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Der Papst beim gemeinsamen Essen mit Bedürftigen Der Papst beim gemeinsamen Essen mit Bedürftigen 

Papst zum Welttag der Armen: Gelegenheit zur Neuevangelisierung

Eine Einladung, die Begegnung mit den Armen als besondere Gelegenheit zur Neuevangelisierung zu leben, kommt von Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Welttag der Armen. Diese hat der Vatikan an diesem Donnerstag veröffentlicht. „Da ist ein Armer; er rief und der Herr erhörte ihn“ (Ps 34,7) ist das Psalmwort, anhand dessen Franziskus seine Überlegungen entfaltet.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Dieser Psalm, so der Papst, ermögliche es heute auch uns, zu verstehen, wer die wahrhaft Armen seien. Man habe sich mittlerweile daran gewohnt, die vielen Brüder und Schwestern, die in Not lebten, allgemein als „arm“ zu bezeichnen. Gott, so erinnert Franziskus, hat eine besondere Zuneigung zu den Menschen, die im irdischen Leben mit Füßen getreten, verfolgt und ausgegrenzt werden.

Hier zum Nachhören

Drei Worte des Psalms seien es, die die Beziehung zwischen Gott und den Armen in besonderer Weise charakterisierten, führt Franziskus weiter aus. Diese Worte seien: „schreien“, „antworten“ und „befreien“.

„An einem Welttag wie diesem sind wir zu einer ernsthaften Gewissenserforschung aufgerufen, um uns darüber klar zu werden, ob wir wirklich fähig sind, auf die Armen zu hören“

Der Schrei, den der Arme in seiner Verzweiflung und Einsamkeit zum Himmel richte, werde von Gott erhört. Doch, so die Mahnung des Papstes, wir selbst müssten Gewissenserforschung darüber vornehmen, weshalb ein Schrei, der bis zu Gott dringe, von uns ignoriert werden könne. Zum Hinhören gehörten auch die Stille, das Schweigen, das auch im Getöse einiger „verdienstvoller und notwendiger Initiativen“ untergehen könne, die „häufig mehr darauf ausgerichtet sind, uns selbst zu gefallen, als darauf, den Schrei des Armen wirklich wahrzunehmen“.

Man sei allzu gefangen in einer Kultur, die der Selbstbeschau diene, so dass man fälschlicherweise das Gefühl haben könne, eine „Geste der Selbstlosigkeit“ entpflichte einen von seiner Verantwortung, ohne sich vertieft einzubringen.

„Der Welttag der Armen will eine kleine Antwort sein, die sich von der Kirche, die über die ganze Welt verstreut ist, an die Armen jeder Art und jeden Landes richtet, damit sie nicht denken, ihr Schrei sei auf taube Ohren gestoßen.“

Die „Antwort“ des Herrn auf den Ruf des Armen sei hingegen eine „Anteilnahme voller Liebe“ an dessen Situation. Gleichzeitig sei sie ein Appell an jeden Gläubigen, „innerhalb der Grenzen des menschlich Möglichen“ ebenso zu handeln. Hierbei sei es mit Almosen nicht getan, erinnert der Papst, denn es sei das persönliche Engagement, das wirklich wertvoll für die Geschwister in Not sei.

Eine Absage an rein materielle karitative Unterstützung also, während die Notwendigkeit von „liebevoller Zuwendung“ (Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 199) betont wird, „die den anderen als Person ehrt und sein Wohl sucht“.

„Die Armut wird nicht gesucht, sondern vom Egoismus, vom Stolz, von der Gier und von der Ungerechtigkeit erzeugt.“

Ein drittes Wort, „befreien“: Das Eingreifen Gottes, das in zahlreichen Bibelstellen geschildert wird, befreit den Armen aus seiner Situation und gibt ihm die Möglichkeit, „zügig“ voranzuschreiten und „die Welt mit klaren Augen“ zu sehen.

Doch es dürfe nicht beim Eingreifen Gottes bleiben, vielmehr sei „jeder Christ und jede Gemeinschaft“ berufen, „Werkzeug Gottes für die Befreiung und die Förderung der Armen zu sein, so dass diese sich vollkommen in die Gesellschaft einfügen können“, zitierte Franziskus abermals aus seinem Programmschreiben Evangelii gaudium (187).

„Wie viele Wege führen auch heute noch zu Formen der mangelnden Absicherung!“

Es sei leider die herrschende Tendenz, eine Distanz zwischen sich und dem Armen, den man als störendes Element wahrnehme, zu schaffen, beklagt Franziskus. Er weist darauf hin, dass man „sich auf diese Weise vom Herrn Jesus distanziert, der sie nicht zurückweist, sondern sie zu sich ruft und sie tröstet“.

Anschließend geht der Papst auf konkrete Initiativen ein, die mit dem Welttag des Armen in Verbindung stehen können. Unter ihnen, an erster Stelle, das gemeinsame Mahl, das neben der Sättigung des hungrigen Magens auch eine echte Form der Gemeinschaft und des Dialogs mit den benachteiligten Menschen darstelle. 

„Oft gelingt es in der Zusammenarbeit mit anderen Akteuren, die zwar nicht vom Glauben, aber von der menschlichen Solidarität bewegt sind, eine Hilfe zu bringen, die wir alleine nicht verwirklichen könnten.“

Dabei warnt der Papst davor, den Glauben als Alleinstellungsmerkmal für solidarisches und karitatives Handeln zu sehen. Die Begrenztheit der menschlichen Mittel mache es nötig, Formen der Zusammenarbeit zu suchen, während der evangelische Auftrag der Nächstenliebe nicht darauf ausgerichtet sei, sich selbst und sein Handeln in den Vordergrund zu rücken, so die päpstliche Mahnung.

„Wir sind bewegt vom Glauben und vom Gebot der Nächstenliebe“, führt Franziskus in seiner Botschaft aus, „doch wissen wir andere Formen der Hilfe und der Solidarität anzuerkennen, die sich teilweise dieselben Ziele setzen; wenn wir nur nicht das vernachlässigen, was uns eigen ist, nämlich alle zu Gott und zur Heiligkeit zu führen.“ Der „Dialog zwischen den verschiedenen Erfahrungen“ und die „Demut, unsere Mitarbeit zu leisten ohne irgendeine Art von Geltungsdrang“, sei eine „angemessene und völlig evangeliumsgemäße Antwort“, die wir verwirklichen könnten.

„In dem Maß, in dem man fähig ist, dem Reichtum seinen rechten und wahren Sinn zu geben, wächst man in der Menschlichkeit und wird fähig, zu teilen“

Gleichzeitig helfe uns der „Schrei des Armen“, uns aus unserer Gleichgültigkeit aufzurütteln, „welche die Frucht eines zu sehr immanenten und an die Gegenwart gebundenen Lebens ist“. Der Einsatz für die Armen wird so zu einer Wohltat, die nicht nur dem Armen, sondern auch dem Wohltäter zugutekommt und Hoffnung schafft.

Er lade nun alle Mitglieder der Gemeinschaft, Bischöfe, Priester, Diakone, aber auch alle Personen des geweihten Lebens und Laien dazu ein, den Welttag des Armen als einen „bevorzugten Moment der Neuevangelisierung zu leben“, so Franziskus abschließend. Es seien die Armen, die uns evangelisierten, „indem sie uns helfen, jeden Tag die Schönheit des Evangeliums zu entdecken“. Diese Gelegenheit der Gnade dürfe nicht auf taube Ohren stoßen, betont Franziskus in seiner Botschaft, die auf den 13. Juni 2018, den liturgischen Gedenktag des hl. Antonius von Padua, datiert ist.

Sorge um die Armen schon bei der Namenswahl

 

Seit seinem Amtsantritt hat Papst Franziskus eine besondere Sorge um Arme und Ausgegrenzte erkennen lassen. Bereits bei seiner Wahl zum Papst, so erzählte Franziskus später selbst, habe ihn ein befreundeter Mitkardinal, der betagte Brasilianer Claudio Hummes, umarmt und ihm zugeraunt: ,Vergiss die Armen nicht´! Dies habe ihn auch dazu bewogen, im Andenken an den großen Heiligen aus Assisi den Namen Franziskus zu wählen, ließ der Papst anschließend verlauten.

Während seines Pontifikates hat er sich immer wieder darum bemüht, auf die Situation von Benachteiligten aufmerksam zu machen, und diverse Initiativen zu diesem Zweck auf den Weg gebracht. Den Welttag der Armen hat der Papst im Jahr 2016 ausgerufen. Im Rahmen des Welttages sind Diözesen, Caritaseinrichtungen und Private aufgerufen, spezielle Aktionen zugunsten armer Menschen zu organisieren. Er findet seit 2017 am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres, also dem Sonntag vor Christkönig, statt. In diesem Jahr fällt der Welttag auf den 18. November.

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14. Juni 2018, 11:29