Begräbnis eines Polizisten, der im April 2021 bei einem Schusswechsel mit Rebellen getötet wurde Begräbnis eines Polizisten, der im April 2021 bei einem Schusswechsel mit Rebellen getötet wurde 

Indonesien: Kirche fordert Waffenstillstand bei Papua-Konflikt

Es ist ein fast vergessener Konflikt am anderen Ende der Welt, der erneut hochkocht: der Papua-Konflikt. Mehr als 30 Priester in der indonesischen Provinz Papua haben nun angesichts der anhaltenden Zusammenstöße einen Waffenstillstand zwischen den Sicherheitskräften und den separatistischen Rebellen, die für ihre Unabhängigkeit kämpfen, gefordert.

Schauplatz ist die Insel Neuguinea. Sie wird von zwei Staaten besetzt: Im Ostteil liegt der unabhängige Staat Papua-Neuguinea, der Westteil gehört zu Indonesien. Schon der schnurgerade Verlauf der Grenzlinie lässt erahnen, dass hier Kolonialisten ihre Hände im Spiel hatten. Während das Ende des Kolonialismus im Ostteil der Insel allerdings relativ friedlich vonstatten ging, sorgt dieses in der Westhälfte für einen bis heute andauernden Konflikt. Denn während Indonesien das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt ist, lebt im Westteil Guineas eine christliche Mehrheit. Viele Menschen in der indonesischen Provinz sehen sich als eigenständiges Volk und fordern daher ihre Unabhängigkeit von Indonesien.

Nach erneuten Rebellenangriffen: Tausende Binnenflüchtlinge in Kirchen

Erst am 28. Oktober kam es zu einem erneuten Angriff von Rebellen der Nationalen Befreiungsarmee West Papuas und der Befreiungsbewegung für Papua auf einen Militärposten in Sugapa, bei dem ein Kind getötet und ein weiteres verletzt wurde. Fast 6.000 Menschen sollen seitdem Zuflucht in örtlichen Kirchengemeinden im Bezirk Intan Jaya gesucht haben. Etwa 2.400 befänden sich allein in der St. Michael Kirche in Sugapa und 3.000 in einer katholischen Kirche in Agapa.

„Wir sind zutiefst besorgt um das Wohlergehen der Flüchtlinge und fordern daher beide Seiten auf, einen Waffenstillstand zu erklären.“

33 Priester der Diözese Timika sahen sich daher veranlasst, am 31. Oktober eine gemeinsame Erklärung abzugeben, in der sie die Gewalt verurteilten und zu einem Waffenstillstand in der unruhigen Region aufriefen, in der es in den letzten Jahrzehnten immer wieder zu kleineren Aufständen gegen die indonesische Herrschaft gekommen ist. „Wir sind zutiefst besorgt um das Wohlergehen der Flüchtlinge und fordern daher beide Seiten auf, einen Waffenstillstand zu erklären", so die Priester.

Weiterhin Zusammenstöße

Noch habe sich die Situation nicht beruhigt, erklärte Pater Dominikus Dulione Hodo am 1. November gegenüber UCA News: „Es werden immer noch Zusammenstöße in Sugapa gemeldet“. Pater Saul Wanimbo, Vorsitzender der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der Diözese Timika, sieht die Schuld für die Flüchtlingsbewegung beim Militär. Dieses sei dafür verantwortlich, dass Zivilisten immer wieder ins Kreuzfeuer des Konfliktes geraten, weil es Soldaten in bewohnten Gebieten stationiere. Doch auch die Rebellen würden zur Vertreibung der Menschen auf brutale Weise beitragen, etwa indem sie die Häuser der Menschen anzündeten.

Historischer Hintergrund

Der Papua-Konflikt begann mit der Unabhängigkeit Indonesiens im Jahr 1949 von den Niederlanden. Die einstige Kolonialmacht zog sich weitestgehend zurück, behielt aber zunächst die Oberhoheit über West-Neuguinea. Erst 1963 stimmte die Niederlande zu, auch West-Neuguinea dem indonesischen Einfluss zu übergeben, allerdings unter der Bedingung, die Bewohner West-Neuguineas in einem Volksentscheid über den Verbleib bei Indonesien abstimmen zu lassen. Diese Abstimmung, die 1969 stattfand, war jedoch keinesfalls frei und ging am Ende für den Verbleib bei Indonesien aus. Dennoch segneten die Vereinten Nationen diesen „Act of No Choice“, wie die Abstimmung von den Papuas abwertend genannt wird, ab. Aufgrund dieser Absegnung der UNO eines Referendums, das eigentlich keines war, fehlt es den Papuas an juristischen Argumenten, um die Unabhängigkeit von Indonesien zu erlangen. Damit unterscheidet sich die Ausgangslage West-Neuguineas etwa wesentlich von jener Ost-Timors, das 1999 nach jahrelangem Kampf gegen die indonesischen Truppen mit UN-Unterstützung die Unabhängigkeit erlangen konnte.

(ucanews – gh)

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02. November 2021, 13:46