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Das Pontifikat von Johannes Paul II. dauerte von 1978 bis 2005 Das Pontifikat von Johannes Paul II. dauerte von 1978 bis 2005  (AFP or licensors)

Polen: Bischöfe sehen „medialen Angriff“ auf Johannes Paul II.

Mehrere polnische Bischöfe verteidigen Papst Johannes Paul II. (1978-2005) gegen Vorwürfe, er habe Missbrauchsfälle vertuscht.

In einer Stellungnahme erklärt Erzbischof Stanislaw Gadecki, Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz, er rufe „alle Menschen guten Willens auf, das Gemeingut, das das Vermächtnis von Johannes Paul II. zweifellos darstellt, nicht zu zerstören“.

Anfang der Woche hatte der Fernsehsender TVN24 einen Bericht ausgestrahlt; darin wurde behauptet, dieser habe in seiner Zeit als Erzbischof von Krakau Missbrauchsfälle vertuscht. Vor seinem Pontifikat war Karol Wojtyla Erzbischof von Krakau gewesen. Vor dem TV-Bericht hatte bereits der niederländische Autor Ekke Overbeek in einem Enthüllungsbuch unter dem Titel „Maxima Culpa“ ähnliche Vorwürfe gegen Johannes Paul II. erhoben.

Kommunistische Sicherheitsdienste als „glaubwürdige Quelle“

Gadecki spricht von einem „medialen Angriff“: „Die Autoren dieser diskreditierenden Stimmen beurteilen Karol Wojtyla in einer voreingenommenen, oft ahistorischen Art und Weise, ohne den Kontext zu kennen.“ Unterlagen, die die kommunistischen Sicherheitsdienste erstellt hatten, würden „unkritisch als glaubwürdige Quellen“ betrachtet. Andere Berichte, die Worte und Taten Karol Wojtylas laut Gadecki „verlässlich belegen“, würden hingegen nicht berücksichtigt, so der Vorwurf des Erzbischofs.

Johannes Paul II. sei für Millionen Menschen „ein moralischer Bezugspunkt, ein Lehrer des Glaubens und ein Fürsprecher im Himmel“, so Gadecki mit Blick auf das Vermächtnis Johannes Pauls II., namentlich dessen Beitrag zur Befreiung Polens und anderer Länder vom kommunistischen System. „Vor diesem Hintergrund schockieren die Versuche, seine Person und sein Werk unter dem Deckmantel der Sorge um Wahrheit zu diskreditieren“, fügte er hinzu.

Seelsorger zwischen Westen und Sowjetunion

Die Verteidigung der Heiligkeit und Größe von Johannes Paul II. „bedeutet natürlich nicht, dass er keine Fehler gemacht haben durfte“, hielt der Bischofskonferenz-Vorsitzende in der Erklärung weiter fest. „Ein Seelsorger der Kirche in der Zeit zu sein, in der Europa zwischen dem Westen und dem Sowjetblock geteilt war, bedeutete, sich stets schwierigen Herausforderungen stellen zu müssen. Man muss sich auch dessen bewusst sein, dass zur damaligen Zeit, nicht nur in Polen, andere Gesetze galten als heute, es ein anderes gesellschaftliches Bewusstsein gab und andere Methoden zur Lösung von Problemen üblich waren.“


Auch Kardinal Stanislaw Dziwisz, langjähriger Privatsekretär von Karol Wojtyla, äußert sich zu den Vorwürfen gegen Papst Johannes Paul II. „Es ist eine Zeit der Prüfung, ob wir dem Erbe treu sind, das uns Johannes Paul II. mit seiner Lehre und seinem Dienst, seinem Leiden und seinem Gebet hinterlassen hat.“ Das hielt er in einer Erklärung fest, die die Erzdiözese Krakau am Donnerstagabend veröffentlichte. 

„Ich möchte heute mit aller Kraft sagen: Die Zerstörung des kollektiven Gedächtnisses führt zur Selbstvernichtung der Nation, zum Verlust ihrer Identität, die seit Jahrhunderten auf den Werten des Evangeliums beruht", erklärt Dziwisz. Man dürfe nicht schweigen oder gleichgültig zusehen, „wie der Prophet unserer Zeit bespuckt wird". Es schmerze ihn, dass die Erinnerung an alles, was Polen Johannes Paul II. zu verdanken habe, immer mehr mit Füßen getreten und sein Erbe zerstört werde. Mit Blick auf Personen, die Vorwürfe gegen den früheren Papst erheben, erklärte der Kardinal, wer Fakten unter dem Deckmantel einer Verteidigung von Wehrlosen manipuliere, trage Konflikte in die Gesellschaft und verunsichere viele Menschen.

Resolution im Parlament

Auch Polens Parlament hatte am Donnerstagabend versucht, den „guten Namen“ Johannes Pauls II. zu verteidigen. Der polnische Papst wird in dem von der Regierung vorgelegten Resolutionstext als „Symbol der Wiedererlangung der Unabhängigkeit und der Befreiung Polens aus der russischen Einflusszone“ gewürdigt. 

(kap – fg)

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10. März 2023, 15:40