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Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa 

Heiliges Land: Glauben an Frieden und Dialog aufrechterhalten

Den Glauben an Frieden trotz aller Konflikte und Spannungen im Heiligen Land aufrechterhalten: das ist für den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, die Botschaft von Weihnachten.

Anne Preckel und Claudia Kaminski – Vatikanstadt

„Besonders hier im Heiligen Land, wo der Frieden nur ein Schlagwort und keine Lebensrealität geworden ist, bedeutet die Weihnachtsbotschaft: daran zu glauben, dass Frieden möglich ist, dass er machbar und erreichbar ist“, sagte der Patriarch jetzt gegenüber Radio Vatikan im Heiligen Land.

Die politischen Spannungen zwischen Israel und Palästina hatten zuletzt wieder zugenommen, unter anderem vor Hintergrund mehrerer Sprengstoffattentate und Zusammenstöße in Jerusalem und Nablus. Papst Franziskus hatte Ende November zu einer Dialoglösung aufgerufen und darauf verwiesen, dass Gewalt die Zukunft vor allem der jungen Generation im Heiligen Land zerstört.

Sorge um Spaltungen

Mit Blick auf die neue rechtsgerichtete Regierung in Israel zeigt sich der Erzbischof von Jerusalem sehr beunruhigt. „Wir haben keine Angst, aber wir sind besorgt. Besorgt, weil einige Mitglieder der Koalition sehr offen gegen alles, was nicht jüdisch ist, auftreten und sehr rassistische Äußerungen tätigen. Dadurch wird das Gefüge unserer Gesellschaft, die eine multireligiöse und multiethnische Gesellschaft ist, immer mehr beschädigt“, so Pizzaballa.

Das betreffe nicht allein die Christen, ergänzt Pizzaballa. Der Gesellschaft als Ganzes seien solche Tendenzen nicht zuträglich. Der Patriarch bekräftigt damit Bedenken, die katholische Kirchenvertreter jüngst mit Blick auf Äußerungen bestimmter künftiger Minister vorgebracht hatte. Deren Aussagen widersprächen dem Geist des friedlichen und konstruktiven Zusammenlebens zwischen den verschiedenen Gemeinschaften, die die Gesellschaft im Heiligen Land ausmachten, hieß es einer Mitteilung der Versammlung der katholischen Ordinarien des Heiligen Landes (ACOHL) vom 12. Dezember.

Christen können nicht schweigen

Neben der rechtskonservativen Likud-Partei von Ministerpräsident Netanjahu sollen das rechtsextreme Religiös-Zionistische Bündnis sowie zwei strengreligiöse jüdische Parteien an der künftigen Regierung Israels beteiligt sein.

Als christliche Minderheit diese spannungsgeladene Atmosphäre zu verbessern, sei „sehr schwierig“, so Pizzaballa. Nichtsdestotrotz sieht er es als Pflicht der Christen, ihre Stimme zu erheben: „Wir müssen uns äußern. Und wir müssen die neue Regierung wissen lassen, dass wir hier sind, dass wir existieren und dass wir niemals aufgeben werden.“ Eine gezielte Ablehnung von Christen sieht der Patriarch derweil nicht. Die Christen seien innerhalb der Spannungen eher eine Art „Kollateralschaden“, merkt er an.

Leben in Armut und Unsicherheit

Die kleine christliche Minderheit im abgeriegelten Gazastreifen etwa leidet regelmäßig unter den Spannungen zwischen israelischer und palästinensischer Seite. Erst vor wenigen Tagen hat der Patriarch diese Gläubigen besucht. Gegenüber Radio Vatikan berichtet er über große Armut, aber einen starken Glaubens- und Gemeinschaftssinn der Christen: 

„Wenn ich die Hilfszentren der Caritas im Norden besuche, sehe ich die schreckliche Situation, in der die Familien leben. Häuser, die nur aus Karton bestehen, sonst nichts. Müll und alles ohne Abwassersystem, sie leben ohne alles. Trotz ihrer Lage sind sie aber mental stark und haben einen starken Gemeinschaftsgeist, vielleicht auch aufgrund ihrer Minderheitensituation. Das berührt mich jedes Mal."

Das Interview mit Patriarch Pizzaballa führte Claudia Kaminski, K-TV.

(vatican news/kna – pr)

 

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20. Dezember 2022, 13:25