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Religionsphilosoph: Nährboden für Religiosität in Slowakei schwindet

Anlässlich des aktuellen Besuchs von Papst Franziskus in der Slowakei hat der tschechische Religionsphilosoph Tomáš Halík auf die zunehmende Säkularisierung in Ostmitteleuropa hingewiesen.

„Später als Tschechien verlieren die Slowakei und Polen erst jetzt den kulturellen und sozialen Nährboden traditioneller Religiosität. Die Ortskirchen scheinen sich auf diese Veränderungen nicht vorbereitet zu haben und sind verblüfft oder weigern sich, sie anzuerkennen", schrieb Halík in einem ausführlichen Gastkommentar in der in Bratislava erscheinenden Tageszeitung „Dennik N".

Schnellste und radikalste Säkularisierung Europas: Polen

Polen erlebe derzeit die schnellste und radikalste Säkularisierung aller europäischen Länder, hält der katholische Priester, Philosoph und Soziologe fest. In gewissem Maß wiederhole sich in Polen, was zuvor lange als „katholisch" angesehene Länder wie Spanien, Portugal, Irland und andere betroffen habe. „Dieser Prozess beginnt immer mit dem Austritt der Intelligenz und der Jugend aus der Kirche und breitet sich dann auf die gesamte Gesellschaft aus. Derzeit halten nur 18 Prozent der Polen unter 30 Jahren Religion für wichtig für ihr Leben."

„Derzeit halten nur 18 Prozent der Polen unter 30 Jahren Religion für wichtig für ihr Leben“

Der gegenwärtige Niedergang des traditionellen Katholizismus speziell in Polen hat für Halík mehrere Ursachen - von den erwähnten kulturellen Veränderungen bis hin zu politischen Problemen. Die Koalition des konservativen Teils der polnischen Hierarchie und des Klerus mit der national-populistischen Regierung der PiS habe der Kirche in Polen in kurzer Zeit viel mehr geschadet, als die Kommunisten in Jahrzehnten mit all ihren Machtmitteln anrichten konnten.

Slowakei-Papstbesuch als Impuls für spirituelle Erneuerung begreifen

Zum Besuch des Papstes in der Slowakei schreibt Halík: „Sicher wird wichtig sein, was der Papst in seinen Predigten und Fürbitten der slowakischen Kirche und Gesellschaft sagt - aber auch, was er den slowakischen Bischöfen privat sagt - und wie sie es sich zu Herzen nehmen." Entscheidend werde sein, inwieweit die Slowaken den Besuch „nicht als Show für die Medien oder als eine erweiterte Version der Volkswallfahrt betrachten, sondern als Impuls für spirituelle Erneuerung und Transformation akzeptieren".

(kap – gs)

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13. September 2021, 14:44