Vorgehen gegen Hilfsschiffe und Appelle aus dem Heiligen Land
Am Dienstag berichtete Amnesty International über das Abfangen des Schiffes „Madleen“ der Freedom Flotilla durch die israelische Armee. Das Schiff habe versucht, humanitäre Hilfe zu liefern und die „illegale Blockade des besetzten Gazastreifens zu durchbrechen“. Es habe unbewaffnete Zivilisten auf einer humanitären Mission an Bord gehabt. Amnesty International erklärte in einem Beitrag auf X, das Abfangen verstoße gegen das Völkerrecht. Unter den Aktivisten aus verschiedenen Ländern befand sich auch Greta Thunberg.
Amnesty International wies darauf hin, dass Israel als Besatzungsmacht rechtlich verpflichtet sei, die ausreichende Versorgung der Zivilbevölkerung in Gaza mit Nahrungsmitteln und Medikamenten sicherzustellen. „Es hätte Madleen erlauben müssen, humanitäre Hilfe nach Gaza zu liefern. Im Einklang mit seinen Verpflichtungen als Besatzungsmacht und den rechtsverbindlichen Anordnungen des Internationalen Gerichtshofs zur Verhinderung von Völkermord muss Israel seine illegale Blockade des Gazastreifens unverzüglich aufheben, die Lieferung humanitärer Hilfe im gesamten Gazastreifen erleichtern und internationale Untersuchungsmissionen zulassen. Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, deutlich mehr als bisher gegen Völkermord, militärische Besatzung und Apartheid vorzugehen.“
Appell „Eine Jerusalemer Stimme für Gerechtigkeit“
Aus dem Heiligen Land ergeht ein weiterer Appell: Nach über anderthalb Jahren des Konflikts sei die gegenwärtige Zeit von großer Not gekennzeichnet, so der Wortlaut einer neuen Mitteilung des ökumenischen Gruppe „Eine Jerusalemer Stimme für Gerechtigkeit“. Die Bevölkerung von Gaza sei „die erste Leidtragende“ eines anhaltenden Krieges. Auch diejenigen, die die Auswirkungen der Gewalt gegen die Palästinenser in Gaza anprangerten, schienen nun „hoffnungslos, von Verzweiflung gelähmt und unfähig zu helfen. Erschöpft“.
Dennoch sei es notwendig, erneut zu versuchen, „die Netze auszuwerfen“, wie es die Apostel im Johannesevangelium taten, nachdem sie die ganze Nacht vergeblich versucht hatten zu fischen. Dies fordern die Mitglieder der Gruppe in ihrem Appell, der anlässlich des Pfingstfestes verbreitet wurde. Als Christen im Heiligen Land wollten sie „einmal mehr Alarm schlagen angesichts der jüngsten beispiellosen Eskalation des israelischen Krieges in Gaza“. Sie bitten alle, sich „mit der Energie der Auferstehung und des Heiligen Geistes zu Pfingsten“ zu füllen, um weiterhin „für das Leben und die Freiheit unserer Brüder und Schwestern in Gaza und überall sonst in Palästina/Israel zu kämpfen“.
Humanitäre Lage und Hilfsverteilung
In der Botschaft wiederholt die ökumenische Gruppe, dass sich „in den letzten Wochen die Situation zunehmend verschlechtert hat: Neben den fast 55.000 Todesopfern und über 120.000 Verletzten gibt es Nahrungsmittelknappheit und Hungersnot (die Vereinten Nationen haben kürzlich 10.000 neue Fälle von Unterernährung festgestellt). Krankenhäuser und andere Einrichtungen sind fast vollständig geschlossen.“ Auch die Verteilung von Hilfsgütern erfolge unter israelischer Kontrolle und werde ausschließlich von einer von den Vereinigten Staaten unterstützten Organisation, der Gaza Humanitarian Foundation (GHF), verwaltet.
Das von „A Jerusalem Voice of Justice“ verbreitete Dokument berichtet, dass der Exekutivdirektor der GHF, Jake Woods, am 16. Mai erklärt habe, er weigere sich, „an jeglichen Maßnahmen teilzunehmen, die eine Zwangsumsiedlung der palästinensischen Bevölkerung zur Folge haben“. Am 25. Mai 2025 sei er zurückgetreten, nachdem er Israel aufgefordert hatte, die Ankunft von Hilfsgütern über alle möglichen Kanäle zu ermöglichen.
Die Gruppe weist darauf hin, dass das für die Hilfsverteilung eingeführte System, das Schwierigkeiten beim Erreichen der Ausgabestellen und die Tötung von Menschen, die auf lebensnotwendige Güter warteten, mit sich bringe, „die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die GHF eine Deckung für israelische Militäroperationen darstellt“. Die Vereinten Nationen und viele internationale Nichtregierungsorganisationen hätten anerkannt, dass diese „Hilfsverteilung“ eine Eskalation des Konflikts darstelle. Sie wüssten, dass die Teilnahme an einer solchen „Verteilung“ eine Komplizenschaft bei der Verwendung von Nahrungsmittelhilfe als Teil einer Kriegsstrategie bedeuten würde, was ausdrücklich durch die Genfer Konventionen untersagt sei.
Die spontan entstandene ökumenische Denkgruppe „A Jerusalem Voice for Justice“ hat sich angesichts der erneuten Gewalt und des Konflikts im Heiligen Land gegründet, um Analysen und Einsichten zu den Ereignissen und Prozessen zu teilen, die das Leben der Menschen im Land Jesu beeinflussen. Dem Netzwerk gehören unter anderem der emeritierte lateinische Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbah, der lutherische Bischof Munib Younan, der griechisch-orthodoxe Bischof Attallah Hanna, die Koordinatorin des ökumenischen Sabeel-Zentrums, Sawsan Bitar, der palästinensische Theologe John Munayer, der Jesuitenpater David Neuhaus und Pater Frans Bouwen von den Afrikamissionaren an.
(sir/fides - mg)
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