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Kardinal Matteo Zuppi verfügt über diplomatisches Geschick in schwierigen Vermittlungen Kardinal Matteo Zuppi verfügt über diplomatisches Geschick in schwierigen Vermittlungen 

Was Kardinal Zuppi in der Ukraine macht

Derzeit ist der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz im Auftrag von Papst Franziskus in der Ukraine. Welches Ergebnis die Sondierungsgespräche von Kardinal Matteo Zuppi in Kyiv haben werden und wie es danach weitergeht, ist offen. Der Papst hat mit dem italienischen Kirchenmann jedenfalls einen erfahrenen Diplomaten ins Kriegsland geschickt.

Am Montag hat Kardinal Zuppi laut Medienberichten die Stadt Butscha bei Kyiv besucht. Dort töteten russische Truppen bis zu ihrem Abzug Anfang April 2022 laut der ukrainischen Staatsanwaltschaft etwa 400 Zivilisten. Der Kardinal besichtigte am Montag eine Kirche in Butscha, in der Kriegsverbrechen dokumentiert werden, wie die Kyiver Militärverwaltung mitteilte. An einem Gedenkort für die Opfer stellte er ein Grablicht ab.

Zum Nachhören - was Kardinal Zuppi vorhat

In Kyiv kam der Papstgesandte mit dem Menschenrechtsbeauftragten des ukrainischen Parlaments, Dmytro Lubinets, zusammen, wie es weiter hieß. Er habe mit Zuppi über eine Rückführung von ukrainischen Kindern gesprochen, die während des Kriegs von Russland verschleppt worden seien, schrieb Lubinets auf Facebook. Zudem habe er dem Papstgesandten über von Russland gefangen gehaltene ukrainischen Zivilisten berichtet, darunter auch katholische Geistliche.

Lubinets erklärte, die Ukraine müsse ihr gesamtes Territorium befreien. Denn nur so könnten die eigenen Kinder geschützt werden. Nach früheren Angaben Kyivs wurden mehr als 10.000 ukrainische Kinder aus den von russischen Truppen besetzten Gebieten des Landes entführt. Am Treffen nahm den Angaben zufolge auch der Papstbotschafter in der Ukraine, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, teil.

Geduldig, hört zu und ist diskret

Der italienische Kardinal Matteo Zuppi ist langjähriger Friedensaktivist und Mitglied der katholischen Gemeinschaft Sant' Egidio. Der erfahrene Diplomat war unter anderem Mitglied der Delegation, die 1992 den Frieden in Mosambik wiederherstellte. Seine zahlreichen Vermittlungsmissionen führten ihn auch nach Kuba, Guatemala, in den Kosovo und nach Burundi. Marco Impagliazzo, der Präsident der Gemeinschaft Sant'Egidio, erinnert sich:

„Matteo Zuppi war sehr engagiert im Friedensprozess in Burundi an der Seite von Nelson Mandela oder dem tansanischen Präsidenten Julius Nyerere. Er ist ein Mann mit viel Geduld, der zuhören kann und diskret ist – sehr wichtige Eigenschaften, wenn man einen Weg des Friedens gehen will.“

Zuppis Reise nach Kyiv ist zu diesem Zeitpunkt (noch) keine Mission, um über einen Friedensplan sprechen zu können. Sie zielt zunächst darauf, die Realität des Krieges in der Ukraine aus nächster Nähe zu verstehen.

Auf Sondierungs-Mission

„Zunächst wird Kardinal Zuppi zuhören, er wird zuhören. Alles andere wird zu entscheiden sein, gemeinsam mit dem Heiligen Vater, danach“

„Zunächst wird Kardinal Zuppi zuhören, er wird zuhören. Alles andere wird zu entscheiden sein, gemeinsam mit dem Heiligen Vater, danach“, betont der päpstliche Nuntius in Kiew, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, im Interview mit Radio Vatikan. „Es gibt eine ganze Reihe an Treffen“, merkt er an, ohne Details nennen zu können. Zuppis Kyiv-Reise sei „eine Arbeitsmission, eine Sondierungsmission“, formuliert der Erzbischof. Danach werde man entscheiden, worauf „der Akzent“ bei den Vermittlungsbemühungen gelegt werde.

Dramatische Lage in Kyiv

Die Lage im Kriegsland Ukraine ist derweil weiterhin dramatisch, berichtet der ukrainische griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk in seiner jüngsten Videobotschaft.

„Es vergeht keine Nacht, in der nicht tonnenweise verschiedene Raketensplitter und Drohnen auf die Köpfe der Einwohner Kiews fallen, die von unserem Luftabwehrsystem effektiv abgeschossen wurden. Doch Feuer, Tränen und Blut sind in unserer Hauptstadt an der Tagesordnung.“

Vor allem die Kinder litten enorm unter dem Krieg, erinnert das Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche der Ukraine mit Blick auf minderjährige Kriegsopfer und nennt ein Beispiel:

„Das Foto des Großvaters, der sich über die Leiche seiner toten Enkelin beugt, hat uns alle beeindruckt. Das Mädchen war neun Jahre alt. Sie wurde geboren, als Russland begann, die Ukraine auf der Krim und im Donbass anzugreifen, und wurde am ,Tag des Kindes'  (internationale Kindertag, der auf Empfehlung des Weltkinderhilfswerks der Vereinten Nationen jeweils am 1. Juni begangen wird, Anm.) getötet. Zusammen mit ihr wurde auch ihre 34-jährige Mutter getötet. Dieser Schmerz des ukrainischen Kindes erfüllt heute unsere Herzen.“

Zahlreiche Kinder seien zudem nach Russland verschleppt worden, so Schewtschuk weiter, der von 19.000 verschleppten Kindern spricht, hunderte Schulen und Bildungseinrichtungen seien zerstört.

Zuppi auch in Moskau?

Die Sondierungsmission des italienischen Kardinals Matteo Zuppi könnte in Moskau fortgesetzt werden, auch wenn noch keine Bestätigung eines Termins für einen Besuch in der russischen Hauptstadt vorliegt. Der Kreml hat jedoch bereits Zustimmung signalisiert, den Kardinal zu empfangen.

- aktualisiert um 11.20: Begegnungen von Zuppi in Kyiv  und Butscha -

(vatican news – pr)

 

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06. Juni 2023, 08:25