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Kyrill mit Präsident Putin - eine Aufnahme vom Februar Kyrill mit Präsident Putin - eine Aufnahme vom Februar 

Russland: „Große Einigkeit mit Papst“

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. bewertet die Lage in der Ukraine nach eigenen Angaben sehr ähnlich wie Papst Franziskus und der anglikanische Primas Justin Welby.

Kyrill I. betonte am Freitag in Moskau vor dem Obersten Kirchenrat, „wie wichtig es ist, dass sich bei meinen persönlichen Video-Kontakten mit dem Papst und dem Erzbischof von Canterbury ein hohes Maß an Einigkeit und Verständnis gezeigt hat“. Als vielleicht wichtigsten Eindruck habe er gewonnen, „dass unsere Gesprächspartner sich nicht von uns distanziert haben oder zu unseren Feinden geworden sind“.

Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche hatte am Mittwoch zuerst mit Franziskus und dann mit Welby per Videoschalte gesprochen. Dabei habe man vor allem die Frage der Sicherheit der Menschen in der Ukraine sowie die kirchliche Haltung zum „ukrainischen Thema“ erörtert, so Kyrill I. nun. Die Gespräche bewertete er positiv mit Blick auf die Aufrechterhaltung guter Beziehungen zwischen den Kirchen und auch auf die Entwicklung einer gemeinsamen Herangehensweise an die „Situation“ in der Ukraine. Den Begriff „Krieg“ verwendete der Patriarch nicht.

Kyrill gilt als enger Verbündeter von Putin

Kyrill I. führte nicht aus, wo die Kirchen übereinstimmten. Direkt nach dem Gespräch mit dem Papst hatte das Moskauer Patriarchat mitgeteilt, beide Seiten würden dem „laufenden Verhandlungsprozess“ große Bedeutung zumessen. Sie hofften zudem, „dass so bald wie möglich ein gerechter Frieden erreicht werden kann“.

Der Moskauer Patriarch gilt als enger Verbündeter von Präsident Wladimir Putin. Er rechtfertigte mehrfach den russischen Krieg gegen die Ukraine. Zudem übergab er jüngst dem Chef der in der Ukraine kämpfenden russischen Nationalgarde, Wiktor Solotow, eine Marienikone. Diese solle junge Soldaten inspirieren, die das Vaterland verteidigten.

In Novi Petrivtsy nördlich von Kiew, an diesem Samstag
In Novi Petrivtsy nördlich von Kiew, an diesem Samstag

Papst betonte: Kriege sind immer ungerecht

Franziskus hatte hingegen betont, Kriege seien immer ungerecht. „Diejenigen, die die Rechnung für den Krieg bezahlen, sind Menschen; es sind die russischen Soldaten und es sind die Menschen, die bombardiert werden und sterben“, zitierte ihn der Vatikan nach dem Gespräch mit Kyrill I. Kritiker werfen dem Moskauer Patriarchat vor, das Videotelefonat mit dem Papst für eigene Zwecke im Ukraine-Krieg zu instrumentalisieren und ihn der Öffentlichkeit als Partner der russisch-orthodoxen Kirche darzustellen.

Moskau begrüßt Vermittlungs-Angebote des Vatikan

Derweil hat ein ranghoher Vertreter des russischen Außenministeriums hat Vermittlungsangebote des Vatikan zum Krieg mit der Ukraine begrüßt. „Wir schätzen die mehrfach von unseren vatikanischen Partnern eingegangenen Angebote von jeglichen Vermittlungsdiensten im Dialog zwischen Russland und der ukrainischen Obrigkeit“, sagte der Leiter der ersten Europaabteilung des Ministeriums, Alexej Paramonow, am Samstag in einem Interview der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Die Kontakte mit dem Vatikan würden fortgesetzt.

Dank rechtzeitiger Angaben durch den Vatikan konnten laut Paramonow am 10. März mehr als 50 Waisenkinder aus einem Kiewer Vorort evakuiert werden. Es sei wichtig, dass sich der Vatikan nicht scheue, „Kiew aufzufordern, die Öffnung neuer humanitärer Korridore nicht länger zu blockieren und den Abzug der Zivilbevölkerung aus den Kampfgebieten zu verhindern“. Die ukrainische Regierung wirft allerdings Russland vor, Flüchtlingskonvois zu beschießen. Sie verlangt selbst seit langem Fluchtkorridore.

„Beispiellose Geste“

Der russische Diplomat würdigte den Besuch von Papst Franziskus in der russischen Botschaft beim Heiligen Stuhl am 25. Februar als „beispiellose Geste“. Damit habe das katholische Kirchenoberhaupt seine „besondere Aufmerksamkeit für die ukrainische Frage“ demonstriert. „Gleichzeitig, und das ist wichtig, sehen wir das als Beweis seitens Papst Franziskus für den freundschaftlichen und vertrauensvollen Charakter der Beziehungen zwischen Russland und dem Heiligen Stuhl“, so Paramonow.

Der Vatikan hatte nach dem Besuch des Papstes beim russischen Botschafter am zweiten Tag des russischen Einmarsches in der Ukraine mitgeteilt, Franziskus habe bei dem knapp halbstündigen Gespräch „seine Sorge über den Krieg zum Ausdruck gebracht“. Zuletzt hatte Franziskus den Krieg klar verurteilt und appelliert: „Beendet dieses Massaker!“

(kna – sk)

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19. März 2022, 10:16