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Armeeangehörige sichern die Straßen in Colombo Armeeangehörige sichern die Straßen in Colombo 

Sri Lanka: Interimspräsident verhängt erneut Ausnahmezustand

Nach seiner Vereidigung als Interimspräsident hat Ranil Wickremesinghe am Montag einen erneuten Ausnahmezustand über Sri Lanka verhängt. Der Notstand sei im Interesse der öffentlichen Sicherheit, des Schutzes der öffentlichen Ordnung und der Aufrechterhaltung von für die Gesellschaft wesentlichen Dienstleistungen, zitierte das srilankische Nachrichtenportal Ada Derana am Montag aus dem Dekret des Interimspräsidenten.

Der bisherige Präsident Gotabaya Rajapaksa war nach einem Volksaufstand gegen seine Regierung zunächst auf die Malediven geflohen und von dort dann nach Singapur gereist. Am Freitag erklärte Rajapaksa offiziell seinen Rücktritt. Am Mittwoch soll das Parlament von Sri Lanka einen neuen Präsidenten wählen.

Vor 100 Tagen begannen im März die Demonstrationen gegen das wirtschaftliche Missmanagement von Präsident Rajapaksa und seiner Familie, das inzwischen zum Staatsbankrott geführt hat. Wegen des Devisenmangels können seit Monaten keine lebenswichtigen Güter wie Lebensmittel, Treibstoff oder Medikamente mehr importiert werden. Bis zu ihren Rücktritten im Frühjahr waren Mahinda und Basil Rajapaksa als Premier- und Finanzminister Teil der Regierung ihres Bruders Gotabaya Rajakpaksa. Darüber hinaus hatten weitere Mitglieder des als korrupt geltenden Clans, der Sri Lanka mit kurzer Unterbrechung seit 2005 regierte, hohe Posten in Regierung und Verwaltung inne.

Religionen vereint für Wohl Sri Lankas

Buddhistische Mönche und der Erzbischof von Colombo, Kardinal Malcolm Ranjith, unterstützen die Protestbewegung gegen die Regierung, in der erstmals seit Jahrzehnten die seit Langem verfeindeten ethnischen und religiösen Gruppen vereint waren. Sri Lanka ist ein mehrheitlich buddhistisches Land, in dem die religiös-ethnische Minderheit der Tamilen sowie Muslime unterdrückt werden.

Nach den islamistischen Anschlägen auf drei katholische Kirchen und drei Luxushotels an Ostern 2019 in Colombo verstärkten extremistische buddhistische Mönche zusammen mit den Rajapaksas nahestehenden nationalistischen Kräften die Hetze gegen Muslime. Besonders während der Präsidentschaft von Mahinda Rajapaksa (2005-2015) waren Christen aller Konfessionen Ziel von Hasspredigten und Gewalt der extremistischen nationalistisch-buddhistischen Bewegung „Bodu Bala Sena“.

(kna - cs)

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18. Juli 2022, 14:21