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Ein Mann vor der russisch-orthodoxen Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau Ein Mann vor der russisch-orthodoxen Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau 

Russland: Strafe für Priester, der Blutvergießen verurteilte

Ein russisch-orthodoxer Priester, der sich kritisch zum Blutvergießen in der Ukraine äußerte, ist zu einer Strafzahlung verurteilt worden. Da es in Russland verboten ist, sich gegen die „Militäroffensive“ zu äußern, musste Priester Ioan Budrin rund 35.000 Rubel - umgerechnet etwa 400 Euro - zahlen, berichtet der italienische katholische Nachrichtendienst SIR.

Der Priester, der rund 400 Kilometer östlich von Moskau in der Stadt Karabanowo tätig ist, hatte demnach in einer Predigt vom 6. März unter Bezugnahme auf die Ukraine gesagt, dass unabhängig von jeglicher politischer Einschätzung „gegen das Gebot ,du sollst nicht töten`nicht so einfach verstoßen" werden könne. „Auch russische Soldaten töten ihre Brüder und Schwestern in Christus", soll der Geistliche in seiner Predigt gesagt haben. Ioan Budrin war daraufhin festgenommen, verhört und zu der Geldstrafe verurteilt worden. Er habe jedoch auch viel Unterstützung bekommen - die nötige Summe für die Strafzahlung wurde durch Spenden schnell erreicht. Er wisse auch von rund 300 Priestern, die einen Brief gegen den Krieg unterzeichnet hätten.

Den Glauben am Leben erhalten

Ioan Budrin hatte auf der Internetseite seiner Pfarrei bereits kurz nach Kriegsbeginn von „unzulässigem Blutvergießen" gesprochen. Ihm wurde nun auch verboten, sich öffentlich zu äußern. Im Interview mit dem italienischen katholischen Pressedienst Sir sagte der russisch-orthodoxe Priester: 

„Ich zwinge mich selbst dazu, weiter und klar zu sagen, was ich denke. Ich will mich nicht verstellen“

„Ich bin vorsichtiger geworden und das behagt mir nicht. Ich zwinge mich selbst dazu, weiter und klar zu sagen, was ich denke. Ich will mich nicht verstellen. Da ich auf der Internetseite meiner Pfarrei nicht mehr schreiben darf, habe ich einen Telegram-Kanal aufgemacht. Dort schreibe ich, was ich fühle und denke. Es geht nicht immer um Politik, denn mir geht es hauptsächlich darum, den Glauben in den Menschen am Leben zu halten, ihnen zu helfen, ihren Weg zu Christus zu finden und zu gehen."

Natürlich habe er auch etwas Angst, das sei menschlich. Und es sei auch töricht, gar keine Angst in dieser Situation zu haben. Sein Glaube gebe ihm jedoch Kraft. Durch die vielen Beerdigungen, die er schon geleitet habe, sei ihm der Gedanke an Tod und Auferstehung vertraut. Wer ihn bei der Polizei oder dem Metropoliten anzeige, bringe zudem nur die eigne Bösartigkeit zum Ausdruck, weshalb er Mitleid mit diesen Menschen habe. 

(sir - sst)

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28. März 2022, 11:06