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D: Bischöfe beraten über Finanzen, Jugend und Koalition

Die Jugendsynode im Herbst, Finanzprobleme einzelner Diözesen sowie die Koalitionsverhandlungen im eigenen Land sind die wichtigsten Themen der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe. Sie tagen seit Montag noch bis Donnerstag in Ingolstadt.

Im Gottesdienst am Dienstagmorgen rief der Hamburger Erzbischof Stefan Heße dazu auf, die Wirklichkeit der Welt anzunehmen und daran nach Jesu Vorbild zu arbeiten: „Jesus nimmt die menschliche Wirklichkeit voll und ganz an und bringt sich in sie ein.“ Das Böse in der Welt hingegen würde die Wirklichkeit nicht Ernst nehmen.

Auch die Themen der Bischofskonferenz arbeiten sich an der Wirklichkeit ab. So sagte Kardinal Reinhard Marx, die Kirche sei angesichts der Koalitionsverhandlung zwischen Union und SPD guter Hoffnung, dass es bald zu einer Regierung in Deutschland komme. Allerdings sei die Flüchtlingsthematik zu sehr auf den Familiennachzug reduziert worden. Dabei ginge es auch um Entwicklungspolitik.

Marx äußerte sich weiter zum Verhältnis zwischen Katholiken und West- und Osteuropa und kündigte eine Polenreise an. Als Vorsitzender der EU-Bischofskommission (COMECE) habe er gesehen, wie weit die Sichtweisen zwischen Ost und West auseinander gingen. Hier seien die Westeuropäer in der Gefahr, als Besserwisser wahrgenommen zu werden. Notwendig sei es, zuzuhören und die andere Seite zu verstehen.

Mit dem Finanzskandal in Eichstätt und der angekündigten Schließung von acht der 21 kirchlichen Schulen in der Erzdiözese Hamburg seien transparente Finanzen ein weiteres wichtiges Thema, das es zu beraten gelte, so Marx. Das Kirchenrecht spricht einzelnen Diözesen zwar souveräne Finanzentscheidungen zu, aber es gebe darüber hinaus auch eine gemeinsame Verantwortung. Vier Hamburger Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte hatten zum Auftakt der Bischofskonferenz in einem Brief finanzielle Unterstützung für die Diözese gefordert. Es gebe eine Mitverantwortung, da bei der Gründung 1995 etliche Sorgfaltspflichten übergangen worden seien.

Mindestens genauso bedenklich ist die Situation in Eichstätt, wo ein Ex-Mitarbeiter der Finanzkammer der Diözese mit einem Kompagnon durch ungesicherte Kredite auf dem US-Immobilienmarkt einen Schaden von bis zu 60 Millionen US-Dollar (48,2 Millionen Euro) verursacht haben soll. Im Juli 2017 hatte der zuständige Bischof Gregor Maria Hanke gegen beide Männer Strafanzeige erstattet. Die Beschuldigten, denen Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr vorgeworfen wird, sitzen derzeit in Untersuchungshaft. In seinem Fastenhirtenbrief schrieb der Eichstätter Bischof Hanke dazu, man müsse daran arbeiten die Glaubwürdigkeit wiederzugewinnen und interne Kontrollmechanismen installieren. Als Direktor des Verbandes der Diözesen Deutschlands sitzt Hanke zwar einer 50-jährigen Institution vor. Finanziell haben aber alle Erzdiözesen ein deutlich höheres Budget als der Verband.

Hinzu kommen Fälle aus Mainz und Freiburg. Der Diözesanfinanzdirektor von Mainz hatte seinen Hut nehmen müssen, nachdem er trotz sprudelnder Kirchensteuereinnahmen tief rote Zahlen vorgelegt hatte; in der Erzdiözese Freiburg wurden Tausende von geringfügig Beschäftigten über Jahre nicht ordnungsgemäß sozialversichert.

Der Sekretär der Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, kündigte indes eine Neugestaltung des Finanzausgleichs zwischen reichen und armen Diözesen Deutschlands an. Der auslaufende Ost-West-Ausgleich sei nicht mehr zeitgemäß. Die Initiative „Wir sind Kirche“ forderte unterdessen eine grundlegende Debatte. Eine Verfassungsreform sei nötig um Finanzhoheit der einzelnen Kirchen zu verlagern. Dies könnte durch eine neue päpstliche Initiative ermöglicht werden.
 

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21. Februar 2018, 13:57