Protest gegen das Militärregime in Myanmar Protest gegen das Militärregime in Myanmar 

Myanmar: Landesweite Demos

In Myanmar ist es am Sonntag landesweit zu Demonstrationen gegen die regierende Militärjunta gekommen. Anlass war der Jahrestag der blutigen Niederschlagung des Aufstands vom 8. August 1988 gegen die damalige Militärregierung.

Die Armee hatte vor sechs Monaten am 1. Februar 2021 die demokratisch gewählte Regierung gestürzt und De-Fakto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi sowie andere hochrangige Politiker ihrer Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) festgenommen.

Der Aufstand von 1988 bedrohte damals die Herrschaft der Armee, die sich 1962 an die Macht geputscht hatte. Die Demonstranten erinnerten laut asiatischen Medien am Sonntag mit Slogans wie „Lasst uns zusammen für den unvollendeten Befreiungskampf der 8.8.88-Menschen kämpfen“ an den Aufstand vor 33 Jahren.

Erste größere Proteste seit Monaten

Die Demonstrationen in Yangon, Mandalay und anderen Städten waren die ersten größeren Straßenproteste seit Monaten. Nachdem die Junta die Massenproteste der ersten Wochen nach dem Putsch gewaltsam unterdrückt hatte, griff der Widerstand zu alternativen Protestformen wie Flash-Mob-Aktionen, aber auch gewaltsamen Guerrilla-Attacken auf Behörden und Beamte der Junta. In den von ethnischen Minderheiten dominierten Gebieten Myanmars führt die Armee einen Bürgerkrieg gegen die „Ethnic Armed Organisations“, die sich dem Widerstand angeschlossen haben.

Bei dem nach seinem Datum „8888“ benannten Volksaufstand wurden seinerzeit mehr als 3.000 Menschen erschossen; Zehntausende wurden inhaftiert oder flohen ins Exil. Während des Aufstandes wurde Aung San Suu Kyi als Tochter von Birmas Freiheitsheld Aung San zur Ikone der Demokratiebewegung. Viele der überlebenden Aktivisten wurden zu einem politischen Faktor und gründeten die NLD. Die Ziele der 8888er-Generation und des Widerstands gegen die heutige Junta gleichen sich: Demokratie, ein föderales System und die Entfernung des Militärs aus Politik und Wirtschaft.

Konflikt und Pandemie

Myanmar leidet gleichzeitig unter Konflikt, Pandemie und dem Niedergang der Wirtschaft. Das Welternährungsprogramm warnte am vergangenen Freitag vor einer drohenden Hungersnot in Myanmar. Bis Oktober könnten sechs Millionen Einwohner hungern, hieß es in einer Presseerklärung. Betroffen sei nicht nur die Landbevölkerung in den Konfliktregionen, sondern auch die Armen in den Großstädten.

Kritik wurde zudem daran laut, dass Corona-Impfstoffe in Myanmar bislang nur Regierungsangestellte, Frontsoldaten und Menschen über 60 Jahren erreichten, während sich das Virus mit seiner Delta-Variante rasch ausbreitet.

(kna/sir – pr)
 

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08. August 2021, 13:56