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Kindergräber in Kanada: Erzdiözese Toronto startet Aufarbeitung

Als Reaktion auf die Tragödie der Internatsschulen für Indigene, die nach der Entdeckung von Hunderten anonymer Gräber für Aufsehen sorgte, schreiten immer mehr kanadische Diözesen zur Tat. Nachdem vor einigen Tagen bereits ein Dokument veröffentlicht wurde, das Antworten auf die Fragen vieler Gläubiger zu dieser dunklen Seite in der Geschichte des Landes geben soll, die auch die Verantwortung der Kirche in Frage stellt, kündigte die Erzdiözese Toronto drei neue Initiativen an.

Dabei handelt es sich um Bildungsprojekte, die darauf abzielen, Geistliche und Gläubige über das „tragische Erbe der Internatsschulen“ zu informieren, wie es in einer Mitteilung des Bistums heißt. Konkret geht es um Initiativen zur psychologischen und spirituellen Unterstützung der Überlebenden und derjenigen, die immer noch unter den Traumata leiden, die von den Generationen vererbt wurden, die diese Erfahrung durchlebten; sowie den Start einer Spendenkampagne zur Finanzierung der „laufenden Heilungs- und Versöhnungsbemühungen“.

„Obwohl die Erzdiözese keine Internatsschulen betreibt“, heißt es in einer Erklärung, „haben wir die Verantwortung, Schritte zu unternehmen, die wirklich sinnvoll sind, um mit den indigenen Gemeinschaften den Weg der Versöhnung zu gehen und dabei zu helfen, das im Internatssystem erlittene Trauma zu heilen“. Die Kirche von Toronto erklärt weiter, dass sie Arbeitsgruppen gebildet habe, „die offen für Beiträge der indigenen Gemeinden sind, um zu verstehen, wie man helfen und diese Interventionen auf den Weg bringen kann“.

Bewusstsein schärfen

Bildungsprojekte zielten darauf ab, das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie sich diese Tragödie weiterhin auf indigene Völker auswirke, und ein größeres „Verständnis für indigene Spiritualität“ zu fördern. Was die psychologische und spirituelle Unterstützung betrifft, so wurde die Einrichtung von „Beratungskreisen in persönlicher Form oder in Gruppen, Workshops,  Gebet und Versöhnungsdiensten“ vorgeschlagen. Im Hinblick auf die Finanzierung dieses Heilungs- und Versöhnungsprozesses richtete die Erzdiözese bereits einen Hilfsfonds ein.

Während die Kirche in Toronto anerkenne, dass der Weg der Versöhnung Jahre dauern werde, bekräftigte die Erzdiözese mit den Worten der „Missionary Oblates of Mary Immaculate of Canada“ von 1991, dass der Missbrauch in den Internatsschulen für Indigene „unverzeihlich und unerträglich“ seien und dass die bloße Existenz dieser Einrichtungen für Gewalt stehe.

150.000 Kinder aus ihren Familien gerissen

Es wird geschätzt, dass zwischen 1883 und 1996 150.000 indigene Kinder aus ihren Familien gerissen und gezwungen wurden, staatliche Internatsschulen zu besuchen, als Teil der Politik der Bundesregierung zur Assimilierung der indigenen Bevölkerung. Im Jahr 2015 veröffentlichte die kanadische Wahrheits- und Versöhnungskommission nach sieben Jahren Forschung einen Bericht, der die Misshandlung und die schlechten Bedingungen, unter denen diese Kinder leben mussten, detailliert beschreibt. Viele von ihnen - mindestens 4.000 - starben an Krankheiten, Hunger, Kälte und anderen Ursachen, die noch nicht geklärt sind.

In den letzten Wochen haben sich die kanadischen Bischöfe mehrfach zu Wort gemeldet, um ihre Solidarität und die Bereitschaft der Kirche auszudrücken, mit den sogenannten „First Nations“ bei der Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit zusammenzuarbeiten. Eine Einladung an die politischen und religiösen Autoritäten Kanadas, sich „demütig auf einen Weg der Versöhnung und der Heilung einzulassen“, sprach auch Papst Franziskus beim Angelus am 6. Juni aus, nachdem der Fall der Internatsschule in Kamloops, British Columbia, bekannt geworden war.

(vatican news – mg)

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21. Juli 2021, 10:59