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Rauch steigt aus einem Gebäude auf, nachdem in der Nähe des nordsyrischen Dorfes Zor Magar Ziele beschossen wurden Rauch steigt aus einem Gebäude auf, nachdem in der Nähe des nordsyrischen Dorfes Zor Magar Ziele beschossen wurden 

Syrien: Droht eine türkische Groß-Invasion?

Die Menschenrechtsorganisation „Gesellschaft für bedrohte Völker“ (GfbV) sieht mögliche Hinweise für eine bevorstehende, großangelegte Invasion der Türkei in Nordsyrien.

Bereits seit Wochen attackiere die Türkei Nordsyrien mit Artillerie und Luftangriffen, erinnert GfbV-Nahostexperte Kamal Sido in einer Aussendung von diesem Donnerstag, zudem seien zahlreiche islamistische Söldner im Auftrag der Türkei in der Region präsent. Laut der Gesellschaft für bedrohte Völker „terrorisieren“ diese Söldner die Menschen in der Region.

Unterstützung durch Katar

Angesichts von Berichten über Geschäfte zwischen der Türkei und Katar und öffentlichen Aussagen von Präsident Tayyeb Recep Erdogan hält Sido das Szenario einer großangelegten türkischen Invasion in Nordsyrien für immer wahrscheinlicher.

Das WM-Gastgeberland Katar „unterstützt überall im Nahen Osten sunnitische Islamisten“, so Sido. Zum „sunnitischen Islamisten Erdogan“ gebe es „schon lange gute Beziehungen“. Katar solle jetzt „mindestens zehn Milliarden US-Dollar für die Türkei bereitgestellt“ haben, greift Sido entsprechende Berichte auf. Zudem habe Erdogan immer wieder öffentlich und „unzweideutig“ deutlich gemacht, dass er „Nordsyrien kurdenfrei“ machen wolle. Bei solchen Aussagen verschweige er allerdings, „dass die Region seit Jahrhunderten kurdisch besiedelt ist“, ergänzt der Nahost-Beobachter.

Islamistische Großmacht-Ambitionen?

Den innenpolitisch angeschlagenen Erdogan könnte ein Krieg zudem im Wahlkampf stärken, erläutert Sido weiter: „Er hat Angst, die Wahlen im nächsten Jahr zu verlieren. Die Invasion ist für ihn auch ein Mittel im Wahlkampf.“ Zugleich könne er „Nordsyrien ethnisch und religiös säubern und eine neue Fluchtwelle auslösen, mit der er Europa erpressen kann“, mutmaßt Sido.

Erdogan gelte als „politischer Kopf des sunnitischen radikalen Islam, analog zu den Mullahs im Iran, die radikal-schiitischen Gruppen anführen“, so Sido. „Das sunnitische Lager von Katar und der Türkei hat durch die Nato-Anbindung allerdings eine bessere Ausgangsposition. Ohne Duldung durch die Nato, Russland oder den Iran wird Erdogan niemals eine neue Invasion wagen“, urteilt er und kritisiert in diesem Kontext auch die deutsche Außenpolitik, die „Verständnis für die Sicherheitsinteressen der Türkei“ geäußert habe.

Sobald Erdogan genügend Unterstützung gesammelt habe, werde er die Invasion beginnen, warnt Sido.

(pm – pr)

 

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01. Dezember 2022, 14:09