Indien/Pakistan: Kardinal Gracias fordert „dauerhaften Frieden“
Der emeritierte Bischof von Mumbai, Kardinal Oswald Gracias, hat im Kaschmir-Konflikt zwischen Indien und Pakistan zu dauerhaftem Frieden aufgerufen. „Es ist Zeit für Frieden. Es ist an der Zeit, dem alten Groll ein Ende zu setzen. Wir plädieren von ganzem Herzen für den Frieden in Kaschmir. Wir hoffen auf ein vollständiges und endgültiges Abkommen, das nicht nur für Indien und Pakistan, sondern auch für den Weltfrieden wichtig wäre“, so Gracias gegenüber der Nachrichtenagentur fides.
Der 80-jährige Kardinal hat an den Veranstaltungen vor dem Konklave und an der ersten Messe von Papst Leo XIV. teilgenommen. Er bezieht sich auf die Worte des neuen Papstes bei dessen erstem „Regina Coeli“; Leo XIV. hatte geäußert, er begrüße die Ankündigung des Waffenstillstands zwischen Indien und Pakistan und hoffe auf ein dauerhaftes Abkommen.
Ein Bruderkrieg
Gracias erläutert die Beziehung zwischen beiden Nationen und ihre gemeinsame koloniale Vergangenheit. „Wir sind Brüder, haben die gleiche Kultur, die gleichen Traditionen, Gedanken und Gefühle“, sagt der Kardinal. „Umso wichtiger“ sei es daher, „sich an einen Tisch zu setzen und sich in die Augen zu sehen, um zu versuchen, im Dialog den Knoten in Kaschmir zu lösen, unter dem wir seit der Unabhängigkeit leiden“.
Der Konflikt um die umstrittene Region zwischen beiden Staaten ist für Gracias ein „uralter Territorialstreit, der Kriege, Trauer und Leid verursacht“ habe. Nach den vielen Jahren des Krieges appelliert er an die politischen Entscheidungsträger, den „Mut zu einem gerechten und dauerhaften Frieden“ zu sammeln. „Wir müssen Hass, Groll und Ansprüche hinter uns lassen und eine Einigung zum Wohl unserer Völker finden“ – und der ganzen Menschheit, fügt Gracias hinzu.
Der Heilige Stuhl als Vermittler?
Er warnt vor den weltweiten Auswirkungen eines Krieges zwischen zwei Atommächten. Eine Vermittlung – etwa auf Ebene der UNO – sei „im Interesse der internationalen Gemeinschaft“, so der Kardinal; sie könne Großmächte wie die USA und China einbeziehen. Es sei aber notwendig, dass die diplomatischen Bemühungen „von den Parteien als neutral verstanden“ würden, betont der Kardinal.
Trotz der Gemeinsamkeiten habe der „religiöse Faktor“ in der Region stets eine Rolle gespielt, räumt Gracias ein: „Kaschmir ist eine mehrheitlich muslimische Region und Indien ist eine mehrheitlich hinduistische Nation“. Er sieht die Verantwortung der politischen Kräfte darin, diese Spaltungen zu überwinden. „Das ist unser Wunsch“, sagt Gracias. Auch den Heiligen Stuhl sieht er als möglichen Vermittlungsakteur.
Die Region Kaschmir ist seit 1947 zwischen Indien, Pakistan und der Volksrepublik China umstritten. In der Vergangenheit war es dabei immer wieder zu Kriegen und gewaltsamen Konflikten gekommen. Auf einen islamistischen Terroranschlag auf eine indische Touristengruppe Ende April hatte Indien militärisch geantwortet; seit dem 10. Mai herrscht nun ein Waffenstillstand.
(fides – lv)
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