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Richter Mohamed Abdel Salam zu Besuch bei Radio Vatikan am 10. April 2021 Richter Mohamed Abdel Salam zu Besuch bei Radio Vatikan am 10. April 2021 

Ägypten: „Chrislam“ ist eine Fake News

Der ägyptische Richter Mohamed Mahmoud Abdel Salam hat Behauptungen über die geplante Schaffung einer neuen synkretistischen Religion mit dem Namen „Chrislam“ zurückgewiesen. Es handele sich um eine Desinformationskampagne, die sich gegen das in Abu Dhabi unterzeichnete „Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen" und das in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) im Bau befindliche Projekt des „Haus der Abrahamitischen Familie“ richte.

Im Internet kursiere seit einiger Zeit eine Reihe von Fake News zu dem interreligiösen Dokument, berichtet die vatikanische Nachrichtenagentur Fides. In den Artikeln werde behauptet, dass der Ansatz des Dokuments über die menschliche Brüderlichkeit aller Menschen, das im Februar 2019 in Abu Dhabi von Papst Franziskus und dem Imam von Al Azhar, Ahmed al-Tayyeb, unterzeichnet wurde, ein Versuch sei, alle abrahamitischen Religionen zu vereinen und eine „vereinte Weltreligion“ zu fördern, die den Namen „Chrislam“ erhalten solle.

Interreligiöses Projekt wird angegriffen

Die Desinformationskampagne habe sowohl im Westen als auch im Nahen Osten „viele Multiplikatoren“, betont Mohamed Mahmoud Abdel Salam. Der Richter des ägyptischen Staatsrats, der sich für das Abu-Dhabi-Dokument und die Bekämpfung von Gewalt im Namen der Religion einsetzt, enthüllte die Ergebnisse seiner Untersuchungen zu diesem Thema in einem Gastbeitrag auf der Website abouna.org. Darüber berichtet an diesem Montag die vatikanische Agentur Fides.

Die Fake News betreffen speziell das Projekt des „Hauses der abrahamitischen Familie“. Dabei handelt es sich um einen interreligiösen Komplex, der in Abu Dhabi, der größten Stadt der Vereinten Arabischen Emirate, nach einer Inspiration des Komitees für menschliche Brüderlichkeit gebaut werden soll. Auf demselben Gelände sollen eine Kirche, eine Moschee, eine Synagoge und ein Kulturzentrum nebeneinander stehen. Desinformanten behaupten nun, dies sei die Verwirklichung des Projekts der „vereinten Religion“, so der Richter.

Gegenseitiges Verständnis, aber keine Verschmelzung

Mohamed Mahmoud Abdel Salam betonte, dass die drei Gebäude voneinander getrennt sein würden und dass jedes Gebäude seine Verbindung zu seiner jeweiligen Glaubensgemeinschaft deutlich zum Ausdruck bringen werde. In den Gotteshäusern würden Riten und Liturgien nach ihren eigenen Traditionen abgehalten werden. In vielen Städten des Nahen Ostens befinden sich Kirchen, Synagogen und Moscheen seit Jahrhunderten oft nebeneinander auf demselben Grundstück.

Der ägyptische Richter erinnerte daran, dass die großen religiösen Traditionen die gleichen Sehnsüchte nach Frieden und Gerechtigkeit teilen würden. Das „Haus der abrahamitischen Familie“ - dessen Name auf die Verbindung von Juden, Christen und Muslimen mit dem Patriarchen Abraham, dem Vater aller Gläubigen, verweist - soll ein Zeichen dieses gemeinsamen Erbes sein.

Der Begriff „Chrislam“ tauchte übrigens bereits früher schon einmal und zwar in mehreren dystopischen Romanen des 20. Jahrhunderts als Ansatz für eine Verschmelzung von Christentum und Islam auf. Auch im nigerianischen Lagos entstand in den 1970er Jahren eine Gruppe, die sich als „Chrislam“ bezeichnete. Die Bewegung blieb jedoch auf dieses geografische Gebiet beschränkt.

(cath.ch/fides – mg)

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17. Januar 2022, 11:23