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Proteste in Senegal Proteste in Senegal  (AFP or licensors)

Senegal: Gewalt bedroht die Stabilität des Landes

Nach der Verurteilung des Oppositionsführers Ousmane Sonko zu zwei Jahren Haft wurden in Senegal mindestens 16 Menschen getötet und über 350 verletzt. Die Aussichten seien alles andere als beruhigend, sagt uns Roberto Valussi, ein Kenner des Senegals.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Die vorläufige Zahl der Toten bei den Zusammenstößen zwischen Demonstrierenden und Sicherheitskräften stieg auf mindestens 16, mehr als 350 Menschen trugen Verletzungen davon. Die Polizei nahm 500 Personen fest, von denen einige Molotowcocktails und Waffen einsetzten.

Die Unruhen brachen aus, nachdem der Oppositionsführer Ousmane Sonko wegen Korruption von Minderjährigen zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Die Anklage wurde nach Darstellung der Demonstrierenden frei erfunden, um den Politiker an einer Kandidatur für das Präsidentenamt im nächsten Jahr zu hindern.

Zum Nachhören - wie die Lage in Senegal ist

Der Senegal galt jahrzehntelang als Musterbeispiel für demokratische Stabilität in Westafrika. Nun werde das Land von Kontroversen und Straßenunruhen heimgesucht - mit ungewissen Folgen, erklärt der Experte Roberto Valussi bei Radio Vatikan:

„Es besteht zweifellos die Gefahr einer Eskalation der Spannungen auf den Straßen und damit die Gefahr einer verstärkten polizeilichen und brutalen Unterdrückung durch die Sicherheitskräfte. Dies könnte zu einer Verarmung der Legitimität der demokratischen Institutionen im Senegal führen.“

Ousame Sonko
Ousame Sonko

Rolle der Jugend

Die Proteste würden vor allem vom jungen Teil des Landes angeführt, der Sonko großes Vertrauen entgegenbringe, so Valussi weiter. Ein großer Teil von Sonkos Wählerschaft sei sehr jung - wie der Senegal überhaupt. 

„Sonko spricht die Masse der jungen Menschen an, die von der Arbeit leben und außerhalb des Establishments stehen, die in der PASTEF-Partei eine Alternative zur eher etablierten und traditionellen Macht von Macky Sall gefunden haben. Sonko hat es geschafft, auch auf Kosten der anderen großen Oppositionsparteien, die bis vor kurzem noch an der Regierung waren, so viel Zuspruch zu erhalten. Er hat die Gabe, ziemlich transversal zu mobilisieren, das spricht vor allem die Jugend an, aber nicht nur das, denn es ist ihm auch gelungen, den Konsens der anderen Parteien zu untergraben.“

Proteste in Dakar
Proteste in Dakar

Eine andere Sichtweise steuert Boubacar Malal Bâ bei, er ist freier Journalist und politischer Analyst in Dakar. Sich in sozialen Netzwerken kritisch über Ousmane Sonko zu äußern, sei schwierig geworden. Boubacar Malal Bâ zögert nicht, von einer „Diktatur“ zu sprechen, wenn er auf die Unterstützer des Oppositionspolitikers zu sprechen kommt:

„Es ist schwierig, völlig neutrale Akteure zu finden...“

„So weit ist es heute im Senegal gekommen. Sie können nicht mehr diskutieren, denn wenn Sie etwas gegen Sonko sagen, werden Sie automatisch geächtet. Es ist schwierig, völlig neutrale Akteure zu finden oder solche, die von den verschiedenen politischen Akteuren als neutral wahrgenommen werden“, schließt er.

Das Rote Kreuz habe bisher etwa 350 Demonstranten und 36 Mitglieder der Sicherheitskräfte retten können. „Was die allgemeinen Auswirkungen auf die Wirtschaft oder die Lebensbedingungen angeht, so sind sie zum Zeitpunkt der Zusammenstöße recht begrenzt, und bald danach kehren wir zum normalen Leben zurück“, schließt er. „In Dakar scheint man auf dem Weg zurück zur Normalität zu sein, aber das ist sehr wackelig.“

(vatican news)

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08. Juni 2023, 12:43