D: Messe in Augsburg mit Fokus Frieden
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
„Schenke den Menschen in der Ukraine, die seit nunmehr zwei Jahren unter der Last des Krieges leiden, Kraft und Zuversicht. Erbarme dich der unzähligen Opfer, die in diesem Krieg ihr Leben verloren haben. Stehe den Angehörigen bei, die um sie trauern. Sieh die Vielen, die aus Angst und Verzweiflung aus ihrer Heimat geflohen und deren Familien nun getrennt sind. Entreiße die Menschen in der Ukraine der kriegerischen Gewalt und dem Unrecht, das ihnen widerfährt. Jesus Christus, du Sohn des lebendigen Gottes, wir bitten dich, erhöre uns", lautete die erste Fürbitte bei der Eucharistiefeier. In der zweiten und dritten wurde Frieden für das Heilige Land erbeten:
„Wir bitten dich für Israel und Palästina. Erbarme dich der vielen Menschen, die am 7. Oktober Opfer eines brutalen Terrorangriffs geworden sind. Hilf, dass die Geiseln aus den Händen ihrer Entführer befreit werden und zu ihren Familien zurückkehren können.
Jesus Christus, du Sohn des lebendigen Gottes, wir bitten dich, erhöre uns. Wir bitten dich ebenso für die unzähligen Kriegsopfer im Gazastreifen, besonders für die Kinder, die durch das Grauen des Krieges aus dem Leben gerissen wurden: Tröste ihre Familien und Angehörigen, die unter Ausweglosigkeit und Verzweiflung leiden. Sei nahe den Menschen im Gazastreifen, die kaum das Nötigste zum Überleben haben. Hilf allen, die vor dem Krieg fliehen und Schutz suchen. Jesus Christus, du Sohn des lebendigen Gottes, wir bitten dich, erhöre uns."
Gebet um Frieden
Zum Schluss wurde das Gebet auf sämtliche Kriege weltweit geweitet:
„Herr Jesus Christus, du Sohn des lebendigen Gottes, mach ein Ende aller Gewalt und allen Kriegen, die wie zerstörerische Feuer an so vielen Orten dieser Erde alles vernichten. Wende das Herz derer, die über Krieg und Frieden entscheiden, dem Dialog zu, der politische, ethnische und religiöse Grenzen überwindet. Hilf, dass das Blutvergießen ein Ende hat und Frieden einkehrt. Wir bitten dich: Mach auch uns zu Werkzeugen deines Friedens. Jesus Christus, du Sohn des lebendigen Gottes, wir bitten dich, erhöre uns."
Am Mittwoch hatte die DBK bei ihrer Vollversammlung in Augsburg ihr Friedenswort „Friede diesem Haus“ vorgestellt. In dem 175-Seiten umfassenden Dokument geht es - neben vielen anderen Kriegen und Krisen der heutigen Zeit - auch um die Ukraine und das Heilige Land, die in unserer Gesellschaft „besondere Aufmerksamkeit finden, während andernorts sich ereignendes Kämpfen und Sterben kaum wahrgenommen wird", schreiben die Bischöfe dazu. Da vor allem der Krieg gegen die Ukraine auch „Ausdruck einer tiefgreifenden Veränderung der globalen Situation" sei, sei diesem besondere Beachtung im Friedenswort gewidmet worden.
Predigt übers Bischofsamt
Die Predigt am letzten Tag der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe in der Augsburger Basilika Sankt Ulrich und Afra hielt der Hamburger Erzbischof Stefan Heße. Er befasste sich besonders mit dem Bischofsamt und betonte, als Bischof gelte es, unter den Menschen zu sein. Dies führte der Erzbischof am Beispiel des Bischofssitzes aus, der Kathedra Petri. Die katholische Kirche feiert am 22. Februar das Fest Kathedra Petri (Petri Stuhlfeier). Dazu Erzbischof Heße:
„Unsere Bischofsstühle stehen auf dem Boden. Mit vier Füßen. Und das verpflichtet mich auch: Du kannst und darfst als Bischof nicht im luftleeren Raum schweben. Du sollst dich nicht abheben von den Menschen, sondern du bist Bischof mitten im Leben. Und manchmal habe ich den Gedanken, eine Kathedra in der Bischofskirche ist das eine, da sitze ich bei feierlichen Gottesdiensten - aber wie oft sitze ich auf der ,Kathedra des Lebens`, in ganz anderen existentiellen Situationen. Wenn ich vor einer Schulklasse sitze und mit ihnen rede, oder noch eins drunter, manchmal besucht der Bischof eine Kindertagesstätte und dann bekommt er so einen kleinen Hocker: Auf Augenhöhe mit diesen Kindern. Und hoffentlich nicht von oben herab."
Stimme Gottes und der Menschen hören
Die Kathedra könne so an vielen Orten der Gesellschaft sein, etwa auch bei Kranken oder bei Politikern. Wichtig sei immer:
„Da gilt es zuallererst zu hören. Wir sind gut beraten, vor aller Verkündigung zu hören. Und zwar nicht nur auf die Stimme von oben, sondern erst recht auf die Stimme dieser Welt und dieser Menschen. Die gilt es immer im Ohr zu haben. Und wehe, wir werden da taub", mahnte der Hamburger Erzbischof seine Mitbrüder.
Vorbild: Kardinal Lorscheider und Papst Franziskus
Heße zitierte auch den brasilianischen Kardinal Aloisio Lorscheider: „,Es ist notwendig, den sozialen Ort zu ändern, um auch die Kirche und die Theologie ändern zu können. Wenn sich ein Priester inmitten seines Volkes stellt, dann ändern sich seine Themen, seine Worte, seine Beispiele, die er benutzt, das Denken darüber, was wichtig ist und was nicht.`Ich glaube diesen Weg sehen wir nicht nur bei Kardinal Lorscheider, den sehen wir auch bei unserem Papst Franziskus, dem Petrus von heute, der uns ja auffordert, an die Ränder zu gehen, in die Peripherien, zu den Armen. Und das sind die existentiellen Orte, von denen aus sich Theologie auch heute weiterentwickelt."
Bischöfe bräuchten eine „Stereofunktion" betonte Erzbischof Heße, damit sie auf die Stimme Gottes und die Stimme der Menschen hören könnten. Dann gelte es, „zu versuchen, beides zusammzubringen", so der Hamburger Erzbischof diesen Donnerstag in seiner Predigt bei der Frühmesse am letzten Tag der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz.
(vatican news/dbk - sst)
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