Benedikt XVI.: Gedanken zum Weihnachtsfest
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Immer wieder hat sich Benedikt während seines Pontifikats (2005-13) mit dem Geheimnis von Weihnachten beschäftigt. Was ist eigentlich der genaue Inhalt dieses Festes? Darauf ging er gewohnt systematisch bei einer Audienz im Dezember 2008 ein.
„Zunächst einmal ist Weihnachten ein Fest, das heute überall auf der Welt, nicht nur in christlichen Gegenden, gefeiert wird. An Weihnachten begegnen wir einem neugeborenen Kind; es ist ein Fest, welches das Geschenk des Lebens besingt. Für uns Christen ist Weihnachten mehr: es ist das zentrale Ereignis der Geschichte, die Menschwerdung des Ewigen Wortes Gottes für die Erlösung der Menschheit. Der Schöpfer des Alls hat Fleisch angenommen, er hat sich unlöslich mit der menschlichen Natur vereint. Weil wir mit unserem Denken seine Größe nicht fassen können, hat er sich aus Liebe klein gemacht, dass wir ihn lieben können.“
Die Quintessenz der Botschaft von Weihnachten formulierte der deutsche Theologe auf dem Stuhl des Petrus so: „Gott ist nicht fern, sondern einem jeden von uns nahe. Über die Dürftigkeit und Kälte einer von der Sünde verwundeten Menschheit hinaus offenbart das göttliche Kind in der Krippe die erbarmende Güte des Herrn. Er kommt uns entgegen, um uns die heilbringende Wahrheit zu schenken und uns teilhaben zu lassen an seiner Freundschaft und seinem Leben. Als so Beschenkte werden wir frei, auch den Erwartungen und Bedürfnissen unserer Mitmenschen zu Hilfe zu kommen. Christus schenkt uns sein Licht, und wir dürfen Zeugen des Lichtes sein, mit welchem die Heilige Nacht die Menschen erleuchtet.“ (Generalaudienz, 17.12.08)
Zeugen des Lichtes sein
„Zeugen des Lichtes sein“: Das ist eine prägnante Formulierung. Von allen Symbolen rund um das Geheimnis von Weihnachten hielt Benedikt XVI. das Licht für „eines der tiefsinnigsten“. Das führte er bei einer Audienz einige Jahre zuvor aus.
„Mit der Wintersonnenwende nimmt auf unserer Hemisphäre die Zeit des Tageslichts wieder zu. Diese Naturerscheinung deutet auf eine andere Wirklichkeit hin, die den Menschen berührt. Das Licht des Guten siegt über die Dunkelheit des Bösen, die Liebe überwindet den Hass, das Leben besiegt den Tod. Zu Weihnachten erstrahlt die Botschaft vom endgültigen Sieg der Liebe Gottes über Sünde und Tod.“
Die Krippe des hl. Franziskus
Eine der sogenannten „O-Antiphonen“ in den Tagen vor Weihnachten grüßt den kommenden Herrn als den „Morgenstern“ – auch darauf wies Benedikt XVI. hin. „Der Gott-mit-uns, den die Jungfrau Maria zu Bethlehem geboren hat, ist der wahre Stern unseres Lebens, der allein die tiefste Sehnsucht des menschlichen Herzens stillen kann.“ (Generalaudienz, 21.12.05)
Ein weiterer wichtiger Zeuge von Weihnachten ist die Krippe. Es war der hl. Franz von Assisi, der 1223 – also vor genau 800 Jahren – in dem kleinen italienischen Städtchen Greccio die erste lebende Krippe einrichtete. Damit hat der Heilige von Assisi, wie Benedikt XVI. 2009 ausführte, dem Fest „eine eigene geistliche Prägung“ gegeben, „die uns den menschgewordenen Erlöser als den Gott-mit-uns konkret vor Augen führt“.
„Den Heiligen leitete das Verlangen, auf anschauliche Weise die Bescheidenheit und die Größe der Geburt des Sohnes Gottes als kleines Kind zu erleben und die Freude daran mit anderen zu teilen. Die Krippe von Greccio führte die Gläubigen dazu, die Botschaft des göttlichen Erbarmens besser zu verstehen und die Menschennatur Christi zu lieben und anzubeten. Jeder von uns darf sich Gott mit Vertrauen und Herzlichkeit nahen.“ (Generalaudienz 23.12.09)
Nicht bei allen fällt allerdings die Botschaft vom Gott, der sich uns nahbar macht, auf fruchtbaren Boden. Dazu sagte Benedikt XVI. 2006 einmal: „Brauchen die Menschen noch einen Erlöser? Oft hat es den Anschein, dass viele Gott als jemanden betrachten, der nicht in den Bereich ihrer Interessen fällt. Sie leben so, als ob es ihn nicht gäbe oder, noch schlimmer, als ob er ein Hindernis wäre, das umgangen werden muss, um auf der Straße des Erfolgs voranzukommen. Doch suchen die Menschen auch in unserer Zeit den Heiland und erwarten, mitunter unbewusst, das Kommen Christi, des einen wahren Erlösers des Menschen. Unsere Aufgabe ist es, ihnen mit dem Zeugnis unseres Lebens die Wahrheit von Weihnachten zu verkünden: dass Christus allein alles menschliche Sehnen nach Heil und Frieden stillen kann.“ (Generalaudienz, 20.12.06)
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.