Suche

Patriarch Sako beim Symposium des Dikasteriums für die orientalische Kirche Patriarch Sako beim Symposium des Dikasteriums für die orientalische Kirche 

Patriarch Sako: Warum hilft man den Menschen nicht, zu bleiben?

Den Christen im Nahen Osten müsse geholfen werden, in ihrem Land zu bleiben und dort als Bürger mit den Rechten und Pflichten zu leben, die alle anderen auch haben. Das fordert der Patriarch von Bagdad in einem Interview gegenüber Vatican News.

Francesca Sabatinelli und Franziska Gömmel – Nikosia/Vatikanstadt

Er sorge sich vor einer Zukunft im Nahen Osten ohne christliche Präsenz, was er sehr bedauern würde, erklärt Kardinal Louis Raphael Sako, das Oberhaupt der chaldäisch-katholischen Kirche am Rande des Symposiums des Dikasteriums für die Ostkirchen. Die Veranstaltung, die unter dem Motto „Verwurzelt in der Hoffnung“ steht, startete am Donnerstag in Nikosia in Zypern und dauert noch bis Sonntag an.

In diesen Tagen bezeugen die Kirchen des Nahen Ostens in Zypern die Veränderungen der letzten Jahre. Sie zeichnen eine dramatische Realität, die aus neuen Problemen und ernsthaften Herausforderungen besteht. Dazu zählen die Gegenwart und der Beitrag der Christen in ihren Ländern.

Zum Nachhören - was Patriarch Sako sagte

Es sind Probleme, die auch Kardinal Sako sieht: Bereits 2009 hatte er sich an Papst Benedikt XVI. gewandt und ihn darum gebeten, eine Synode für den Nahen Osten einzuberufen, um den „kleinen Kirchen mit ihrer gefährdeten Zukunft […] Hoffnung zu geben.“ Diese Synode fand dann im Oktober 2010, also vor fast 13 Jahren, statt. Sako betont, es sei kein Zufall, dass die Christen „an diesen Orten“ seien, doch sie bräuchten „Hilfe, Gehör und Begleitung durch die Mutter Kirche.“ Viele Christen fliehen aus dem Irak, Syrien, dem Libanon und Palästina, weil sie dort wegen politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Herausforderungen keine Zukunft sehen.

Christen unterstützen, damit sie nicht weggehen

„Wir müssen die Christen unterstützen, damit sie nicht weggehen, wir müssen ihnen helfen, nicht auszuwandern. Es wäre wirklich schlimm, wenn der Nahe Osten von Christen verlassen werden würde und die Wurzeln des Christentums dort nicht mehr vorhanden wären.“

Weiter kritisiert Patriarch Sako, dass es im Westen aufgrund der Säkularisierung „an religiösen und menschlichen Werten“ mangle, während im Osten Fundamentalismus in Terror umschlage und die Christen bedroht und ausgegrenzt würden: „Unsere Häuser, unser Eigentum, unsere Dörfer werden besetzt“, berichtet der Kardinal.

Papstreise als ersten Schritt für Dialog

Papst Franziskus war im März 2021 in den Irak gereist. Durch seine Reden, seine Nähe und seine Freundschaft zu den Muslimen kamen unter anderem das Dokument über die Bruderschaft von Abu Dhabi und ein Treffen mit dem Obersten Schiitenführer Al Sistani zustande. Auch mit den muslimischen Behörden gebe es einen Dialog, „doch er muss auch umgesetzt werden“, appelliert Sako.

„Hier müssen wir all das nutzen, um als Brüder und als Bürger zu leben, und auch um die Mentalität derjenigen zu ändern, die glauben, dass die Muslime den anderen, den Christen, überlegen sind, die dann als Bürger zweiter Klasse behandelt werden.“

„Wir sind und bleiben eine Kirche“

Hoffnung schöpften die Christen im Nahen Osten auch aus den Besuchen von Bischofs- und Kardinalsdelegationen aus dem Westen und in der prophetischen Stimme Jesu, die die Kirche erheben solle: „Obwohl das System im Osten stammesorientiert ist, sind und bleiben wir eine Kirche, die Nähe und Freundschaft braucht – mit Taten, nicht nur mit Worten.“

Abschließend fordert der Patriarch, die Religion vom Staat zu trennen. Das erfordere „diplomatische und politische Unterstützung, auch von außen, für die Christen, die heute verfolgt werden, wenn auch diskret und nicht öffentlich.“ Ein Christ würde daran gehindert, seinen Dienst zu erfüllen, indem sein Haus besetzt oder ihm Entführung angedroht werden. Die Christen hätten ihren Ländern in der Geschichte so viel gegeben, doch jetzt habe sich die Welt verändert, betont der Kardinal:

„Wir sind weniger als eine halbe Million, morgen sind wir vielleicht 300.000 weniger. Die Familien sind zwischen dem Irak und dem Westen gespalten, und den Menschen wird geholfen zu gehen, nicht zu bleiben. Heute sind wir verloren, wir sind enttäuscht, und wir haben keine Kraft.“

(vatican news)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

22. April 2023, 12:40