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Kirche in Teheran - Aufnahme von 2020 Kirche in Teheran - Aufnahme von 2020 

Iran: Sorgen und Hoffnungen der katholischen Minderheit

Corona-Beschränkungen, fehlende Arbeitsplätze und Auswanderung: Das sind die schwierigsten Herausforderungen, denen sich die katholische Kirche im Iran gegenübersieht. Das sagte der chaldäisch-katholische Bischof von Urmia, Thomas Meram, jetzt in einem Interview mit der Nachrichtenagentur asianews.

„Die Christen im Iran sind nur eine kleine Gruppe“, so Meram, der auch Patriarchal-Administrator des iranischen Hauptstadt-Bistums Teheran ist. Die große Mehrheit der Iraner sind schiitische Muslime; von etwa 500.000 Christen sind 22.000 katholisch. Die Verfassung gesteht ihnen Kultfreiheit zu; die Christen haben auch ein Recht auf eigene Vertreter im Parlament.

Die Schwierigkeiten der Christen seien nicht fundamental andere als die der Mehrheitsgesellschaft, so der 78-jährige Bischof. „Die jungen Leute können sich das Heiraten nicht leisten, und die wenigen Paare, die heiraten, wollen keine Kinder.“ In seinem Bistum habe es im Lauf eines Jahres nur drei Hochzeiten und vier Taufen, aber dreißig Beerdigungen gegeben – „und hier ist die Lage noch besser als in Teheran, wo die Lebenshaltungskosten deutlich höher sind“.

Der einzige Seminarist studiert im Nachbarland

Corona habe die schwierige Lage der Menschen im Iran weiter verschärft. „Wir haben viele Menschen sterben sehen, die Kirchen waren leer; höchstens zehn, 15 Menschen beim Gottesdienst. Jetzt hat sich das verbessert, die liturgischen Feiern können wieder stattfinden, und bei Festen kommen über 200 Gläubige.“ Es sei für viele Katholiken leider zu einer „Gewohnheit“ geworden, nicht mehr in die Kirche zu gehen. Darum habe er viele Leute zu Hause aufgesucht, „um sie zurück in die Kirche zu holen“. Die kirchliche Jugendarbeit sei während des Lockdowns online weitergegangen.

Äußerst spürbar in den verschiedenen katholischen Kirchen im Iran ist nach Merams Angaben der Priestermangel. „Wir haben einen einzigen Seminaristen; er studiert in Erbil“ im Nordirak. Es sei schwierig, Priester aus dem Ausland ins Land zu holen; der vor einem Jahr ernannte römisch-katholische Erzbischof von Teheran, Dominique Mathieu, wartet bis heute auf seine Einreiseerlaubnis. Im Juni letzten Jahres haben die Behörden das Visum einer Ordensfrau, die 26 Jahre mit iranischen Leprakranken gearbeitet hat, nicht verlängert; sie war eine von zwei Ordensfrauen, die in Isfahan arbeiteten.

Thema Religionswechsel bleibt sensibel

Zwar beschreibt der Bischof die Beziehungen zu den Behörden als „gut“; auch mit den Muslimen im allgemeinen „gibt es keine besonderen Probleme“. Im Gegenteil – die Muslime im Iran hätten letztes Jahr sehr aufmerksam den Besuch von Papst Franziskus im Irak mitverfolgt und ihn positiv beurteilt. Doch das Thema Konversion und Religionswechsel bleibe im Iran „sensibel“.

Für die Zukunft der katholischen Gemeinschaften im Iran wäre es wichtig, die Auswanderung der jungen Leute zu stoppen und mehr Priesterberufungen zu bekommen, so der Bischof. „Auch wenn wir nur wenige Priester sind, geben wir unser Bestes. Wir hoffen auf die Zukunft, und bis dahin nutzen wir die Mittel, die wir haben, darunter die Socials, um die Gläubigen im Iran und in der Diaspora – in Australien, Kanada und Europa – zu erreichen.“ Thomas Meram hat ein Instagram-Profil, über das er liturgische Feiern live überträgt.

(asianews – sk)
 

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07. Februar 2022, 10:43