstorbene legitime Fragen gestellt. „Das sind Fragen, die kommen jetzt ja wieder. Die bleiben und werden weiter diskutiert – heute unter anderen Bedingungen und mit anderen Argumenten. Es war ihm wichtig, dass seine Fragen bleibend sind.“

„Durchbrüche“ seien Küng vor allem im interreligiösen Dialog gelungen, urteilte Kasper. Seine Ansätze in diesem Bereich sollten weitergeführt werden – „vielleicht nicht ganz so streitbar, aber darin war er ein Schweizer… ein Schweizer Dickkopf“.

„Man kann in der Kirche kritische Positionen haben, dafür Widerspruch bekommen, aber dann doch dabeibleiben“

Zum innerkirchlichen „Erbe“ des Phänomens Küng gehört nach Ansicht von Kardinal Kasper die Einsicht: „Man kann in der Kirche auch kritische Positionen haben, dafür Widerspruch bekommen, aber dann doch dabeibleiben. Drinbleiben. Das Weglaufen bringt ja gar nichts!“ Küng habe, so gesehen, „vielen Menschen geholfen, in der Kirche zu bleiben“.

(vatican news – sk)
 

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07. April 2021, 19:44