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Österreich: Eremit oder Eremitin gesucht

In den österreichischen Alpen ist ein besonderer Arbeitsplatz zu vergeben. Die Pfarrgemeinde St. Johann in Tirol sucht eine Nachfolge für ihre Einsiedlerin, die 13 Jahre lang in Maria Blut ihren Dienst versah. Gefragt ist Liebe zur Kirche und zu den Menschen, besonders zu Suchenden, sagte uns Pfarrer Erwin Neumayer.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

„Die Einsiedelei Sankt Johann gibt es schon seit dem 17. Jahrhundert und sie war fast immer durchgängig bewohnt“, erklärt der Pfarrer. Erstmals urkundlich erwähnt findet sich die kleine Eremitage Maria Blut am Fuß des Niederkaisers 1696. Aber gerade heute hat das Einsiedlerdasein in den Tiroler Alpen aus Sicht des Pfarrers eine ganz wichtige Funktion: „Menschen, die mit Kirche, vielleicht auch mit dem Glauben weniger zu tun haben und auch eine gewisse Sehnsucht spüren, machen sich manchmal auf den Weg, um das Gespräch, die Stille, vielleicht auch die Suche nach Gott dort oben zu beginnen. Das kann man natürlich auch in einer anderen Kirche. Aber die Einsiedelei ist sozusagen ein etwas kirchenfreierer Ort, wo die Schwere der Institution nicht so spürbar ist. Und das erleichtert es manchen, die mit Kirche nur mehr wenig oder gar nichts zu tun haben, einen Kontakt zu suchen.“

In der Mitte: die scheidende Eremitin Schwester Wilbirg Wakolbinger, rechts: Pfarrer Erwin Neumayer
In der Mitte: die scheidende Eremitin Schwester Wilbirg Wakolbinger, rechts: Pfarrer Erwin Neumayer

„Ein etwas kirchenfreierer Ort, wo die Schwere der Institution nicht so spürbar ist“

Diese Erfahrung machte in den vergangenen 13 Jahren Schwester Wilbirg Wakolbinger sehr oft. Die Linzer Kreuzschwester kehrt nun nach den Jahren als Eremitin und gefragte Seelsorgerin in der Tiroler Einsiedelei zurück in ihre Ordensgemeinschaft. Übrigens war auch schon ihrer Vorgängerin in Maria Blut eine Ordensschwester. Beide Frauen, erklärt der Pfarrer, haben dort oben in den Kitzbüheler Alpen „ganz, ganz tolle seelsorgliche Arbeit geleistet, die wesentlich im Zuhören, im Dasein für die Menschen, aber auch im Gebet, in der Stille, einfach auch in einem gewissen, zurückgezogenen Leben für und mit Gott, aber auch für die Welt und für die Menschen darin besteht.“

Die Kapelle der Einsiedelei. Foto: Franz Gerdl
Die Kapelle der Einsiedelei. Foto: Franz Gerdl

Was braucht eine Einsiedlerin, um ihren Auftrag zu erfüllen?

Was genau braucht ein Einsiedler oder eine Einsiedlerin, um diesen besonderen Dienst an Gott und den Menschen gut zu erfüllen? Pfarrer Erwin Neumayer zählt auf: „Voraussetzung ist einerseits der glaubhafte Nachweis, ein Leben als Einsiedler führen zu können. Der Mut, die Kraft und die Fähigkeit, Stille auszuhalten und allein sein zu können. Dann: Gute Kommunikation, Kontaktfreudigkeit, die gute Balance zwischen Alleinseinkönnen und unter Menschen zu sein. Hilfreich wären auch Erfahrungen in Gesprächsseelsorge oder Gesprächsführung. Und natürlich eine Liebe zur Kirche und auch zur Liturgie, es werden immer wieder auch Eucharistiefeiern gefeiert. Kenntnisse der Heiligen Schrift. Die Möglichkeit, sich selbst zu versorgen, auch ein eigenes Einkommen zu haben. Und es ist notwendig, gern mit Gott die Zeit zu verbringen und ein betender Mensch zu sein. Das war auch bei der jetzigen Einsiedlerin immer wieder stark wahrzunehmen.“

Hier zum Hören:

Die Kapelle der Einsiedelei ziert ein kleiner barocker Säulenaltar, darüber eine Replik des Gnadenbildes Maria Blut von Ré im Piemont. Einer der Wege von Sankt Johann hinauf zur Einsiedelei führt an einem geschnitzten Kreuzweg vorbei.

Die Kapelle der Einsiedelei. Foto: Sportalpen
Die Kapelle der Einsiedelei. Foto: Sportalpen

Ganz unterschiedliche Menschen klopfen an

Die Leute, die in der Einsiedelei anklopfen, sind ganz unterschiedlich, schildert der Pfarrer. Einige machen bloß einen Ausflug, in der Familie, mit Freunden oder allein, sind gern in der Natur unterwegs und wünschen sich ein wenig Rast mit einem Moment der Stille und des Gebets. „Dann gibt es Menschen, die suchen ganz bewusst das Gespräch mit Anliegen, persönlichen Problemen, Sorgen, bitten vielleicht auch um Gebet, Unterstützung von Seiten der Einsiedlerin oder des Einsiedlers für ihre persönlichen Anliegen oder auch für andere Menschen, mit denen sie zusammenleben. Wieder andere sind natürlich auch kirchlich sozialisiert, führen ein Glaubensleben und wollen dort die Sorgen im Gebet der Muttergottes anvertrauen.“

„Und sie werden natürlich dann auch immer wieder fündig im Gespräch, das hier auch eine reiche, lange Tradition bis zu den Wüstenmüttern und -Vätern hat..“

 

Bei einigen spielt auch einfach Neugier eine Rolle: Eine Einsiedlerin? In den Kitzbüheler Alpen? „Für viele ist es auch eine Neuheit, ein Erlebnis, dass es das auch in der Kirche gibt. Und sie werden natürlich dann auch immer wieder fündig im Gespräch, das hier auch eine reiche, lange Tradition bis zu den Wüstenmüttern und -Vätern hat.“

Die Einsiedelei Maria Blut ist nicht die einzige in Österreich. In Saalfelden im Salzburger Pinzgau liegt die Einsiedelei am Palfen, die ebenfalls jüngst einen neuen Eremiten gesucht und gefunden hat. Bewerbungen für die Einsiedelei in St. Johann in Tirol nimmt Pfarrer Erwin Neumayer bis 15. August entgegen.

(vatican news)

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20. Juli 2022, 11:53