Geistliche aus Ostkirchen beim Papstbesuch in Ur im März 2021 Geistliche aus Ostkirchen beim Papstbesuch in Ur im März 2021  

Irak: Erstes Treffen zwischen Patriarchen

Der neu gewählte Patriarch der assyrischen Kirche Mar Awa III. empfing am Donnerstag erstmals den chaldäischen Patriarchen Louis Raphael Sako. Die Lage der einheimischen christlichen Gemeinden im Irak und deren Zukunft standen dabei im Mittelpunkt des Besuchs.

Patriarch Mar Awa empfing Sako in seiner Residenz in Ankawa, einem überwiegend christlichen Vorort von Erbil, der Hauptstadt der autonomen Region Kurdistan. Der chaldäische Patriarch beglückwünschte seinen assyrischen Amtskollegen zu seiner Ernennung zum Patriarchen und wünschte ihm, dass er mit Hingabe und Freude der alten assyrischen Kirche des Ostens dienen und sich für die Einheit der Christen einsetzen möge.

Erst am 8. September wurde Mar Awa, geboren als David Royel, zum 122. Patriarchen der Assyrischen Kirche des Ostens gewählt und tritt damit die Nachfolge von Patriarch Mar Gewargis III Sliwa an, der im Februar 2020 angekündigt hatte, aus gesundheitlichen Gründen vom Amt zurückzutreten.

Enge Beziehungen

Die assyrische und die chaldäisch-katholische Kirche, die dem Papst unterstehen, hegen sehr enge Beziehungen. Seit gut 20 Jahren gibt es eine bedingte Eucharistiegemeinschaft. Die Gläubigen beider Kirchen können in der jeweils anderen Kirche die Eucharistie empfangen, wo die pastorale Situation dies erfordert. Seit 2013 gibt es auch offizielle Bemühungen, die beiden Kirchen zu vereinen. Damals richtete Louis Raphael Sako, der wenige Monate zuvor zum Patriarchen der chaldäischen Kirche ernannt worden war, eine offizielle Einladung an den damaligen assyrischen Patriarchen Mar Dinkha IV, um gemeinsam einen Weg des Dialogs zur Wiederherstellung der vollen kirchlichen Gemeinschaft zwischen der chaldäischen und der assyrischen Gemeinschaft einzuschlagen.

„Ich ergreife diese Gelegenheit, um den Wunsch der chaldäischen Kirche nach dem Beginn eines Dialogs für die Einheit zum Ausdruck zu bringen, der dem Wunsch Jesu entspricht. Die Aufnahme dieses Dialogs ist heute angesichts der großen Notlagen, die unser Überleben bedrohen, dringend erforderlich. Ohne Einheit gibt es für uns keine Zukunft. Die Einheit kann dazu beitragen, unsere Präsenz zu sichern", erklärte Sako damals.

Tatsächlich geraten die einstigen Meinungsverschiedenheiten, die im 16. Jahrhundert zum Bruch geführt hatten, angesichts der Tatsache in den Hintergrund, dass die Christengemeinde nicht nur in Mesopotamien, sondern im gesamten Nahen Osten um ihr Überleben kämpft. Im Irak lebten 1987 noch 1,4 Millionen Christen, nur ein Drittel ist bis heute geblieben.

(fides – gh)

 

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23. Oktober 2021, 14:55