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Kriegsschäden: Orthodoxe Kirche in Tschernihiw Kriegsschäden: Orthodoxe Kirche in Tschernihiw 

Ukraine: Mehrheit für Verbot moskautreuer Kirche

Eine Mehrheit von 51 Prozent der Ukrainer befürwortet laut einer Umfrage ein Verbot der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats.

Nach Angaben des Kiewer Meinungsforschungsinstituts Rating lehnen hingegen 20 Prozent jegliche staatliche Einmischung in Angelegenheiten dieser Kirche ab. Weitere 21 Prozent sprachen sich zwar nicht für ein Kirchenverbot, aber für die Streichung von Zuschüssen an die Kirche und die Kündigung von Mietverträgen für Gotteshäuser aus.

Die restlichen Befragten äußerten keine Meinung oder sagten anderes, hieß es. Das Umfrageergebnis fiel je nach Region unterschiedlich aus. Im Osten waren 29 Prozent für ein Verbot der Kirche, im Westen 64 Prozent, im Landesinnern 53 Prozent und im Süden 46 Prozent.

Antrag auf Verbot im Parlament

Abgeordnete der Opposition beantragten im ukrainischen Parlament Ende März eine Auflösung der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats. Sie legten dazu zwei verschiedene Gesetzentwürfe vor. Die Parlamentarier der liberalen Partei Holos (Stimme) werfen in ihrem Antrag der mit Moskau verbundenen Kirche Sabotage am ukrainischen Staat und Zusammenarbeit mit dem Kreml vor. So hätten Ermittler nach dem Beginn des russischen Einmarschs am 24. Februar zwei Geistliche unter anderem wegen Kooperation mit russischen Geheimdiensten festgenommen.

Die Kirche weist die Anschuldigungen zurück. Sie sieht in den Verbotsanträgen einen Verstoß gegen die europäische Menschenrechtskonvention und die Landesverfassung. Die Abgeordneten wollten „Millionen Ukrainern das Recht auf Religionsfreiheit nehmen“, kritisierte sie.

Kirche weist Anschuldigungen zurück

Das Oberhaupt der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, Metropolit Onufri, habe alle Gläubigen aufgerufen, „unseren Staat, seine territoriale Integrität und Souveränität zu verteidigen“. Auch Mykhailo Podoliak, Chef-Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, lehnte im Fernsehen ein Verbot der Kirche ab.

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs sprachen sich laut der Umfrage 74 Prozent der Ukrainer für eine Trennung der ukrainisch-orthodoxen Kirche vom Moskauer Patriarchat aus und 7 Prozent dagegen. Im März waren noch 63 Prozent dafür. Das Institut befragte nach eigenen Angaben am 6. April telefonisch 1.200 Erwachsene in allen ukrainischen Bezirken mit Ausnahme des Donbass und der Krim.

60 Prozent der Ukrainer orthodox

Der orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. ist ein enger Verbündeter von Kreml-Chef Wladimir Putin. Russlands Krieg gegen die Ukraine rechtfertigte das Kirchenoberhaupt bei einem Gottesdienst als "metaphysischen Kampf" des Guten gegen das Böse aus dem Westen.

Rund 60 Prozent der Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Konfessionen an: der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und der Ende 2018 gegründeten eigenständigen (autokephalen) orthodoxen Kirche der Ukraine. Die moskautreue Kirche zählt in der Ukraine zwar deutlich mehr Gemeinden als jede andere Konfession. Aber in Umfragen bekannten sich die meisten Bürger zur neuen, unabhängigen orthodoxen Kirche.

(kap – sk)
 

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10. April 2022, 10:39