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Kardinal López Romerovon Rabat im Studio von Radio Vatikan Kardinal López Romerovon Rabat im Studio von Radio Vatikan 

10 Jahre ökumenisches Institut in Rabat: Zugehen auf Andere

Seit 2019 ist Kardinal Cristóbal López Romero Erzbischof von Rabat im Königreich Marokko. Schon deutlich länger, nämlich seit 10 Jahren, gibt es in Rabat ein außergewöhnliches theologisches Seminar: das ökumenische Institut „Al Mowafaqua“. Es ist ökumenisch und interreligiös ausgerichtet. Und auch wenn Christen in Marokko in der Minderheit sind, ist das nicht nur Herausforderung, sondern auch Gnade, sagt uns der Kardinal im Interview zum Jubiläum.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Als christliche Minderheit ein gemeinsames Theologenseminar im islamisch geprägten Marokko zu betreiben, mag kurios klingen. Doch das ökumenische Institut für Theologie, „Al Mowafaqa" in Rabat, das katholische und evangelische Kirche zusammen tragen, ist nicht nur eine Besonderheit, sondern auch eine Erfolgsgeschichte. Kardinal Cristóbal López Romero, Erzbischof von Rabat, zieht im Interview mit Radio Vatikan zum 10-jährigen Bestehen des Instituts Bilanz:

„In diesen zehn Jahren sind viele Leute im interreligiösen und interkulturellen Dialog hier ausgebildet worden. Als Papst Franziskus 2019 in Marokko war, hat er vor dem König und dem ganzen marokkanischen Volk gesagt:,Ich betrachte auch die im Jahr 2012 auf Initiative von Katholiken und Protestanten in Marokko erfolgte Schaffung des Ökumenischen Instituts Al Mowafaqa in Rabat als prophetisches Zeichen; dieses Institut will zur Förderung der Ökumene wie auch zum Dialog mit der Kultur und dem Islam beitragen. Diese lobenswerte Initiative bringt die Sorge und den Willen der in diesem Land lebenden Christen zum Ausdruck, Brücken zu bauen, um die menschliche Brüderlichkeit sichtbar zu machen und ihr zu dienen.` Das Institut will Ökumene und Dialog mit der Kultur des Islam fördern. Es ist wahr, dass es sehr viel zur Ökumene beiträgt. Protestanten und Katholiken arbeiten hier gemeinsam, leben hier zusammen. Wir lernen uns besser kennen und arbeiten zusammen. Und das Institut ist auch eine Brücke zur marokkanischen Gesellschaft, denn auch der Islam ist immer bei der Ausbildung präsent - vor allem durch viele Besuche von und bei verschiedenen islamischen Institutionen."

Franziskus 2019 in Marokko
Franziskus 2019 in Marokko

Sonder-Ausbildung für „Hauskirchen"

Im ökumenischen Seminar in Rabat sind exakt 50 Prozent der Ausbilder jeweils katholisch und evangelisch. Derselbe Proporz gilt auch für die Studierenden. Das theologische Instiut hat außerdem auch ein besonderes Angebot für die Hauskirchen in Marokko. Davon gibt es nämlich auch einige, berichtet der Erzbischof von Rabat: 

„Das Angebot heißt FOREM, es ist die Abkürzung für Ausbildung für Kirche daheim und richtet sich an die Leiter der sogenannten Hauskirchen. Diese sind nicht der katholischen oder evangelischen Kirche in Marokko zugehörig. Es sind Kirchen, die quasi spontan entstehen und autonom und unabhängig sind. Die Verantwortlichen dieser Kirchen kommen für ein Minimum an theologischer Ausbildung zu uns, einen Samstag im Monat. Dann hören sie, was der Erzbischof von Rabat ihnen sagen möchte, was die christlichen Theologen - auch die Protestanten - sagen. So gibt es einen Link auch zu den katholischen und evangelischen Institutionen."

Als Katholiken in der Minderheit - auch eine Gnade

Nur 0,08 Prozent der Menschen in Marokko sind katholisch. Eine wirklich kleine Minderheit, so dass man glauben könne, man sei nicht wichtig oder habe nichts zu sagen, erklärt Kardinal López Romero. Katholiken in dem Königreich fehle es daher an politischer und wirtschaftlicher Kraft. Das Glaubenszeugnis könne aber in dieser Lage noch stärker sein. Auch der Besuch von Papst Franziskus vor vier Jahren hat die katholische Minderheit in Marokko gestärkt, so der Erzbischof:

„Wenige sein ist kein Problem, es ist eine Gnade, die uns dazu zwingt, auf andere zuzugehen, denn wir können nicht für uns allein leben. Wir wollen nicht in unserer eigenen Blase leben, still stehen oder verschlossen sein. Wir müssen hinausgehen, wie der Papst es uns sagt, eine Kirche sein, die auf andere zugeht und zu einer Kirche der Begegnung wird. Eine Begegnung mit den Anderen, den von uns verschiedenen, in dem Fall, die Muslime."

„Eine außergewöhnliche Botschaft“

Auf diese Weise sehe man dann, dass es zwar einige Unterschiede gebe, aber auch viele Gemeinsamkeiten, und dass es möglich sei, geschwisterlich zusammenzuleben und sich nicht als Gegner oder Konkurrenten zu sehen:

„Wir haben diese Botschaft, diese Kraft, der Weltkiche und der Welt zu sagen: Es ist möglich, dass Christen und Muslime als Geschwister zusammenleben. Das ist eine außergewöhnliche Botschaft, die in vielen Gesellschaften aufhorchen lässt, denn es ist nicht normal, das zu sagen. Es gibt viele Kräfte, Institutionen und Personen, die Auseinandersetzung wollen, Kämpfe gegeneinander. Wir aber sagen: Es ist möglich in Geschwisterlichkeit zu leben, in Freundschaft mit den Muslimen." 

Das ist ganz im Sinne des historischen Dokuments über die Geschwisterlichkeit aller Menschen, das Papst Franziskus und der Großimam von Al-Azhar, Ahmad al-Tayyeb, 2019 in Abu Dhabi unterzeichnet haben. Auch wenn Franziskus noch im gleichen Jahr Marokko besuchte, ist das Dokument dort noch gar nicht so bekannt, sagt uns der Erzbischof von Rabat. Im ökumenischen Institut für Theologie, „Al Mowafaqa" in Rabat, wird Geschwisterlichkeit unter Christen und Muslimen aber sowieso schon seit der Gründung vor zehn Jahren gelebt.

(vatican news - sst) 

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15. März 2023, 10:15