Spanien: Kardinal Omella über Antoni Gaudís „Geheimnis"
Alexandra Sirgant – Vatikanstadt
Sein ganzes Leben widmete der tief gläubige Antoni Gaudí dem Bau der katalanischen Basilika, die 1882 begonnen wurde und bis heute im Bau ist. Antoni Gaudí habe es „geschafft, diese Kirche in ein Gotteslob aus Stein zu verwandeln“, sagte Papst Benedikt XVI. einmal, während seiner apostolischen Reise nach Barcelona am 7. November 2010.
Freude nicht nur in Barcelona
Dass Papst Franziskus Gaudís Leben nun als tugendhaft anerkannte und ihn damit in der Karwoche 2025 einer Seligsprechung ein Stückchen näher rückte, freut Kardinal Juan José Omella, der seit zehn Jahren Erzbischof von Barcelona ist. Die ganze christliche Gemeinschaft der Stadt sei „glücklich über diese Anerkennung der Tugenden“, so der Kardinal gegenüber Vatican News. Die Ehrung strahle aber auch weit über die christliche Gemeinde hinaus, so Omella.
„Ich denke, es ist auch eine Freude für die ganze Stadt Barcelona, denn Antonio Gaudí ist als Person sehr beliebt, vor allem aber als Architekt, der das berühmte und wunderbare Bauwerk der Sagrada Família errichtet hat. Es ist auch eine Freude für die vielen Anhänger Gaudís in der ganzen Welt, ob sie nun gläubig sind oder nicht. Er ist ein so bewunderter, ehrwürdiger und verehrter Mann, dass es für uns alle eine Freude ist. In gewisser Weise erkennen wir heute die Tugenden an, die dieser Mann als Gläubiger in seinem Kunstwerk bewiesen hat. Wir erkennen natürlich das Kunstwerk an, aber das Kunstwerk, das von dieser Seele begleitet wurde, die die eines Heiligen ist.“
Architektur im Dienste Gottes
Antoni Gaudí wurde 1852 im nordspanischen Reus als Sohn eines Kupferschmieds geboren. Sein christlicher Glaube wurde in Familie, Gemeinde und Schule geprägt. Darin spielte vor allem die Marienfrömmigkeit eine besondere Rolle. Als Gaudí später den Beruf des Architekten wählte, war sein Ziel, seinem Glauben in seinen Bauwerken Ausdruck zu verleihen und Gott mithilfe der Architektur zu dienen. Kardinal Omella findet das „beeindruckend“:
„Ich glaube, das ist es, was er uns hinterlassen hat, und es drückt sich in der Schönheit der Sagrada Familia aus, wo man zwei Bereiche unterscheiden kann: den einen, außen, wo er das ganze Evangelium und die ganze Bibel zeigt, so dass jeder, der nicht ins Innere gehen kann oder will, durch den Stein die Taten der Bibel und des Evangeliums lesen kann: die Erschaffung des Universums, die Geburt, die Passion, den Tod... Man kann alles sehen“, schlüsselt der Kardinal die Fassade des Bauwerkes auf.
Die Schönheit der Transzendenz
„Und im Inneren versetzt uns die Basilika in die Größe der Transzendenz, indem die Säulen uns in die Höhe heben, und das alles in Stille, Licht und Kontemplation. So wurde der Mensch, der die Kathedrale betritt, zuerst von außen und der Botschaft Jesu, die dort erzählt wird, berührt und findet dann im Inneren diese Stille, diesen Frieden, den die Begegnung mit dem Transzendenten, der Gott ist, hervorbringt.“
Dies sei auch für viele nicht-gläubige Menschen überaus ansprechend, so der Erzbischof von Barcelona weiter.
„Wie viele Menschen, die nicht gläubig waren, haben uns erzählt, dass sie die Architektur bewunderten und dass sie, sobald sie im Inneren waren, den Wunsch verspürten, sich auf den Boden zu legen, zu schweigen und die Größe zu betrachten. Dann gingen sie hinaus und fühlten einen großen inneren Frieden. In gewisser Weise fühlte sich Paul Claudel [französischer Dichter, der 1886 zum Katholizismus konvertierte] so, als er Notre-Dame de Paris betrat... Ich glaube, das ist das Geheimnis, das der Architekt Antoni Gaudí in seinem Werk gewissermaßen eingefangen und weitergegeben hat.“
Kunst und Glaube
Antoni Gaudi, der auch als „Architekt Gottes“ bezeichnet wird, vereine in seinem Werk auf wunderbare Weise Kunst und Glauben, so der Kardinal weiter. Von diesem Ideal gelte es zu lernen, so der Erzbischof von Barcelona:
„Ich persönlich finde das großartig. Die Dinge zu vereinen, sie nicht zu trennen und sie einander gegenüberzustellen, ist sehr schön. Ich glaube, wir müssen von den großen gläubigen Wissenschaftlern und den großen gläubigen Architekten lernen. Aber darüber hinaus gibt es auch einen Aufruf an alle, die Heiligkeit zu leben. Wenn ich die Anerkennung der Tugenden eines Mannes - eines wissenschaftlichen Architekten oder eines Akademikers - sehe, höre ich den Ruf des Papstes, der uns sagt: ,Wir sind alle dazu berufen, Heilige zu sein‘. Es gibt heilige Wissenschaftler, aber auch bescheidene Heilige, Landwirte oder Familienväter. Und so stellen wir fest, dass wir alle mit Gottes Hilfe in der Lage sind, Heilige zu werden, wenn wir den Heiligen Geist in uns wirken lassen.“
Entscheidung vom 14. April 2025
Der Vatikan hatte am Montag bekanntgegeben, dass Papst Franziskus Gaudis Leben als „tugendhaft“ anerkannt und den Architekten als einen „Diener Gottes“ ansieht. Damit befindet sich der Katalane auf einer Vorstufe zur Seligsprechung. Diese kann erfolgen, wenn auch ein Wunder anerkannt wird, das auf Fürsprache des Verstorbenen geschehen ist.
(vatican news – pr)
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