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EU: Zollner lobt Vorschlag für Kinderschutz im Internet

Als „sehr wichtigen Schritt“ im Kampf gegen sexuellen Missbrauch im Internet bewertet der kirchliche Kinderschutzexperte Hans Zollner einen neuen Gesetzesvorschlag der EU-Kommission.

Die am Mittwoch vorgestellte Initiative könne für eine „deutliche Verbesserung der Sicherheit von Kindern und Jugendlichen im Internet“ sorgen, sagte der Jesuit und Psychologe in Rom. Der Vorschlag signalisiere eine klar Richtungsentscheidung.

Wie gut der Vorschlag durch die anstehenden parlamentarischen Verfahren kommt, ist laut Zollner schwer einzuschätzen. Natürlich sei mit Widerstand jener zu rechnen, die Datenschutz und Privatsphäre im Internet sehr hoch hängen, räumte der Leiter des internationalen „Safeguarding“-Instituts in Rom ein. „Es wird viel über Kinderschutz geredet. Aber es kann nicht sein, dass bei der konkreten Güterabwägung dann immer wieder Kinder und Jugendliche hinten runterfallen“, warnte der Experte.

„Es kann nicht sein, dass bei der konkreten Güterabwägung Kinder und Jugendliche hinten runterfallen“

Angesichts des aktuellen Leids von Kindern, die aus der Ukraine fliehen, und den Diskussionen um Algorithmen von Social Media gebe es derzeit aber gute Chancen, den Schutz Minderjähriger im Internet entscheidend zu verbessern, so Zollner. Zudem sehe der Vorschlag der EU-Kommission genügend Maßnahmen zum Schutz der Privatsphäre vor.

Das von Zollner 2012 mitgegründete Kinderschutzzentrum an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom befasst sich seit Jahren auch mit dem Thema sexueller Missbrauch im Internet. Die international führende Einrichtung, die im Herbst zu einem „Safeguarding“-Institut ausgebaut wurde, veranstaltete mehrere internationale und interdisziplinäre Kongresse, bei denen es um Cyber-Kriminalität ging. Zollner ist zudem Mitglied der Päpstlichen Kinderschutzkommission.

Erzbischof Scicluna
Erzbischof Scicluna

Scicluna: Bistümer müssen Anti-Missbrauchs-Vorgaben umsetzen

Derweil ruft der vatikanische Ermittler und Erzbischof von Malta, Charles Scicluna, die katholischen Bistümer weltweit dazu auf, die 2019 von Papst Franziskus erlassenen Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch konsequent umzusetzen. „Die Schaffung eines Büros zur Anzeige in jeder Diözese ist eine unverhandelbare Pflicht, die erfüllt werden muss. Das hängt nicht vom persönlichen Willen des einzelnen Bischofs ab“, betonte Scicluna in einem Interview mit der französischen Zeitung „La Croix“ vom Mittwoch.

Es gebe bisher zwar keine weltweite Übersicht, ihm sei aber bekannt, dass zahlreiche Bistümer die päpstliche Vorgabe umgesetzt hätten, Anzeigebüros für Fälle von sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche einzurichten. Die Pandemie habe den Prozess in den vergangenen zwei Jahren jedoch verlangsamt, so Scicluna. Deshalb müssten die päpstlichen Nuntiaturen nun Druck machen und auf die Umsetzung der päpstlichen Bestimmungen drängen.

„Bei einigen Bischöfen fehlt das Problembewusstsein“

Bei einigen Bischöfen fehle das Problembewusstsein. „Man darf nicht warten, bis man mit dem Missbrauchsproblem konfrontiert wird, bevor man ein Büro für die potenziellen Opfer einrichtet“, sagte der Erzbischof. Er räumte aber ein, dass das im Mai 2019 veröffentlichte Apostolische Schreiben „Vos estis lux mundi“ (Ihr seid das Licht der Welt) oftmals nicht in die einzelnen Landessprachen übersetzt vorliege. Auch deshalb müssten die jeweiligen Papstbotschafter hier eine Vermittlerrolle einnehmen, um die vom Papst angeordneten Maßnahmen umzusetzen.

In dem Motu proprio schreibt Franziskus unter anderem eine weltweite Meldepflicht von Missbrauchsfällen vor und regelt die Untersuchungen gegen vertuschende Bischöfe.Scicluna ist neben seinem Amt als maltesischer Erzbischof seit 2018 beigeordneter Sekretär der römischen Glaubenskongregation und dort mit der Aufklärung von Fällen sexuellen Missbrauchs beauftragt.
 

(kna – sk)
 

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12. Mai 2022, 11:04