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Franziskus im Markusdom Franziskus im Markusdom  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Papst in Venedig: Aufruf zu Geschwisterlichkeit und Umweltschutz

„Venedig, das schon immer ein Ort der Begegnung und des kulturellen Austauschs war, ist aufgerufen, ein Zeichen der Schönheit zu sein, das allen zugänglich ist, angefangen bei den Letzten, ein Zeichen der Brüderlichkeit und der Sorge um unser gemeinsames Haus" - das hat Papst Franziskus diesen Sonntag in seiner Predigt bei der großen Freiluftmesse auf dem berühmten Markusplatz in Venedig gefordert. Die Messe beschloss den Halbtagstrip des Kirchenoberhaupts in die Lagungenstadt.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Rund 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich bei gutem Wetter vor der eindrucksvollen Kulisse des Markusdoms für die Messe versammelt. Papst Franziskus fuhr zu Beginn in einem kleinen Golfcar-Papamobil durch die Menge. Der Messe stand der Patriarch von Venedig, Francesco Moraglia, vor. Die Predigt hielt Papst Franziskus und er nutzte sie, um auch auf einige Probleme Venedigs einzugehen:

„Wenn wir heute auf diese Stadt Venedig blicken, bewundern wir ihre bezaubernde Schönheit, aber wir sind auch besorgt über die vielen Probleme, die sie bedrohen: der Klimawandel, der sich auf die Gewässer der Lagune und auf die Insel auswirkt; die Gefährdung der Gebäude und des kulturellen Erbes, aber auch die Menschen. Die Schwierigkeit, durch ein angemessenes Tourismusmanagement eine Umwelt zu schaffen, die maßvoll bleibt. Und auch all das, was diese Situationen an kaputten mitmenschlichen Beziehungen, an Individualismus und Einsamkeit hervorzubringen drohen".

Hier im Audio: Papst Franziskus bei der Schlussmesse auf dem Markusplatz in Venedig: Aufruf zu Geschwisterlichkeit und Umweltschutz (Audio-Beitrag von Radio Vatikan)

Verhaltenen Applaus gab es an dieser Stelle von den Messeteilnehmern - die auch als Pilger die von Venedig jüngst eingeführte 5-Euro Tagestourismus-Abgabe zahlen mussten, mit der die Stadt die Besucherströme etwas einzudämmen hofft. Mit 12 Millionen Übernachtungen und nochmal doppelt so vielen Tagesbesuchern stand Venedig in den letzten Jahren kurz vor dem Kollaps. Und das auf Wasser gebaute Venedig könne ohne die Pflege und den Schutz seiner natürlichen Umgebung „vielleicht sogar aufhören zu existieren", gab der Papst an anderer Stelle in seiner Predigt zu bedenken. 

„Schwierigkeit, durch ein angemessenes Tourismusmanagement eine Umwelt zu schaffen, die maßvoll bleibt“

Im Tagesevangelium geht es diesen Sonntag um das Gleichnis vom Weinstock und den Reben. Dieses Sinnbild zeige „einerseits die liebevolle Fürsorge Gottes für uns", warne aber auch - „denn wenn wir diese Verbindung mit dem Herrn brechen, können wir keine Früchte eines guten Lebens hervorbringen und laufen Gefahr, selbst zu vertrockneten Reben zu werden. Das ist schlecht, vertrocknete Reben werden, die weggeworfen werden", mahnte Papst Franziskus. Er rief in seiner Predigt alle Christen auf, „im Herrn zu bleiben":

„Entscheidungen zum Schutz der Umwelt, aber auch zum Schutz des menschlichen Erbes“

„Indem wir mit Christus verbunden bleiben, werden wir in der Lage sein, die Früchte des Evangeliums in der Wirklichkeit, in der wir leben, hervorzubringen: Es sind Früchte der Gerechtigkeit und des Friedens, Früchte der Solidarität und der gegenseitigen Fürsorge; Entscheidungen zum Schutz der Umwelt, aber auch zum Schutz des menschlichen Erbes, vergessen wir das menschliche Erbe nicht, unsere große Menschheit, die Gott gewählt hat, um an unserer Seite zu sein. Unsere christlichen Gemeinden und unsere Stadtviertel, unsere Städte müssen zu gastfreundlichen, einladenden und integrativen Orten werden", lautete der Appell des Papstes.

„Sich auf den Weg machen, sich von seinem Evangelium anregen lassen und Zeugen seiner Liebe werden“

Franziskus betonte auch, das „bleiben" solle „nicht als etwas Statisches interpretiert werden, als ob es uns sagen wollte, stillzustehen, in Passivität zu verharren". Es gehe vielmehr darum, sich in Bewegung zu setzen:

„Denn im Herrn zu bleiben bedeutet, in der Beziehung zu ihm zu wachsen, immer, im Herrn zu bleiben, bedeutet zu reifen, mit ihm zu sprechen, sein Wort aufzunehmen, ihm auf dem Weg zum Reich Gottes zu folgen. Es geht also darum, sich auf den Weg zu machen, sich von seinem Evangelium anregen zu lassen und Zeugen seiner Liebe zu werden."

In der Liebe Christi bleiben - „Rimanere nell`amore di Cristo" - das war auf Italienisch auch links des Altars auf einem großen Banner zu lesen. Rechts des Altars war im Hintergrund das Wort Museum zu lesen. So wurde auch auf dem Markusplatz ein Bogen gespannt zum Anlass des Papstbesuchs in Venedig, der 60. Kunstausstellung Biennale. 

Venedig, das schon immer ein Ort der Begegnung und des kulturellen Austauschs sei, solle auch ein Ort sein, der Geschwister schafft - mit diesem Wunsch schloss der Papst seine Predigt auf dem Markusplatz in Venedig. Im Markusdom verehrte Papst Franziskus nach der großen Schlussmesse noch die Reliquien des heiligen Markus. 

(vatican news - sst)

 

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28. April 2024, 12:53