Der Genfer See, Aufnahme vom 3. Oktober Der Genfer See, Aufnahme vom 3. Oktober  (AFP or licensors)

Schweiz: Kirchensteuerfrage „rechtlich schwierig“

Der Generalsekretär der „Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz“ (RKZ) hat Verständnis für Kirchgemeinden, die keine Kirchensteuer mehr an die Bistümer zahlen wollen. Es sei aber „rechtlich schwierig“, sagte Urs Brosi im SRF.

Die RKZ ist der Dachverband der katholischen Landeskirchen. Er könne nachvollziehen, dass Pfarreien den Bischöfen den Geldhahn zudrehen wollten; die Erwartungen, dass angesichts der Missbrauchsskandale nun wirklich entschieden etwas angegangen werde, seien enorm groß. Dennoch äußerte er Bedenken. „Es ist rechtlich schwierig, weil die Kirchgemeinde nicht unmittelbar ihren Beitrag ans Bistum und an den Bischof zahlt.“

Er habe den Eindruck, dass es längerfristig schwierig werde, wenn „jede Kirchgemeinde, jeder Kanton selber irgendwie einen Forderungskatalog erstellt und versucht, etwas zu unternehmen“. Die RKZ versuche, das als Dachverband zu kanalisieren, zu koordinieren und miteinander Druck aufzubauen.

„Es braucht eine Kontrolle über das Verfahren“

Urs Brosi möchte zu Entscheidungen kommen, die strukturell greifen, damit Missbrauch in Zukunft weitestgehend verhindert werden kann. Deswegen brauche es die von der RKZ und den Bischöfen angedachte Meldestelle. Doch diese soll nicht nur Meldungen sammeln, sondern auch kontrollieren, ob Verfahren richtig durchgeführt werden. Brosi wörtlich: „Es braucht eine Kontrolle über das Verfahren“. Das Verfahren werde in der Zuständigkeit der Bischöfe und der anstellenden Kirchgemeinden sein. Die Verantwortung bleibe bei den Bischöfen. „Aber Kontrolle darüber, ob Bischöfe das auch wirklich angehen, ob sie in Zukunft die Konsequenz an den Tag legen, die sie behaupten, das wollen wir etablieren“, so Urs Brosi.

Er räumte ein, dass bei der RKZ jetzt ein gewisses Misstrauen gegenüber den Bischöfen herrsche. Gegen sechs Mitglieder der Bischofskonferenz ist unlängst eine Untersuchung wegen Vertuschung und bei einem gar wegen sexuellen Übergriffen eingeleitet worden. Das habe beim Präsidium der RKZ die Frage ausgelöst: „Können wir vertrauen, dass die Entschiedenheit dann, wenn wir nicht hineinsehen, auch wirklich umgesetzt wird?“ Darum solle nun die Meldestelle hineinsehen und auch Akteneinsicht haben, was mit den Verfahren geschieht.

„Rigide, homophobe Sexualmoral ist einer von den Faktoren, die Missbrauch begünstigen“

Urs Brosi sprach auch an, dass aus seiner Sicht die kirchliche Sexualmoral geändert werden müsse. „Wir werden nicht Lehrbücher umschreiben können“, denn es handle sich um einen Prozess. In der Gesellschaft habe die kirchliche Sexualmoral ihren Einfluss verloren. Doch in der katholischen Kirche riskierten Mitarbeitende noch immer die Kündigung, wenn sie nach einer Scheidung erneut zivilrechtlich heiraten. Das will die RKZ ändern. „Weil die rigide, homophobe Sexualmoral auch einer von den Faktoren ist, die sexuellen Missbrauch begünstigen.“

Die RKZ hat kürzlich angekündigt, dass sie den Bischöfen Gelder kürzen möchte, wenn die Bischöfe nicht auf ihre Forderungen eingehen. Urs Brosi sagt, dass der Dachverband mit der Konsultation der Mitglieder begonnen habe. „Aufgrund der Rückmeldungen, die bis jetzt kommen, sieht es nicht danach aus, dass der Punkt überzeugt.“ Die Forderungen der RKZ erhalten weitgehend Unterstützung. Aber beim Finanzhebel solle die RKZ etwas vorsichtig sein, höre er immer wieder.

(kath.ch – sk)

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06. Oktober 2023, 13:07