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Wahlsieg in Italien: „EU darf nicht in Nationalstaaten zersplittern"

Ihr Mandat als „hohe Verantwortung“ im Dienst aller auszuüben – dazu hat der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz die gewählten Politiker nach dem Sieg des Rechtsbündnisses bei den Parlamentswahlen aufgerufen. Der deutsche Bischof Betram Meier warnte vor einer Zersplitterung in Nationalstaaten.

„Italien braucht das Engagement, die Verantwortung und die Beteiligung aller“, machte Kardinal Matteo Zuppi in seiner Erklärung vom Dienstag deutlich. Die gewählten Politiker stünden gerade auch im Dienst der Schwächsten und derjenigen Menschen „mit weniger Garantien“, erinnerte der Bischofskonferenz-Vorsitzende, der sich auch besorgt über die historisch niedrige Wahlbeteiligung äußerte: „Diese ist Symptom eines Unwohlseins, das nicht oberflächlich abgetan werden kann, sondern das beachtet werden muss. Aus diesem Grund erneuern wir mit noch größerer Überzeugung die Aufforderung, ,Protagonisten der Zukunft‘ zu sein“, appellierte Kardinal Zuppi. Es sei notwendig, „ein Gefüge menschlicher Beziehungen wiederherzustellen, ohne das auch die Politik nicht auskommt“, formulierte der Vorsitzende der italienischen Bischöfe.

Niedrige Wahlbeteiligung Ausdruck von Unwohlsein

Er erinnerte an die zahlreichen Herausforderungen, mit denen Italien zu tun hat, darunter wachsende Armut und demografischer Wandel, bedrohte Arbeitsplätze und fehlende Zukunftsperspektiven für die Jugend, ökologischer Wandel und Energiekrise sowie Bürokratieabbau und notwendige Reformen in Staat und Politik. Die Kirche des Landes werde „auch weiterhin, wenn nötig mit Strenge, auf das Gemeinwohl und nicht auf den Eigennutz, auf die Verteidigung der unverletzlichen Rechte der Person und der Gemeinschaft hinweisen“, kündigte Zuppi an. „Unter Wahrung der demokratischen Dynamik und der Rollenverteilung wird sie ihrerseits einen Beitrag zur Förderung einer gerechteren und integrativeren Gesellschaft leisten“, ergänzte er.

Internationale Sorge

Auch der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing hatte sich am Montag besorgt über den rechten Wahlsieg in Italien geäußert, den er als „eine echte Gefahr für das Zusammenhalten in Europa und in Italien“ bezeichnete.

Bischof Bertram Meier von Augsburg warnte am Dienstag gegenüber dem Kölner Online-Portal domradio.de: „Europa darf sich nicht in verschiedene Nationalstaaten nach dem Motto 'Italia prima', zuerst Italien, zersplittern. Das kennen wir von Amerika“. Der Bischof, der unter seinen deutschen Amtskollegen für die Weltkirche und internationale Beziehungen zuständig ist, sprach sich für Vielfalt und Austausch aus. „Ich glaube, Europa wird nur dann funktionieren, wenn wir keine Monokultur haben, wenn wir also keine Silos, keine einzelnen Blöcke der Nationen aufbauen“, erklärte er. „Da werden wir als Kirche - in Italien sowieso, aber auch international - gut hinschauen müssen.“

Seiner Einschätzung nach dürften für Papst Franziskus nun „die Alarmglocken beim Thema Flüchtlinge läuten“, sagte der Augsburger Bischof. Er nannte zudem die Themen Umweltschutz und Umgang mit Armen als Problemfelder. Schnittmengen mit einer neuen italienischen Regierung könnte es bei den Bereichen Lebensschutz - also das Nein zu Abtreibung und Suizidbeihilfe - sowie bei den Vorstellungen von der ,klassischen Familie‘ geben.“

(pm/domradio – pr)
 

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27. September 2022, 14:31