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Kardinal Zen auf einem Archivbild von 2018 Kardinal Zen auf einem Archivbild von 2018 

China: Kardinal Zen wieder auf freiem Fuß

Der am Mittwoch in Hongkong verhaftete Kardinal Zen ist wieder auf freiem Fuß. Wie lokale Medien berichteten, war der 90-Jährige am späten Abend (23 Uhr Hong Kong-Zeit, 17.00 Uhr MEZ) desselben Tages freigelassen worden. Die Festnahme war durch eine Polizeieinheit erfolgt, die für die Überwachung der nationalen Sicherheit zuständig ist.

Kardinal Joseph Zen, der von 2002 bis 2009 katholischer Bischof der asiatischen Diözese war, wurde am Mittwoch von den Hongkonger Behörden festgenommen.  Am selben Tag war er gegen Kaution wieder freigelassen worden, wie lokale Journalisten berichteten. Diese veröffentlichten auch Fotos von Zen vor der Polizeistation in Wan Chai in den sozialen Netzwerken. Demnach stieg der Kardinal sofort in einen in der Nähe geparkten Privatwagen ein, ohne einen Kommentar abzugeben. Begleitet wurde er von fünf Personen.

Diözese Hongkong betete nach Verhaftung

Die katholische Kirche in Hongkong hatte sich nach der Verhaftung „äußerst besorgt über den Zustand und die Sicherheit" von Kardinal Joseph Zen Ze-kiun gezeigt und sprach Gebete für ihn aus. Das geht aus einer Mitteilung der chinesischen Diözese hervor, die nach der Festnahme des 90-jährigen Kardinals am Mittwoch herausgegeben worden war.  „Wir haben uns immer für die Rechtsstaatlichkeit eingesetzt", heißt es in dem Schreiben weiter,  „und wir vertrauen darauf, dass wir auch in Zukunft die Religionsfreiheit in Hongkong gemäß dem Grundgesetz genießen werden. Wir fordern die Polizei- und Justizbehörden in Hongkong auf, den Fall von Kardinal Zen im Einklang mit der Gerechtigkeit zu behandeln und dabei unsere konkrete menschliche Situation zu berücksichtigen. Als Christen glauben wir fest daran: Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehelne (Ps. 23:1)".

Sorge auch im Vatikan

Auch der Heilige Stuhl nahm die Festnahme des Kardinals mit Sorge auf. „Der Heilige Stuhl hat die Nachricht von der Verhaftung von Kardinal Zen mit Besorgnis zur Kenntnis genommen und verfolgt die Entwicklung der Situation aufmerksam“, hatte der Leiter des vatikanischen Pressebüros, Matteo Bruni, am Nachmittag auf Fragen von Journalisten geantwortet. Auch der europäische Außenbeauftragte Josep Borrell zeigte sich „sehr besorgt“ über die Verhaftung von Kardinal Joseph Zen, der als bekannter Unterstützer der Demokratiebewegung gilt. „Mit großer Sorge verfolge ich die Entwicklungen im Zusammenhang mit den Verhaftungen von Kardinal Joseph Zen, Margaret Ng, Denise Ho und Hui Po-keung in Hongkong“, so der Chef der europäischen Diplomatie am Mittwoch auf seinem offiziellen Twitter-Account.

Die Anschuldigung

Die Polizei in Hongkong hatte den 90-jährigen katholischen Kardinal Joseph Zen verhaftet, weil er über einen inzwischen aufgelösten Fonds zur Unterstützung von Mitgliedern der pro-demokratischen Protestbewegungen, die 2019 in der Stadt mobilisiert wurden, mit ausländischen Kräften zusammengearbeitet und „geheime Absprachen“ getroffen haben soll.

Drei weitere Verhaftungen

Der Salesianerkardinal war einer der Treuhänder der Organisation, die 2019 gegründet und im Oktober letzten Jahres aufgelöst wurde. Neben Zen verhafteten die Behörden auch andere Förderer des Fonds, darunter die bekannte Anwältin Margaret Ng, eine ehemalige Abgeordnete der Opposition, den Akademiker Hui Po-keung und die Liedermacherin Denise Ho. Ihre Inhaftierung wurde von juristischen Quellen in Hongkong bestätigt. Nach Angaben von Reportern aus Hongkong wurden auch sie gegen Kaution freigelassen.

Die Untersuchung

Lokale Medien berichteten, dass sich die polizeilichen Ermittlungen, die im September letzten Jahres begannen, auf angebliche „Absprachen“ mit ausländischen Kräften konzentrierten, die gegen das von Peking im Juni 2020 erlassene Gesetz zur nationalen Sicherheit verstoßen.

Die Anklage betrifft eine von vier Straftaten im Rahmen des international verurteilten Gesetzes zur Unterdrückung pro-demokratischer Proteste in der ehemaligen Kolonie. Die anderen darin genannten Straftaten sind Subversion, Sezession und Terrorismus und können mit bis zu lebenslanger Haft bestraft werden.

Bereits in den letzten Monaten haben einige Hongkonger Medien den emeritierten Bischof beschuldigt, die Studenten im Jahr 2019 zu einer Revolte gegen eine Reihe von Maßnahmen der Regierung angestiftet zu haben. Zen hatte in der Vergangenheit auch Kritik an der Kommunistischen Partei Chinas geäußert und Druck und Verfolgung von Religionsgemeinschaften angeprangert.

-aktualisiert um 17.43, ergänzt um Schreiben der Diözese Hongkong-

(vatican news - cs/pr)

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12. Mai 2022, 09:23