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Vor dem Papstbesuch: Kirche und Politik im Kongo

Die Demokratische Republik Kongo ist nach Algerien der zweitgrößte Flächenstaat Afrikas – und das Land mit den meisten Katholiken auf dem Kontinent. Ende Januar/Anfang Februar kommt Papst Franziskus zu Besuch.

Auf einem Gebiet, das etwa einem Viertel der Größe der USA entspricht, leben nach Schätzungen mehr als 100 Millionen Menschen, unter ihnen bis zu 45 Millionen Katholiken. Das Land im Zentrum Afrikas, das 1960 seine Unabhängigkeit von Belgien erlangte und von 1971 bis 1997 Zaire hieß, ist ein Vielvölkerstaat mit mehr als 200 Ethnien.

Kämpfe im Osten, politisch instabile Lage

Vor allem im rohstoffreichen Osten des Kongo kämpfen seit vielen Jahren diverse Rebellengruppen um die Vorherrschaft. Konflikte in den Nachbarstaaten tragen ebenfalls zu einer politisch instabilen Lage bei. Hinzu kommt eine meist schwache Zentralregierung in Kinshasa. Jahrelang wurde das Land unter Diktator Joseph-Desire Mobutu ausgeplündert. 1997 folgte auf Mobutu der ehemalige Rebellenführer Laurent-Desire Kabila; nach dessen Ermordung gelangte 2001 sein Sohn Joseph Kabila an die Macht. Seit Anfang 2019 amtiert Felix Tshisekedi (58).

Vom Oppositionellen zum Staatschef: Präsident Tshisekedi
Vom Oppositionellen zum Staatschef: Präsident Tshisekedi

Ausbeutung und vielfach brutale Menschenrechtsverletzungen durch die belgischen Kolonialherren sowie der seinerzeit überstürzte Übergang des Kongo in die staatliche Souveränität sind weitere Gründe dafür, warum das Land immer wieder von Krisen und Gewalt erschüttert wird. Seit 1999 versuchen die UN, mit ihrer Monusco-Mission den Demokratisierungs- und Friedensprozess im Kongo voranzubringen.

Religion ist allgegenwärtig

Religion ist im Alltag der Kongolesen allgegenwärtig. Schätzungen zufolge gehören rund 40 bis 45 Prozent der Bevölkerung der katholischen Kirche an, ein Drittel Prozent sind Protestanten und Pfingstler, neun Prozent Muslime. Die katholische Ortskirche gliedert sich in sechs Erzdiözesen (Kinshasa, Bukavu, Kananga, Kisangani, Lubumbashi, Mbandaka-Bikoro) und 42 Diözesen und gilt als wichtige Mittlerin im Land.

Protestmarsch von Christen gegen Gewalt im Osten des Kongo, Anfang Dezember in Kinshasa
Protestmarsch von Christen gegen Gewalt im Osten des Kongo, Anfang Dezember in Kinshasa

Sechs Millionen Schülerinnen und Schüler besuchen katholisch geführte Schulen. Rund 40 Prozent der Gesundheitseinrichtungen des Landes stehen in kirchlicher Trägerschaft. Das verleiht der Ortskirche nicht nur soziale Legitimität, sondern auch politisches Gewicht.

„Bischofskonferenz ohne Angst“

Dieser bedeutende politische und gesellschaftliche Einfluss stammt auch aus der Zeit der Unabhängigkeit des Landes. „Es ist eine Tradition bei uns, dass der Episkopat ein Bewusstsein für seine prophetische Mission hat, indem er ermutigt oder anprangert, was getan werden muss“, erklärte Bischofskonferenz-Generalsekretär Donatien Nshole dem Nachrichtenportal „La Croix Africa“. „Wir hatten ziemlich mutige Hirten, die unter Einsatz ihres eigenen Lebens nicht gezögert haben, gefürchtete und mächtige Personen anzuprangern. Das ist in der Tat ein Episkopat, der frei von Angst ist.“

Kardinal Ambongo
Kardinal Ambongo

So zögerte etwa Kardinal Joseph-Albert Malula (1917-1989) während der Mobutu-Diaktur nicht, als Erzbischof von Kinshasa Ungerechtigkeiten anzuprangern. Als sich der Konflikt 1972 zuspitzte, ging Kardinal Malula für mehrere Monate ins Exil nach Rom. Auch Malulas Nachfolger auf dem Bischofssitz in Kinshasa, die Kardinäle Frederic Etsou Nzabi Bamungwabi (1930-2007) und Laurent Monsengwo (1939-2021), gerieten mit den Machthabern immer wieder aneinander.

Kardinal sagte in Den Haag bei Prozess gegen Warlords aus

Amtierender Erzbischof von Kinshasa ist seit 2018 Kardinal Fridolin Ambongo (63). Der Kapuziner gilt als engagierter Seelsorger mit einer hohen Sensibilität für Menschenrechte. Ambongo war auch einer der Väter des sogenannten Silvesterabkommens von 2016, das am Ende der Kabila-Jahre einen friedlichen Übergang der Macht im Land einläuten sollte. Im selben Jahr sagte er vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag über die Aktivitäten lokaler Warlords aus.

(kna – sk)
 

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24. Januar 2023, 10:58