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Vorsitzender der polnischen Bischofskonferenz: „Viele Fehler gemacht“

Der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanisław Gądecki, räumte in seiner Eröffnungsrede zur Kinderschutzkonferenz in Warschau am Sonntag Fehler der Kirche ein und würdigte den Druck der öffentlichen Meinung bei diesem Thema. In Punkto Missbrauchsprävention habe Polens Kirche noch viel zu tun.

„Wir sind hier versammelt, um von der Gleichgültigkeit und noch mehr vom Desinteresse an der Ungerechtigkeit geheilt zu werden“, betonte der Bischofskonferenz-Vorsitzende am Sonntagnachmittag bei der Kinderschutzkonferenz in Warschau in seinem Eröffnungsvortrag.

Es gibt noch viel zu tun

Mit Blick auf das Engagement der polnischen Kirche im Bereich Kinderschutz verwies der Erzbischof auf gemachte Fortschritte wie etwa die Einrichtung von Missbrauchsbeauftragten in allen Diözesen und männlichen Ordenskongregationen. Seit dem Papsterlass „Vos estis lux mundi“ von 2019  hatte Polens Kirche sich verstärkt um die Umsetzung der Vatikanvorgaben bemüht. Gleichwohl gebe es noch viel zu tun, räumte Gądecki ein: Angesichts des „enormen Schmerzes“ und der „großen Schäden“ blieben viele „heroische Anstrengungen“ im Bereich der Prävention und Aufarbeitung „unzureichend“. Auch würden immer „neue Dramen entdeckt“, führte der Erzbischof an, der Fehler der Kirche in Polen beim Umgang mit dem Thema einräumte:

„Wir müssen auch ehrlich eingestehen, dass wir viele Fehler gemacht und auch diejenigen vernachlässigt haben, die in der Kirche verwundet worden sind. Diese Konfrontation mit der Wahrheit darf uns jedoch nicht zu Defätismus oder Verzweiflung verleiten. Was wir brauchen, ist die pastorale Umkehr, von der Papst Franziskus spricht, ein Wandel im Denken und Handeln, bei dem die Aufnahme und der Schutz des Kindes und die Hilfe für die Opfer zu einer Priorität werden".

Druck der öffentlichen Meinung berechtigt

Dass das Thema in Polen jetzt in der öffentlichen wie kirchlichen Aufmerksamkeit stehe, sei „nicht nur auf die beharrliche Arbeit vieler Menschen und Institutionen der Kirche zurückzuführen (…), sondern auch auf den Druck der öffentlichen Meinung, die von uns zu Recht klare Haltungen und Handlungen in dieser Frage verlangt“. In Polen hatten Journalisten und Medienvertreter Betroffenenberichte aufgegriffen und publik gemacht, was eine Lawine der Entrüstung unter Gläubigen auslöste und dem in Polen traditionell großen Rückhalt der katholischen Kirche zusetzte. Die staatliche Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch in Polen schlug der Kirche am Freitag eine gemeinsame Forschungsgruppe vor, um Akten der katholischen Kirche zu sichten und untersuchen. 

Bei dem Thema Missbrauch in der Kirche gehe es nicht allein sexuellen Missbrauch, sondern auch um „Missbrauch von Macht und Gewissen“, pflichtete Erzbischof Gądecki in Warschau Papst Franziskus bei. Dies vergrößere die schweren psychischen und seelischen Verwüstungen bei den Betroffenen noch.

(vatican news – pr)
 

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19. September 2021, 17:00