Suche

Der ökumenische Patriarch Bartholomaios I. (Archivbild, 2020) Der ökumenische Patriarch Bartholomaios I. (Archivbild, 2020) 

Patriarch Bartholomaios plant eigene Strukturen in Litauen

Der ökumenische Patriarch Bartholomaios I. hat von Montag bis Mittwoch erstmals Litauen besucht. Hintergrund des Besuchs ist die Etablierung einer orthodoxen Kirchenstruktur unter der Hoheit des Patriarchats von Konstantinopel, um die Kirche damit dem Einfluss Moskaus zu entziehen.

Der Patriarch traf bei seinem Besuch u.a. die litauische Premierministerin Ingrida Simonyte und unterzeichnete ein Kooperationsabkommen. Es war der erste Besuch des Patriarchen in Litauen. Begleitet wurde er u.a. von Metropolit Emanuel (Adamakis), der inoffiziellen Nummer Zwei des Patriarchats, und dem Wiener orthodoxen Metropoliten Arsenios (Kardamakis). Das berichtet die Presseagentur Kathpress unter Berufung auf eine Erklärung des Patriarchats. Bartholomaios unterstrich demnach mehrmals die Bedeutung von Gewissens- und Religionsfreiheit. Und er plädierte für eine konstruktive Zusammenarbeit von Kirche und Staat zum Wohle aller Menschen.  

Die Zahl der orthodoxen Gläubigen in Litauen beträgt ca. 150.000. Die meisten davon gehören zur russischen Minderheit. Bisher hat die litauische orthodoxe Kirche den kanonischen Status einer Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche. Die Kirchenleitung unter Metropolit Innokentij (Vasiljev) hat allerdings bereits vor einigen Monaten ein Ansuchen an Moskau um mehr Unabhängigkeit gestellt. Der Metropolit hat auch den Angriff Russlands auf die Ukraine verurteilt.

Historische Verbindung

Die Präsenz der Orthodoxie in Litauen reicht laut dem Patriarchat bis ins 13. Jahrhundert zurück. Die jahrhundertealte Beziehung zwischen den orthodoxen Gläubigen Litauens und dem Ökumenischen Patriarchat zeuge davon, dass sein aktueller Besuch nicht der erste Kontakt zwischen Litauen und der „Mutterkirche von Konstantinopel" sei. Mit seinem Besuch und dem Abkommen würden sich freilich neue Perspektiven ergeben. Es gelte, „gemeinsam für die Gründung des Exarchats des Ökumenischen Patriarchats in Litauen zu arbeiten". Das sei auch der Wille der orthodoxen Priester und Gläubigen in Litauen, zeigte sich der Patriarch überzeugt. Sie wollten ihren Glauben unter der Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchats praktizieren.

„Gemeinsam für die Gründung des Exarchats des Ökumenischen Patriarchats in Litauen arbeiten“

Kontakte zur Politik in Litauen

Der Ökumenische Patriarch traf bei seinem Besuch u.a. auch mit dem litauischen Präsidenten Gitanas Nauseda, Parlamentspräsidentin Viktorija Cmilyte-Nielsen und dem römisch-katholischen Erzbischof von Vilnius Gintaras Linas Grusas zusammen, der auch Präsident des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) ist. Schon am 18. Mai 2022 hatte sich Litauens Ministerpräsidentin Simonyte in einem Schreiben an Bartholomaios I. gewandt. Ein Teil der orthodoxen Litauer könne die öffentliche Unterstützung Kyrills für Putins Krieg gegen die Ukraine nicht akzeptieren. Sie hätten nach Meinung der Regierungschefin das Recht, „ihren Glauben ohne Gewissenskonflikt zu leben". Simonyte erklärte dem Ökumenischen Patriarchen die Bereitschaft, über die Rolle ihrer Regierung bei einer Rückkehr Litauens unter die Jurisdiktion von Konstantinopel zu verhandeln. Die Entscheidung über eine Gründung von Kirchengemeinden bzw. eines Bistums könne allerdings nur am Patriarchensitz im Phanar von Istanbul getroffen werden. 

Ein erstes Provisorium gibt es bereits. Im Februar wurden fünf litauische orthodoxe Priester in die Sonderjurisdiktion (Omophorion) des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel aufgenommen. Ein provisorischer erster Schritt.

(kap - sst) 



Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

22. März 2023, 12:31