„Seid einig und gebt Zeugnis“: Papst betet mit Kirchenvertretern um Frieden
Anne Preckel – Vatikanstadt
In der Kathedrale Unserer Lieben Frau von Arabien wandte sich der Papst in Awali an Vertrete verschiedener christlicher Konfessionen in Bahrain und aus der gesamten Region. Rund 2.000 Gläubige waren am Freitagabend in die zweitgrößte katholische Kirche der Arabischen Halbinsel gekommen, um gemeinsam mit Franziskus um Einheit und Frieden zu beten. Anwesend waren auch Kurienkardinal Kurt Koch und der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I..
In seiner Ansprache ging Franziskus vom Pfingstereignis der Apostelgeschichte (Apg 2, 9-11) aus, um auf den Reichtum der christlichen Gemeinschaft zu verweisen, die verschiedene Traditionen und Riten, Länder und Kulturen umfasst: „Heute wie damals ist die Vielfalt der Herkunft und der Sprachen kein Problem, sondern ein Gewinn“, unterstrich der Papst das Potential, das in der Universalität dieser im „Leib Christi“ vereinten Kirche liegt. Einheit in der christlichen Taufgemeinschaft stifte der Heilige Geist: Er vereine alle Glieder, sei letztlich „größer als Spaltungen“, so dass „das, was uns eint, bei weitem das übersteigt, was uns trennt“, so der Papst.
Gemeinschaft und Glaubensleben pflegen
Franziskus ermutigte die christlichen Vertreter zu einer „Einheit in Verschiedenheit“ und einem gemeinsamen Zeugnis des Friedens und der Solidarität.
Wesentlich für diese Einheit sei die Pflege der Gemeinschaft und des Glaubenslebens, erinnerte der Papst. Die kleine christliche Gemeinde in Bahrain, die auf verschiedene Orte und Konfessionen verstreut sei, zeige auf, „wie notwendig es ist, eins zu sein und den Glauben miteinander zu teilen: So wie es in diesem Archipel nicht an stabilen Verbindungen zwischen den Inseln fehlt, so möge es auch unter uns sein, damit wir nicht isoliert sind, sondern in geschwisterlicher Gemeinschaft“, so Franziskus.
Wie aber könne Einheit gestärkt werden, „wenn Geschichte, Gewohnheit, Verpflichtungen und Entfernungen uns anscheinend in andere Richtungen ziehen?“, fragte der Papst. „Geistiger Abendmahlsaal“ dieser Gemeinschaft könne der „Lobpreis Gottes“ sein, gab er darauf eine Antwort: „Wer lobt, achtet nicht auf die Kleinheit der Herde, sondern findet es schön, zu den Kleinen des Vaters zu gehören. (…) Er lässt uns die Nähe des Guten Hirten spüren, auch wenn das Fehlen von Hirten in der Nähe, das an diesen Orten häufig vorkommt, schwer wiegt. Der Lobpreis und die Anbetung führen uns dorthin, zu den Quellen des Geistes, und bringen uns zurück zu den Ursprüngen, zur Einheit.“
Einheit in Vielfalt
Franziskus ermutigte die kleine christliche Ortskirche dazu, aus ihrem Glaubensleben Kraft zu schöpfen und „das Lob Gottes weiter zu pflegen, um noch mehr Zeichen der Einheit für alle Christen zu sein“. Dazu gehöre etwa auch „die schöne Gewohnheit“, die - im Verhältnis wenigen - Kirchen der Region den verschiedenen christlichen Gemeinschaften zur Verfügung zu stellen, damit diese dort jeweils beten könnten.
Wesentlich sei dabei, sich „nicht in Gleichförmigkeit“ einzuschließen, sondern die eigene Verschiedenheit anzunehmen, erinnerte Franziskus, es gehe um eine EInheit in Vielfalt, darum, „zu lernen, jedem Bruder und jeder Schwester im Glauben als Teil des Leibes zu begegnen, dem sie angehören. Dies ist der Geist des ökumenischen Weges.“ Der Heilige Geist habe beim Pfingstwunder eine große Vielfalt, ja scheinbar Unordnung geschaffen, ergänzte Franziskus in freier Rede: „Aber derselbe Geist, der die Vielfalt der Charismen schenkt, ist derselbe Geist, der die Einheit schafft, aber die Einheit als Harmonie. Der Geist ist Harmonie, wie ein großer Kirchenvater sagte: ipse harmonia est - Er ist Harmonie. Wir beten darum, dass diese Harmonie zwischen uns entsteht."
Alle Gläubigen sollten sich selbstkritisch fragen, was sie zur Ökumene beitrügen und sich gemeinsam hier um Fortschritte bemühen, appellierte Franziskus.
Würdigung der Märtyrer
Vereinigendes Element der christlichen Gemeinschaften seien die Märtyrer verschiedener Konfessionen, würdigte er dann verfolgte und bedrängte Christen: „Wie viele gab es davon in den letzten Jahren im Nahen Osten und auf der ganzen Welt! Sie bilden nun einen einzigen Sternenhimmel, der denen den Weg weist, die in den Wüsten der Geschichte unterwegs sind: Wir haben das gleiche Ziel, wir sind alle zur Fülle der Gemeinschaft in Gott berufen.“
Franziskus kam im zweiten Teil seiner Ansprache auf die Notwendigkeit des christlichen Lebenszeugnisses zu sprechen: „Das, was wir zu sagen haben, ist nicht so sehr eine Sache von Worten, sondern ein Zeugnis, das Taten aufweisen muss; der Glaube ist kein Privileg, das man für sich beansprucht, sondern ein Geschenk, das man miteinander teilen muss.“ Dieses Zeugnis der Christen drücke sich vor allem in Nächstenliebe gegenüber allen Menschen aus, so der Papst. „Sie lieben alle, das ist das christliche Unterscheidungsmerkmal, das Wesen des Zeugnisgebens.“ Und er würdigte den Einsatz der Ortskirche in Bahrain für Migranten und Flüchtlinge sowie die „alltägliche Demut“, „Sanftmut“ und „eine Gesinnung des Dialoges“, die Christen in dem arabischen Land etwa im Arbeitsleben bezeugten. Diese friedfertige Gesinnung sei „mit einem Wort: Frieden“, würdigte der Papst diese Haltung.
Friedensgebet
Alle Christen sollten sich fragen: „Sind wir wirklich Menschen des Friedens? Sind wir von dem Wunsch beseelt, überall die Sanftmut Jesu zum Ausdruck zu bringen, ohne etwas als Gegenleistung zu erwarten?“, lud Franziskus zur Gewissensprüfung ein. Einheit und Zeugnis gehörten zusammen, fasste er abschließend zusammen, und er rief zum Gebet für ein „erneuertes Pfingsten“ auf, „das unserem Weg der Einheit und des Friedens neue Perspektiven eröffnet und unsere Schritte beschleunigt“.
Im Anschluss an die Ansprache des Papstes beteten die Anwesenden um Frieden, Einheit, Dialog und Trost für die Leidenden in der Welt; die Anliegen wurden von verschiedenen Kirchenvertretern vorgetragen. Auch die christlichen Gemeinschaften in Bahrain sowie andere Religionen kamen inhaltlich vor. Kerzen wurden entzündet und der Papst lud danach zum Gebet des Vaterunser ein. Nach dem Friedensgebet des heiligen Franz von Assisi spendete der griechisch-orthodoxe Patriarch Bartholomaios I. den Schlusssegen.
Christliche Gemeinschaft aus vielen Migranten
In Bahrain leben rund 210.000 Christen, davon sind etwa 80.000 katholisch. Viele von ihnen sind Migranten aus Asien, insbesondere von den Philippinen und aus Indien. In dem Land mit einer vergleichsweisen liberalen Religionspolitik gibt es zwei katholische Pfarreien.
Die neue Kathedrale „Our Lady of Arabia“ in der Gemeinde Awali ist Sitz des Apostolischen Vikars in Nordarabien und war erst vor einem Jahr geweiht worden. König Ahmad bin Isa Al Khalifa hatte der katholischen Gemeinschaft dafür am 11. Februar 2013, dem Festtag Unserer Lieben Frau von Lourdes, ein Grundstück gestiftet. Das markante Gotteshaus, dessen Architektur an das „Zelt der Zusammenkunft“ des Propheten Mose erinnert, ist der zweitgrößte katholische Kirchenbau auf der Arabischen Halbinsel und bietet Platz für bis zu 2.300 Gläubige.
Am Samstag sind eine Papstmesse im Nationalstadion sowie eine Begegnung mit Jugendlichen geplant. Am Sonntag wird Franziskus nach einem Treffen mit katholischen Vertretern seine Heimreise nach Rom antreten.
(vatican news – pr)
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