Bischof Thabet Mekko Bischof Thabet Mekko 

Bischof: Irak blickt besorgt auf Afghanistan

Der Machtwechsel in Afghanistan mit allen dramatischen Folgen könnte auch massive negative Auswirkungen auf den Irak haben. Das befürchtet der chaldäische Geistliche Paul Thabit Mekko.

Mekko wurde vor Kurzem von der Synode der Chaldäisch-katholischen Kirche zum Koadjutor-Bischof der Eparchie Alkosch im Irak gewählt. Papst Franziskus hat der Wahl bereits zugestimmt. Als Koadjutor steht Mekko dem amtierenden Bischof von Alkosch, Mikha Pola Maqdassi, zur Seite und kann nach dessen Emeritierung mit der Nachfolge rechnen.

Der Abzug der US-Truppen, der Fall Kabuls und die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan „erinnerten viele Iraker an das tragische Schicksal Mossuls im Sommer 2014“, als die Stadt vom IS erobert wurde, so P. Mekko laut dem Pro-Oriente-Informationsdienst vom Freitag. Ausschlaggebend für den Sieg der Dschihadisten war damals der Abzug der irakischen Truppen, die ihre Waffen zurückließen.

P. Mekko setzte sich damals für die Betreuung von christlichen, muslimischen und jesidischen Flüchtlingen ein. Inzwischen steht er der chaldäischen Gemeinde der Kleinstadt Karamles in der Ninive-Ebene vor. Auch Karamles war vom IS erobert worden. Inzwischen ist rund die Hälfte der ehemaligen christlichen Bevölkerung zurückgekehrt.

Angst vor Truppen-Abzug auch im Irak

In irakischen Medien und vor allem auch in den Sozialen Medien werden die USA im Blick auf Afghanistan heftig kritisiert. Viele Iraker befürchten, dass die US-Truppen auch den Irak verlassen, die reguläre Armee des Irak zerbrechen und das Land in die Hände extremistischer Gruppen fallen könnte. „In letzter Zeit gab es Gerüchte über einen möglichen Abzug der US-Truppen“, berichtete P. Mekko dem römischen Pressedienst „Asianews“. Das löse große Ängste aus.

Schon jetzt sei die Lage „nicht ruhig“. Es würden „hier und da Angriffe in Städten und gegen sensible Ziele“ einschließlich lokaler US-Stützpunkte gemeldet. P. Mekko: „Der Islamische Staat steht dahinter oder Kräfte, die daran interessiert sind, Verwirrung zu stiften.“ - Der IS wurde zwar 2016/17 militärisch weitgehend besiegt, aber nicht gänzlich vernichtet. Und er ist auch wieder mit Terroranschlägen aktiv.

Die „Mentalität, die in Kabul herrschen wird“, sei besorgniserregend. Die Weltsicht der Taliban sei „ähnlich der des Islamischen Staates, der dunklen und düsteren Herrschaft“, so Mekko. Natürlich „ist der Irak heute nicht Afghanistan, aber es ist klar, dass diese Gruppen das Land stärker im Griff haben werden, wenn die Koalitionstruppen abziehen“.

Bischof Mekko wurde 1976 in Karamles geboren. Er studierte nicht nur Theologie, sondern auch Geologie. Seine theologischen Studien absolvierte er in Rom. 2008 wurde er zum Priester geweiht. Bis 2014 wirkte Mekko bereits in Karamles, nach der Eroberung der Ninive-Ebene durch den IS kümmerte er sich in Erbil, der Hauptstadt der Autonomen Region Kursiatan, um die vielen Flüchtlinge. Er war und ist zudem Professor am Babylon College in Erbil. Seit 2017 wirkt Mekko wieder als Seelsorger in Karamles.

(kap/pro oriente/asianews -pr)
 

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27. August 2021, 14:31