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Assistierter Suizid Assistierter Suizid 

Italien: Mann nahm assistierten Suizid in Anspruch

Zum ersten Mal ist in Italien ein Mann legal durch medizinisch assistierten Suizid gestorben. Der 44-jährige Federico Carboni, bekannt geworden als „Fall Mario", nahm am Donnerstag selbst das tödliche Medikament zu sich, wie die Zeitung „Il Messaggero" berichtet.

Im Vorfeld des assistierten Suizids herrschte ein jahrelanger Rechtsstreit. Ende 2021 war die offizielle Erlaubnis zu assistiertem Suizid erteilt worden. Nach einem Autounfall war Carboni seit zwölf Jahren querschnittsgelähmt.

Richtungsweisendes Urteil 2019

Das italienische Strafrecht belegt bislang grundsätzlich Anstiftung und Beihilfe zum Suizid mit fünf bis zwölf Jahren Freiheitsentzug. Allerdings hatte Italiens Verfassungsgericht bereits 2019 entschieden, dass es unter bestimmen Umständen straffrei sei, die Ausführung eines frei gebildeten Suizidvorsatzes zu erleichtern. Ein Gesetz zu medizinisch assistiertem Suizid für Personen, die an einer irreversiblen Krankheit mit tödlicher Prognose oder an einem irreversiblen medizinischen Zustand leiden, ist derzeit in Arbeit.

Vatikan-Bedenken

Der Vatikan hatte sich zu dem Fall im November 2021 mit Bedenken zu Wort gemeldet und darauf hingewiesen, dass man sich hier auf „schwierigem und umstrittenem Terrain“ bewege. Ein regionales Gesundheitsamt in Mittelitalien hatte im Fall des LKW-Fahrers, der seit einem schweren Unfall ans Bett gefesselt war, Ärzten die Suizid-Beihilfe erlaubt. Grundlage für den Bescheid war bereits das Urteil des Verfassungsgerichts von 2019. 

Natürlich dürfe man das schwere Leiden des LKW-Fahrers nicht herunterspielen, hieß es damals aus dem Vatikan. Dennoch stelle sich die Frage, ob es die „adäquateste Antwort“ darauf sein könne, ihn darin zu „bestärken, sich das Leben zu nehmen“. „Stellt die grundsätzliche Legitimierung der Beihilfe zum Suizid wirklich kein Problem dar für eine Gesellschaft, die unterlassene Hilfeleistung als schweres Verbrechen einstuft und sich auch angesichts furchtbarer Verbrechen gegen die Todesstrafe engagiert?“ fragte die Päpstliche Akademie für das Leben, die für „Begleitung“ von Patienten und für die „Logik der schmerzmildernden Pflege“ warb. 

Tod nach mehreren Jahren Rechtsstreit

Der Mann hat am Donnerstag nun, nach mehreren Jahren, den Schritt getan und das tödliche Medikament eingenommen. 

(kap/vatican news - mr/pr)

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17. Juni 2022, 11:47