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Frère Alois Löser, Leiter der ökumenischen Taizé-Gemeinschaft, hier bei einem Besuch bei Radio Vatikan Frère Alois Löser, Leiter der ökumenischen Taizé-Gemeinschaft, hier bei einem Besuch bei Radio Vatikan 

Frère Alois: Ukraine-Krieg ist Zerreißprobe

Für viele Familien mit Verwandtschaft in Russland und umgekehrt ist der Ukraine-Krieg eine Zerreißprobe. Das macht Frère Alois, Prior der ökumenischen Bruderschaft von Taizé, im Interview mit Vatican News deutlich. Das gelte auch in kirchlicher Hinsicht.

Anne Preckel und Xavier Sartre – Vatikanstadt

Die ökumenische Taizé-Gemeinschaft empfängt jedes Jahr traditionsgemäß Jugendliche aus ganz Europa, auch aus der Ukraine und aus Russland: „Die Verbindungen sind ganz stark und ganz tief - auch mit den verschiedenen Kirchen“, so der Leiter der Taizé-Gemeinschaft, der sich in diesen Tagen in Rom aufhielt.

Dass sich Russen und Ukrainer jetzt in einem „Bruderkrieg“ gegenüberstehen, sei vor Hintergrund der engen Verbindung beider Völker umso dramatischer und „sehr, sehr hart“, so Frère Alois. Er berichtet von einer Pilgerreise in der Region mit Jugendlichen im Jahr 2015. Zu diesem Zeitpunkt war der Konflikt im Donbas bereits in Gang.

„Es war eindrucksvoll, als wir ein Militärkrankenhaus in Kiew besucht haben, wo verwundete, ukrainische Soldaten lagen.“

„Die orthodoxe Karwoche haben wir damals in Moskau verbracht und danach sind wir nach Kiew gegangen, um dort die Osterwoche zu feiern. Das Besondere war, dass damals schon Jugendliche aus Russland mitgekommen sind. Denn schon damals gab es in Russland Angst: ,Wenn ich in die Ukraine gehe, dann erfahre ich dort Gewalt und Ablehnung…‘ Es war eindrucksvoll, als wir ein Militärkrankenhaus in Kiew besucht haben, wo verwundete, ukrainische Soldaten lagen. Uns hatte eine junge russische Frau begleitet. Und sie hat den Soldaten erzählt: ,Als Kind sind wir immer in die Ukraine gegangen, um unsere Cousins zu besuchen.‘ Ein ukrainischer Soldat berichtete: ,Meine Frau ist Russin.‘ Und da habe ich gespürt, wie stark die beiden Völker verbunden sind. Ganz viele Familien haben einen Teil der Familie in Russland und einen Teil der Familie in der Ukraine. Das macht diesen Bruderkrieg noch dramatischer.“

Hier zum Hören

Gespräch mit dem Papst

Für eine Wiederannäherung der Kirchen brauche es angesichts des entzweienden Krieges „ökumenisches Bewusstsein“, urteilt der Ökumene-erprobte Kirchenmann weiter.

Frère Alois hatte Papst Franziskus am vergangenen Montag im Vatikan getroffen. Dabei habe er dem Papst für dessen Gespräch mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. und „all das gedankt, was er für die Ukraine tut“. Auch ging es bei der Privataudienz um die Solidaritätsinitiativen der Taizé-Gemeinschaft für Flüchtlinge aus der Ukraine.

(vatican news – pr)
 

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24. März 2022, 12:30