Bangladesh: Inzwischen wird  auch der Sauerstoff knapp Bangladesh: Inzwischen wird auch der Sauerstoff knapp 

Corona in Bangladesh: Bericht einer Ordensfrau an vorderster Front

Covid-19 hat Bangladesch weiter fest im Griff. Roberta Pignone, italienische Ordensfrau und Ärztin, leitet seit 2012 in Khulna, im Süden des Landes, das Damien-Krankenhaus für Tuberkulose- und Leprakranke. Eine Bestandsaufnahme aus dem südasiatischen Land.

Seit dem ersten Juli ist Bangladesch wieder im Lockdown: Man darf das Haus nicht verlassen und außer den Rikschas, die jetzt doppelt soviel kosten, gibt es keine Fortbewegungsmittel. „Ich fürchte, dass die Ansteckungszahlen unterschätzt werden“, schildert die Missionsschwester von der Unbefleckten Empfängnis die triste Lage vor Ort. „Die offiziellen Zahlen sprechen von 955.000 Fällen in ganz Bangladesch und 15.000 Todesfällen. Waren früher vor allem die Großstädte betroffen, sind es jetzt die ländlichen Gebiete. In den urbanen Zentren sind die Fälle seit dem Eintreffen der Impfstoffe zurückgegangen.“

Hohe Dunkelziffer

Doch die Menschen hätten den Ernst der Lage nicht wirklich erkannt, beklagt Sr. Roberta. Viele würden keine Maske tragen, von Distanzierung und Hygiene sei ohnehin keine Rede. Und wer infiziert sei, würde sich nicht immer in die Selbstisolation begeben, sondern sein normales Leben oft einfach weiterführen. Die Dunkelziffer sei also sehr hoch. Das wahre Problem aber sei die Armut, stellt die italienische Ordensfrau fest: wie soll man Menschen, die im Lockdown zu verhungern drohen, auch begreiflich machen, dass sie das Haus nicht verlassen dürfen, um arbeiten zu gehen oder Lebensmittel zu kaufen?

Inzwischen wird auch der Sauerstoff knapp...

Dass sie und das restliche Krankenhauspersonal bereits ihre zweite Impfdosis erhalten hätten, sei ein großes Glück, so Sr. Roberta. So könnten sie ihre Arbeit mit Tuberkulose- und Leprapatienten fortsetzen. Doch die Lage im Land sei instabil, inzwischen werde auch der Sauerstoff knapp, die verzweifelte Bevölkerung habe bereits den Rücktritt des Gesundheitsministers gefordert. Man fürchtet, dass die Pandemie wie in Indien vollkommen aus dem Ruder laufen könnte.

Dennoch lässt sich die Ordensfrau aus Italien nicht entmutigen. „Ich bitte den Herrn, mir weiterhin die Kraft und die Fähigkeit zu geben, den mir anvertrauten Menschen nahe zu sein. Meine Kraft kommt vom Herrn, der mich seinen Balsam spüren lässt, damit auch ich weiter für diese Menschen da sein kann,“ schließt ihre Bestandsaufnahme aus Bangladesh.


(asianews – skr)
 

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09. Juli 2021, 10:58